Kapitel 74

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Aus Reflex bücke ich mich und zunächst höre ich nur laute Schüsse in alle Richtungen, bis das Auto plötzlich von der Spur driftet. Ach du scheiße! Beschützerisch halte ich mein Bauch fest während Kalen versucht das Auto gerade zu lenken und ich durch das ganze Auto fliege. Mist! Als wäre das nicht schon schlimm genug, ertönt plötzlich ein extrem lautes Geräusch von oben. "Bleiben Sie bitte angeschnallt!" Drückt Kalen gepresst von den Lippen. Doch ich bin mit Gedanken bei diesen Geräusch. Wieso jetzt? Ich hab so viele Dinge noch zu erledigen, ich hab es langsam satt. Was ich nicht bemerkt habe, ist dass das Auto bereits zum Stehen kam. Kalens Tür wird aufgerissen und in weniger als drei Sekunden ist er verschwunden. "M-Mis-" versucht er mir noch etwas mitzuteilen. Jetzt reichts, ich gefährde wirklich jedem in meinem Umfeld. Dabei bin ich die jenige die es erwischen soll! Sauer öffne ich die Tür rechts von mir und stampfe aus dem Wagen. Ich trete auf Wiese. Die Straße steht nämlich mehrere Meter vom Auto entfernt. Über uns, was dieses laute Geräusch erklärt, fliegt ein Hubschrauber woraus eine Leiter hängt. "Don!" rufe ich so laut ich kann, und starre ihn zwischen diesen ganzen schwarz gekleideten Männer an. Ich laufe selbstbewusst und mit gerunzelter Stirn näher an ihn ran. "Was willst du! Was willst du von mir?" Er schmunzelt. Er schmunzelt so dreckig und tauscht Blicke mit den Männern aus. "Liebes, von dir will ich gar nichts" ruft er, und setzt dann wieder an "Aber von Jungkook!" Seine Augen ändern sich bei seinem Namen drastisch. Nichts kann ich aus meinem Mund bringen. "Ich nehme an, er hat dir nicht die ganze Geschichte erzählt?" Die Männer fangen langsam an sich in ihre Position zu bewegen. Noch immer schaue ich ihn perplex an. "Habe ich mir schon gedacht. Für Geschichten haben wir noch ne Menge Zeit" Er läuft der Leiter entgegen und hinter mir nehme ich plötzlich Hände wahr, die mich zur Leiter drücken. Erst jetzt merke ich, in was für einer Gefahr ich bin. Ich hätte nicht so leichtsinnig handeln sollen. "Komm her, Kleine" Sagt Don, und zieht mich zu sich sodass wir beide an dieser Leiter hängen. Ich will hier nicht sein, ich will sofort zurück.

Wie ein Tier klettere ich in den Hubschrauber und lehne mich erschöpft an die Wand. Dabei entdecke ich Kalen der fest gekettet auf der anderen Seite sitzt. "Bleiben Sie bitte ruhig, Stress ist nicht gut für das Baby" sagt Kalen mir ruhig, aber laut genug sodass ich es durch den Lärm höre. Ich könnte hier und jetzt in Geheule ausbrechen. Ich kann gar nicht in Worte fassen wie sehr ich Angst um Kalens Leben habe. Jimin hat Namjoon immerhin nur getötet weil sein Arm eingeschlafen ist. Ich könnte es nicht verkraften wenn Kalen auch wegen mir stirbt. Er ist mir echt wichtig geworden. Nach draußen schauend, sehe ich wie die Stadt langsam an uns vorbei zieht. "Ich hab Angst" forme ich meine Lippen in Kalens Richtung. Er lächelt, so süß, dass ich an kaum was anderes denken kann. Mich freut es sehr, dass Jungkook genau die richtigen Leute in seiner Nähe hat. Nicht so wie damals.

Nach einer nicht so langen Fahrt im Hubschrauber landet er etwas abgelegen von der Stadt auf einem Dach. Sofort untersuche ich die Gegend so gut ich kann, nur ist nichts zu erkennen. "Raus Schlampe" Befiehlt mir der Mann mit den Pistolen. "Hey." Mahnt Don ihn mit seinen Blicken. Du darfst mich entführen aber er mich nicht Schlampe nennen? "Erst Taschen leeren, Kleine" Daran habe ich die ganze Fahrt nicht gedacht. Mist. Widerwillig hole ich alles aus meinen Taschen raus. Meine Handtasche liegt noch immer im Auto, und somit auch meine Handy. Ob Jungkook sich Sorgen macht dass ich ihm keine Nachricht mehr zurück schreibe? Ich sollte ihm doch Bescheid geben wie es mit Jimin lief. Nun liegt mein Lippenstift, meine Kaugummiverpackung und mein Schlüsselbund vor mir. "Das ist alles?" Fragt der Typ und schaut es sich komisch an. "Meine Handtasche liegt im Auto du Spast" Wenn Blicke töten könnten... Dann wäre ich jetzt tot. "Wenn du dieses Kind noch haben willst dann halt lieber die Fresse." Geschockt von dieser grausamen Aussage bleibe ich stumm. Wie kann man soetwas zu einer Frau sagen? Don zerrt diesen Typen aus dem Hubschrauber und steigt direkt danach auch aus. Dabei schaue ich ihn an und überlege warum er seiner Schwester sowas antut? Ich bin sein Fleisch und Blut. Was soll dann die Aussage Blut wäre dicker als Wasser? Zwei andere Männer die irgendwie aussehen wie Zwillinge kommen uns entgegen. Zwilling 1 steigt ein und öffnet Kalens Fesseln. "Keine Versuche oder du bist tot." Sagt er. Für so ein Anlass haben beide einen Anzug an? Beide steigen aus und mit Zwilling 2 laufen sie in eine Richtung. Nun sitze ich alleine in diesem Ding. "Steig langsam aus" Fordert Don mich auf der entspannt neben dem Ding steht. "Wenn das doch so einfach wäre" presse ich erschöpft aus meinen Lippen, denn aufgrund meines Bauches kann ich die Stufen nicht sehen. Während ich weiter versuche auf die Stufen zu treten, packen zwei Männer mit Schwung meine Arme und ziehen mich mit einem Klacks zu Boden. Aua.

"Du wartest hier" Sagt irgendein Mann mit einem Anzug und Bart und schließt die Stahltür hinter sich. Mich lässt er in einem kalten leeren Zimmer ohne Fenster zurück. Jetzt bloß keine Angst bekommen, dein Baby kann das spüren Misun! Ich ziehe meinen Strickpullover aus und lege sie neben die kalte Wand, um mich dann drauf zusetzen. Verdammt hab ich Durst. Gefühlte zwanzig Minuten sitze ich neben dieser Wand, bis ich diese Tür plötzlich wieder Rascheln höre. "So Kleine, jetzt fangen wir mal an." Mit diesen Worten spaziert Don herein und schließt die Tür. "Wenn du Jungkook willst dann hast du offensichtlich den Falschen hier sitzen" Entgegne ich ihm sofort. "Tja, am Liebsten hätte ich meine Frau vor mir sitzen aber wir kriegen ja nicht alle was wir wollen." Wow, das war direkt. Aber ich weiß rein gar nichts darüber. "Und wieso kann sie das nicht?" Er atmet schwer aus, und setzt sich dann an die gegenüberliegende Wand. Bevor er wieder redet, räuspert er sich. "Weißt du, als ich erfahren habe dass sie schwanger ist, konnte ich mir nichts schöneres mehr vorstellen" Seine Frau war... also schwanger. Mit meinem Baby im Bauch fängt mein Herz an zu rasen. "Ich hab sie nie aus den Augen gelassen. Kein einziges Mal. Nur an diesem Tag, als sie meinte sie müsse sich um ein paar Unikate kümmern" Er schaut auf seine Hände, die zittern. Ich weiß nicht ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. "Hätte ich bloß gewusst dass Koo seine Jungs losgeschickt hat um die Unikate sicherzustellen und jeden zu töten der von ihnen wusste" Vor Schock finden sich kaum die Worte auf meiner Zunge. "Aber er hat es nicht persönlich getan, er hat-" "Sei still" Unterbricht er mich. Sein Zorn spüre ich bis hier hin. "Koo ist der Mörder meiner Frau und deshalb hab ich mich mit ihm angefreundet. Wochenlang haben wir Missionen erledigt und irgendwann, hat er mir von diesem Mädchen erzählt. Wie hieß sie nochmal? Nala... Mana.. Mina! Mina hieß die Kleine. Sie war ein wohlerzogenes gutes Mädchen. Niemand wollte ihr jemals was Schlechtes. Ich denke, hätte sie sein Heiratsantrag überlebt, wäre sie die perfekte Ehefrau geworden" "Und wieso hast du dann sowas schreckliches getan?" Kann ich mich nicht zurück halten. Wie grausam er auch noch detailliert davon erzählt. "Ich wollte einfach dass er so fühlt wie ich." Ich schaue ihn angeekelt an. Denn das fühle ich. Ekel. "Du lagst vorher in meinen Armen. In den Armen meiner Frau." "Du bist krank!" Seufzend steht er auf und rüttelt den Dreck von seinem Po. "Naja, alles deine Entscheidung. Aber Blut ist dicker als Wasser" Sind seine letzten Worte ehe er den Raum verlässt.

The Other Side Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt