Kapitel 70

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Es müssen die Hormone sein. Ich muss halluzinieren. "Du bist so dumm." Richten sich seine Worte an mich. "Wie geblendet muss man sein?" Er hält seine Waffe seitlich an Namjoons Kopf und hält ihn mit einem Würgegriff fest. Er selber steht da mit einer düsteren Miene. "Jimin... wieso?..." Hinterfrage ich sein Tun. Ich bin extrem verwirrt und fühl mich komplett von der Realität entfernt. "Nimm die Waffe runter Jimin, was soll das?" Er seufzt genervt und schließt für eine Sekunde seine Augen. "Du verstehst es nicht oder?" Ganz unerwartet, wahrscheinlich aufgrund eines Fehlers, startet sich die Musikanalage und ein Song den ich nicht kenne spielt los. Auf dem Monitor steht Knee Socks von Arctic Monkeys. Dieser Song verpasst dieser Situation ein ganz falsches Gefühl. "Ich liebe dich Misun, das weißt du. Blut ist dicker als Wasser, aber wenn du dich lieber fürs Wasser entscheidest..." Er schaut gespielt traurig. Nervös beginne ich unbemerkt meinen Bauch zu streicheln. "Wovon redest du da Jimin? Du verwirrst mich ständig!" Was soll ich tun? Denk nach! Denk nach! Ohne zu zögern drückt er ab und lässt Namjoons Körper kalt und trocken auf den Boden fallen. Ich spüre jedes einzelne meiner Haare aufsteigen. Er hat Namjoon gerade... getötet. Nicht lange kann ich mich halten, bis ich mit meinen Knien auf den Boden falle. "Er hat zwar nichts getan, aber mein Arm ist eingeschlafen." Mein Mund wird mit jeder Sekunde immer trockener. Namjoons offene leblose Augen starren mir in die Seele als würde er immernoch um sein Leben kämpfen. Wieso muss alles immer so enden? "Jimin! Was soll das!" Schreie ich nach Erklärungen um aus meinem Wahn zu kommen. "Jimin!" Ich lasse meine Arme links und rechts neben meinem Oberkörper baumeln sodass meine Finger leicht den Boden berühren und starre schweratmend hinauf auf die weiße Decke. Leise klopft es schließlich an der Tür, ganz leicht, als hätte die Person dünne schmale Finger. Was unser beider Aufmerksamkeit erlangt. "Das Essen ist da!" Ruft eine junge weibliche Stimme rüber. Jimin reißt die Tür auf und richtet seine Waffe auf die junge gut gekleidete Angestellte. "Kommen Sie rein." Befielt er ihr, was sie schließlich mit ihrem Wagen tut. "Eh... Hauptmenü 7 mit extra Beleg... extra Getränken... und ein Muffin." Gibt sie verwirrt und beängstigt von sich. "Halten Sie ihre Fresse und setzen Sie sich." Befielt Jimin ihr erneut. Was ist auf einmal los mit ihm? Scheinbar ist niemand der der er wirklich ist. Selbst Jungkook hat eine andere Seite. "Iss Misun. Ich will nicht dass du Hunger hast." Sauer erhebe ich mich. "Tu nicht so als würdest du dich um mich kümmern!" Er legt seine Hand auf seine gerunzelte Stirn. "Du bist meine kleine Schwester!" Weiß er eigentlich was er gerade tut? "Wieso hast du dann meinen Leibwächter erschossen?" Noch fester runzelt et seine Stirn und schließt seine Augen. "Nein das war ich nicht." Immer mehr frage ich mich was das Ganze soll. Widerwillig laufe ich zum Wagen und schiebe ihn rüber zum Fenster an dem ein kleiner Tisch steht. Ich zeige nicht wie sehr ich Angst vor seiner Waffe habe und verfrachte das Essen auf den Tisch. Zu guter Letzt nehme ich den Muffin vom Tisch. Erst jetzt sehe ich, dass auf ihm was mit bunter Zuckerfarbe geschrieben ist. Für das Baby steht auf ihm geschrieben. Ich kann nicht anders als meine Hand vor den Mund zu halten und zu weinen. Er hätte mit Sicherheit gut auf das Baby aufgepasst! Ich hab mich grad so gut mit ihm verstanden! Was wird mit seinen Kindern? "Das kann gar nicht sein! Ich hab alles abgeriegelt!" Schreit er plötzlich in sein Headset das ich vorher nicht bemerkt habe. Ich hab solche Angst, wo ist Jungkook? Wieso ist plötzlich keiner mehr hier?

Ich esse mein Teller Spaghetti zuende und schaue dabei zu wie Jimin immer nervöser durch den Raum läuft. "In welcher Etage ist er?" Er bleibt stehen, um wahrscheinlich konzentrierter zu hören was der andere sagt. "Hallo? Hallo!" Aggressiv reißt er sein Headset vom Kopf und schmeißt ihn mit voller Wucht auf den Boden. Im gleichen Takt lasse ich zitternd meine Gabel aufs Teller fallen. "Sie haben die Verbindung abgebrochen!" Er macht mir solche Angst, ich weiß nicht was er als nächstes tun wird. Ich schaue links rüber zur Angestellten die sich inzwischen an die Wand gesetzt hat und ohne zu blinzeln auf den Boden starrt. Vermutlich ist sie vor Angst im Standby Modus. Im Hintergrund läuft mittlerweile ein neues Lied vom Interpreten. Diese Musik passt überhaupt nicht zu dieser Situation. Dieser Song gehört in ein Club, in eine Nachmittags Gartenparty oder in den Kopfhörer einer Jugendlichen unterwegs zum Freund, aber nicht hier. Ich merke langsam dass es egal ist was ich tue. "Jimin. Sag einfach was du da machst." Er steht mitten im Raum, direkt vor der Tür und hält seine beiden Hände an der Hüfte. Wie ein Model das durch den Laufsteg läuft. "Wir nehmen uns zurück was uns gehört." Sagt er schließlich ruhig, jedoch versteckt mit so viel Elan. "Wen?" Sie meinen ja wohl hoffentlich nicht mich. Ich bin kein Objekt das du irgendwem gehört. "Guck auf den Monitor" Fordert er mich auf. Geschrieben in blauer Digitalfarbe steht da Do I Wanna Know?. "Schlau. Ja will ich." Nun hat er sich mit seiner Position weiter zu mir gedreht. "Du kleine Schlampe hast dich lieber vom Geld ablenken lassen anstatt dich zu erkundigen wer deine richtige Familie ist. Und jetzt wächst diese eklige Brut in dir." Zwei Sätze die mir meine komplette Farbe aus dem Gesicht ziehen. Er weiß doch ganz genau dass ich keine Ahnung von der Vergangenheit habe. "Mama und Papa haben auch nichts gegen ihn gesagt! Jetzt lüg nicht!" Leise, hört man die Frau im Hintergrund wimmern. "Papa glaubt an Frieden. Und nun guck wo er ist." Immer wütender werde ich. "Sag doch einfach dass du und Don die beiden bösen Brüder seid! Das hat nichts mit Familie zutun!" Emotionslos schaut er auf den Boden. "Sie sind eh gleich hier" Gibt er mit einem etwas geschlagenen Ton von sich. "Immerhin bin ich nicht alleine." Sind seine letzten Worte eher die Tür eingeschlagen wird. Mit diesem Rocklied im Hintergrund fühle ich mich wie in einem Actionfilm. Mit nur zwei Schritten erreicht Jungkook Jimin und verpasst ihm so sehr eine dass er auf den Boden fliegt. Er packt Jimin an Kragen und zieht in nochmal bis auf Augenhöhe hoch. "Wage es noch ein einziges Mal Park Jimin und ich reiß dir deine Innereien raus, so wahr mir Gott helfe." Jimin lächelt, teilweise unfähig einen Satz von sich zu geben. Jungkook wirft ihn auf den Boden und verpasst ihm weitere Schläge. Es tut so weh mit anzusehen. Irgendwann müssen seine Männer ihn aufhalten, ehe Jimin.... nicht mehr kann. Jimin und die Frau werden schnell abgeführt und im Hintergrund hört man schließlich Sirenen. Wobei ich mir nicht sicher bin ob sie nicht schon die ganze Zeit läuteten. Bis endlich der letzte den Raum verlässt, sind wir beide allein. Noch immer sitzt Jungkook schweratmend und mit blutigen Händen auf dem Boden. Sein Gesicht ist dem Boden gerichtet. "Einen Scheißdreck holt er sich zurück." Er hört sich total fertig, rau und wutüberfüllt an. Ähnelt einem Löwen der kurz davor ist seine Beute zu fangen. Mit einer Leichtigkeit die ich nicht erwartet hätte steht er auf und wandert zur Musikanalage. "Diese Scheiße" Sagt er, bevor er es abstellt. Endlich traue ich mich vom Tisch aufzustehen. Erst jetzt sehe ich, wie dunkel es im Raum ist. "Ich hab alles gesehen, du musst nicht darüber reden." Erzählt er schließlich und schaut dabei weg. Als würde er nicht wollen dass ich mich unangenehm fühle. "Er hat mir einen Muffin hochbringen lassen-" Meine Stimme bricht. "-für das Baby." Mit kleinen Schritten läuft er den Raum entlang zu mir und nimmt mich sanft in die Arme. Dabei streichelt er meinen Kopf und hält mich an der Hüfte fest. "Ich bewundere wie stark du bist" Redet er leise auf mich ein. "Weißt du eigentlich wie stolz du drauf sein kannst was du in deinem Bauch hast? Keines seiner Worte stimmen." Er legt eine kleine Pause ein und beginnt unsere Körper hin und her zu bewegen. "Unsere Tochter ist der Weg zum Frieden und ich würde alles für sie tun."

The Other Side Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt