The Other Side Of You

Kapitel 66

Jungkook und ich betreten gerade wieder sein Apartment. Nach der Arbeit waren wir in der Stadt Einkäufe erledigen. Ich durfte ihr erstes Body kaufen! So süß! Ich hänge meine Jacke an die Garderobe und spaziere ins Wohnzimmer. "Ich bin so fertig" Gebe ich erschöpft von mir und werfe meine Tüte aufs Sofa. "Isabelle bringt dir gleich was zu trinken, setz dich" Üblich hätte ich mir mein Wasser selbst geholt, aber ich war noch nie so fertig wie in den letzten Tagen. Wirklich, das ist langsam nicht mehr lustig. Jungkook wollte gerade in sein Büro laufen, als wir den Fahrstuhl wieder aufgehen hören. Wir schauen uns verwirrt an. "Hm? Ich dachte Kalen bringt die Einkäufe erst später hoch?" Ohne mir zu antworten steuert er dahin und entdeckt scheinbar was im Fahrstuhl. "Wie kommt das hier hoch? Ich hab niemanden ne Erlaubnis gegeben" Was meint er? Er zieht einen scheinbar schweren kleinen Karton aus dem Fahrstuhl. Ich stehe erschöpft auf und steure zu Jungkook der gerade in den Karton guckt. "Oh mein Gott!" Er hält seine Hand hoch damit ich stehen bleibe. Was ist denn jetzt los? Er hält seine Hand auf sein Mund, als wäre ihm schlecht. "Ruf Kalen an" Ich erlaube mir einen Blick dahin und alles was ich sehe sind nur kleine Blutspuren am Rand des Kartons. Blut? "Geh jetzt" Verwirrt laufe ich in sein Böro und tue was er verlangt. Ängstlich stelle ich mich wieder etwas entfernt zu Jungkook. "Was ist da drin?" Frage ich leise. Er starrt den Inhalt noch immer wortlos an. "Hey, was ist da drin?" Mit enttäuschtem Blick schließt er den Karton wieder. "Das willst du nicht sehen" "Doch" Ich laufe zu ihm rüber doch er hält mich gelassen fest und hindert mich dadurch reinzugucken. Wir drehen uns etwas und der nun von alleine geöffnete Karton steht direkt vor mir. Ich verspüre so viel Ekel dass ich erstarre. Ich kann das was ich sehe nicht richtig verarbeiten. Seh ich richtig? Jungkook drückt mich immer weiter weg vom Karton und setzt mich auf den Sofa. In dem Moment betritt Kalen das Apartment. "Sichern Sie die Umgebung" Gibt Jungkook ihm Bescheid womit Kalen sofort in sein Mikrofon spricht. Mit einem angeekelten Blick starrt er in das Karton. In dem Michelle steckt. Das ist so unmenschlich, dass ich mich noch immer nicht bewegen kann. Es ist ekelerregend wie sie in Stücke gerissen wurde. Wer tut sowas? "Ja, das ist definitiv eine Nachricht" Höre ich Jungkooks Stimme im Hintergrund. Sie liegt hier also mit Absicht. Plötzlich sehe ich Jungkooks Hand mit einem Glaswasser vor meinem Gesicht. Ich bin wohl wieder etwas abwesend. Dankend nehme ich dieses Glas an und trinke. Das hab ich nötig. Ich zitter, jemand schickt uns eine Leiche! Nicht nur irgendeine! Sondern Dons "Aufsicht". Oh mein Gott, da liegt ein lebloser Mensch in unserer Diele. Ein toter Mensch. W-Wieso... Ich kann es nicht sehen! Ich stehe so gut ich kann auf und steure Richtung Treppen an Jungkook und Kalen vorbei. "Ich kann das nicht" Gebe ich Bescheid und laufe hoch in die zweite Etage. Da Yumi hier nicht mehr wohnt, benutze ich oft ihr Zimmer um abzuschalten. Ich stelle das Glas auf ihre Kommode und setze mich aufs Bett.

"Das ist mir scheiß egal! Meine Verlobte ist schwanger!" Höre ich Jungkooks aufgewühlte Stimme während ich an der Treppe stehe. Seine Verlobte Dieser Anblick ihrer Leiche macht es mir ehrlich gesagt zu schaffen. Ich finde es abartig. Jungkook diskutiert mit einem Polizisten. Soweit ich weiß arbeitet er eigentlich gut mit ihnen zusammen, deshalb frage ich mich wieso er so laut ist. "Wir werden uns bei Ihnen melden. Bleiben Sie den Umständen entsprechend Zuhause." Die Polizisten verschwinden hinter der Fahrstuhltür. Selten sehe ich Jungkook wirklich so wütend. "Arghh!" Er boxt gegen eins seiner Gemälden an der Wand. Mit grimmiger Miene läuft er an Kalen vorbei zu seinem Büro. "Isabelle soll den Boden reinigen" Er sichtet mich kurz bevor er in sein Büro läuft. Und jetzt? Ich seh kaum noch Hoffnung in seinen Augen. Ich hab mich in den richtigen verliebt. Ich weiß wir werden irgendwann ohne Sorgen leben können. Ich bitte ihn mit mir hochzugehen und laufe vor. Wir sind beide für unsere Tochter da, richtig? Wir werden sie beide lieben. Ich laufe in Yumis Schlafzimmer und atme die frische Luft aus dem Fenster ein. Ihre hellblauen Gardinen wedeln durch den Wind. "Die Polizei konnte niemanden ausfindig machen" Sagt Jungkook stutzig und setzt sich an den Fuß des Bettes. "Aber auch wenn, es wäre eh nur ein Bote gewesen" Fügt er hinzu und wirft sein Kopf in seine Arme, die er an seinen Oberschenkel stützt. "Hoseok konnte Verbindungen zu der Gang und Don ausfindig machen." Verdammt. Seine größten Ängste bestätigen sich gerade. Jungkook ist zeitgleich mein Glück und Pech. "Ich werde dieses Kind bekommen. Wir werden es zusammen in Frieden großziehen. Und niemand wird uns wehtun." Er rührt sich nach meinen Worten kein Stück. Glaubt er nicht daran? "Es ist alles wegen mir. Ich hätte mich damals einfach nicht in dich verlieben sollen" Diese Worte treffen mein Herz wie ein Pfeil. "Ich verstehe nicht was du meinst" E-Er bereut alles? Das alles hatten wir schonmal. Wegen der Gang. "Dem Schicksal kann man nicht entkommen, Jungkook. Also wieso machen wir nicht das beste draus?" Ich hocke mich zu ihm auf den hellblauen weichen Teppich und halte mich an seinem Knie fest. "Ich weiß dass du mich und deine Tochter beschützen kannst. Du holst uns schon irgendwie aus dieser Situation." Kommen meine Worte überhaupt an? Ich hasse es wenn er an sich selber zweifelt. Er ist ein Mann mit einer schwangeren Frau an seiner Seite, seine Zukunft ist größer als er sich vorstellen kann. "Ich weiß" Haucht er zwischen seine Hände hindurch. "Geht es dir gut?" Quetscht er sofort hinterher. "Ja" Lasse ich ihn wissen. Mein Wohlergehen ist ihm wichtiger als seins. Ich hätte niemals gedacht dass es mal so kommen wird. Ich hätte ehrlich gesagt niemals gedacht dass ein Mann überhaupt jemals an meiner Seite sein wird. "Ich kann nichts für meine Gedanken, am liebsten wäre ich mit Mina gestorben." Obwohl ich weiß warum er das sagt, schmerzt es trotzdem. "Nein das stimmt nicht, vergiss nicht wie glücklich du gerade bist" Manchmal vergesse ich, wie zierlich Männer eigentlich sind. Jeder Mann hat eine weiche Seite. Er kennt Michelle länger als ich, und hat die Leiche auch gesehen. "Du bist auch nicht Schuld an Michelle's Tod" Sie ruht jetzt bei ihrem Mann. Er nimmt seine Hände von seinem blassen Gesicht und räuspert sich. "Ich muss jetzt arbeiten bitte stör mich nur wenns wichtig ist" Er steht auf, läuft an mir vorbei raus zur Tür und lässt mich zurück im kühlen Raum.