Kapitel 4

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„M-Morgen?" Wieso bringt mich die Frage so aus der Bahn? „Ja, das Geschäftsessen?" Mein Blick scheint ihm wohl rein gar nichts zu sagen, seins hingegen ist wieder kühl und ernst. „Okay Miss Park, ich verrate ihrem Chef lieber nicht, dass sie so verpeilt sind und dazu auch nicht wussten wer ich bin" Eins seiner Mundwinkel hebt sich. Verdammt, das scheint ihm wirklich Spaß zu machen. Sein Körper ist wieder zur Ausgangstür gerichtet. „Mein Fahrer ist endlich da. Miss Park." Er nickt mir zu. „Mr. Jeon"
Ich nicke ihm zurück und beobachte wie er draußen in das offen gehaltene Mercedes steigt.

Ich stehe noch immer an der gleichen Stelle, mit den Gedanken an die letzten paar Stunden. Verdammte scheiße, wer ist dieser Mann? „Miss Park? Wo bleiben Sie?" Die Stimme meines Chefs erreicht mich von der anderen Seite des Raumes. Mit gerollten Augen drehe ich mich zu ihm um, so dass er es aber nicht sieht. „Mr. Jeon's Fahrer hatte sich verspätet, tut mir leid" ich lasse meinen Kopf sinken, denn ich kann mir keinen Fehler mehr leisten. „Okay, Sie dürfen heute früher gehen, ich denke Sie wissen wie die Lage steht und ich muss es Ihnen nicht klar machen, oder?" Ich nicke.

An meinem Schreibtisch kümmere ich mich um mehrere laufende Verträge, bis Tae mich von seinem Büro aus anruft. „Ja?" „Was ja? Wie lief's?" Ich zögere kurz, bei dem Gedanken an Mr. Jeon. „Hallo? So schlimm also?" „N-Nein ich- ich weiß auch nicht. Ja gut, würde ich sagen" Ein kleiner Lacher verlässt meinen Mund, der sich nicht wirklich echt anhört. „Ich verstehe schon. Wir reden nachher" Keine Sekunde später legt er auf. Ich versuche mich beim Arbeiten von meinem heutigen Auftreten abzulenken. Geht es noch peinlicher? Ich will gar nicht wissen, wie ich für die anderen mit offener Bluse und verrutschten Klamotten aussah.

Wie konnte Mr. Jeon so ernst bleiben? Ich hätte mich glatt ausgelacht. Langsam denke ich, dass mich das alles nur aufregt weil mich Mr. Jeon's Meinung so interessiert. Wobei ich keineswegs weiß warum. Ich könnte mir wirklich eine scheuern dafür, dass mich seine Frage vorhin in der Eingangshalle in Verlegenheit gebracht hat obwohl es ein Geschäftsessen mit unseren Kollegen ist. Im Großen und ganzen, wieso bringt dieser Mann mich so um den Verstand?

Ich schweife mit meinen Augen durch weitere Blätter auf meinem Schreibtisch, auf denen Gesprächspunkte während des Essens aufgelistet sind. Scheiße, das muss ich noch vorbereiten! Wie jeden Abend widme ich kurz der Aussicht meine Aufmerksamkeit und befördere mich dem Gebäude runter zu meinem Auto. Ich stolziere aus dem Haus und atme Seouls Abendluft ein, als ich einen Mann paar Meter von meinem Auto sichte, dessen Blick auf mir haftet. Hm?

„Entschuldigung? Sind Sie Miss Park?" fragt er mich, während der Verkehr im Hintergrund deutlich zu hören ist. „Ja? Kann ich Ihnen helfen?" „Ja, nehmen Sie das bitte an Miss Park. Das sind die Punkte die noch zu besprechen sind, Mr. Jeon hatte sie versehentlich vergessen abzugeben" Oh, er hat also was vergessen. Nicht sehr zuversichtlich. „Natürlich, vielen Dank Herr... Wie heißen Sie?" Ein Lächeln in seinem zuvor kaltem Gesicht kommt zum Vorschein und ich nehme ihm die Unterlagen ab.

„Ich bin Kim Kalen, ich arbeite für Mr. Jeon, Sie können mich gerne Kalen nennen" Er nickt mit einem Lächeln, was ich ihm gleich tue. Im Auto lassen meine Augen nicht von den Unterlagen ab, die auf dem Beifahrersitz liegen. Hätte er sie mir nicht auch selber bringen können? Anscheinend findet er mich nicht genauso interessant wie ich ihn. War aber auch ohnehin klar. Ob er wohl eine Frau hat? Ich meine, er scheint erfolgreich zu sein. Ich stoße einen kleinen Seufzer von mir, und zwinge mich an wichtigere Dinge zu denken.

„Da bist du ja endlich, wo warst du?" Tae sitzt auf meiner Haustür Treppe während ich aus meinem Auto steige. Ich jedoch bin viel zu erschöpft um zu antworten. „War was mit deinem Auto? Ist dein Akku leer?" Mir ist gar nicht aufgefallen, dass mein Handy aus ist. „Taehyung, mein Auto ist zwar alt, aber funktioniert trotzdem noch!" Wehre ich mich. „Ja genau alt! Ich mach mir Sorgen, wenn du damit durch die Gegend fährst!" Seine düstere Miene nimmt kein Ende.

Ahnungslos was ich darauf antworten soll, stehe ich regungslos vor meinem Apartment. Seine Miene wird sanfter. „Mi, dein Bruder hat mich vorhin angerufen. Scheint ernst zu sein" Mein Bruder? „Ist was mit meinem Va-" „Weiß ich nicht" Die Angst um mein Vater steigt enorm. Es läuft doch alles so gut, ich wüsste nicht wieso es ihm jetzt schlechter gehen sollte. „Und... Wir müssen auch mal reden" Er senkt seinen Kopf und mustert die Kieselsteine auf dem Asphalt.

The Other Side Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt