Kapitel 8

290 9 0
                                    

Ich bin verwirrt. „Was meinen Sie?" „Was ich meine? Über gestern möchte ich gar nicht erst reden, und selbst heute haben Sie die wichtigsten Unterlagen vergessen" Seine zuvor höfliche Miene war spurlos verschwunden, er schaute mich kalt und dunkel an. Ich verschränke meine Arme, er schüchtert mich ein. „Sie möchten also nichts dazu sagen?" Er hebt eine Braue. „Es tut mir leid" Er lehnt seine Arme an einem Stuhl an und lässt seinen Kopf hängen.

„Das war nicht die Antwort die ich hören wollte" Er hebt seinen Kopf wieder und blickt in meine Augen. Was will er sonst hören? Plötzlich fühl ich mich nicht mehr so wohl in seiner Nähe. Er strahlt irgendwie viel zu dunkles aus. „Ich weiß nicht wo Sie mit Ihrem Kopf sind, aber bleiben Sie demnächst doch bitte bei der Sache, ja?" Und was wenn nicht? Seine Tonlage macht mir Angst, womit mein Herz schneller zu rasen beginnt. Ich nicke. Er atmet hörbar aus.

„Beruhigen Sie sich. Ich tue Ihnen schon nichts" Ein kleines Schmunzeln verlässt seine Lippen. Heiß Er bringt meine Gefühle komplett durcheinander. „Außer Sie wollen natürlich" Wie bitte? Ob ich will? Scheiße der bringt mich komplett aus der Bahn. Ich schaue ihn ernst an, unwissend was ich darauf antworten soll. Er lacht ganz leicht. „War doch nur Spaß, lockern Sie sich mal ein wenig" Kopfschüttelnd und grinsend geht er zum Buffettisch und krallt sich eine weitere Flasche. Diesmal Sekt.

Von dort aus fragt er mich, ob ich ein Glas möchte. Ich lockere meine Arme und nicke. Mit der Flasche nähert er sich dem Tisch und nimmt mein Glas von meinem Platz und händigt es mir. Er schenkt mir was ein und setzt sich auf die Tischkante neben uns. Daraufhin nimmt einen großen Schluck von seinem Glas und deutet dabei auf den leeren Platz neben ihn. Ich soll mich zu ihm setzen?

Mein Puls steigt. Trotzdem tue ich was er verlangt. „Wann darf ich gehen?" Frage ich kaum hörbar vor Aufregung. Doch seinem Blick nach zu urteilen, hat er nicht vor mir das zu sagen. „Ich möchte, dass Sie Ihren Job ernst nehmen, immerhin geht es auch um meinem Unternehmen" Es geht ihm also nur ums Geschäft. „Ja, natürlich" Verdammt ich habe noch nie unabsichtlich so mit einem Mann geredet. Nie verspannt und ängstlich.

„Ich weiß, dass sie gut verdienen, wieso sagen Ihre Klamotten dann was anderes?" Wie kommt er jetzt da drauf? Ich weiß nie was ich auf seine Fragen antworten soll, also trinke ich ein paar Schlücke. Klar, ich verdiene selbstverständlich sehr gutes Geld, jedoch bekommen meine Eltern mehr als die Hälfte, also verdiene ich sozusagen genauso viel wie alle anderen. „Ich trage das, was ich mir leisten kann" Stumm blicke ich in mein fast leeres Glas. Zu wissen, dass er reich ist verpasst meinen Wangen ein leichtes Rosa.

Ich nippe inzwischen an meinem zweiten Glas. „Seine Behandlung kostet also wirklich so viel? Ein Glück, dass Sie sich wenigstens das leisten können" Er atmet ganz leicht erleichtert aus. Als würde ihn das wirklich interessieren. Er will nur dass ich mich mit ihm gut verstehe und besser für sein Erfolg arbeite. „Ja, immerhin" „Noch ein wenig?" Schaut er mich fragend mit dem Sekt in der Hand an. „Scheiß- I-Ich meinte nein, ich muss gleich noch fahren" Total vergessen!

Er bringt mich so sehr um den Verstand, dass ich vergesse wie viel ich trinke, kann ich überhaupt noch fahren? Mit Sicherheit nicht. „Ach ja, ich ging davon aus, dass sie ebenfalls gefahren werden. Tut mir leid" Tut es ihm nicht „Mein Fahrer fährt uns beide, das bin ich Ihnen jetzt schuldig" Warte was? Ich kann doch nicht mit ihm alleine in einem Auto sitzen. Ich rutsche ein kleines Stück von ihm weg. „Nein, nicht nötig. Aber danke" Ich lächle, aber eigentlich ist mir das gar nicht zumute.

Ich will nicht alleine nach Hause laufen. Er holt sein Handy aus seiner Hosentasche und wählt eine Nummer. „Kalen? Fahren Sie bitte Miss Park's Wagen zu ihr und lassen sie Kyong vorfahren. Danke" So schnell? Er steht auf. „Tut mir leid Miss Park, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Das wird in Zukunft nicht wieder geschehen" Was meint er damit? Inwiefern ist er mir zu nahe getreten? Er dreht sich zu mir, runzelt die Stirn und streicht mit seiner Hand darüber. Was hat er?

„Geht es di- Ihnen gut?" Verdammt, ist das der Alkohol? Mein Gott das waren nur paar Gläser Misun, beruhig dich wieder. „Ich wollte Ihnen lediglich sagen, dass Sie Ihren Job ernst nehmen sollen. Das hab ich getan und jetzt nehmen Sie bitte meine Karte, falls Sie was zu besprechen haben" Wie aus dem Nichts ist seine Stimme wieder monoton und kühl. Wie ein Roboter ohne Gefühle. Ich nehme seine Karte an, die er mir hinhält und stecke sie in meine kleine Blusentasche. Wie kann ein Gespräch so eine schnelle Wendung haben. Was hat er so plötzlich?

Wir stehen alleine im Fahrstuhl, er steht steif da, während ich mich neben ihn klein mache. Ich weiß nicht genau was an diesem Mann so einschüchternd ist, aber es machte mir Angst. Irgendwas steckt hinter dieser höflichen netten Fassade. „Woran denken Sie, Miss Park?" Fragt er mich ohne in meine Richtung zu gucken. „An Sie" Ich richte mich auf als ich merke, dass ich ihm tatsächlich gesagt habe woran ich denke. Fuck „Aha, und woran genau?" Seine Mimik bleibt wie zuvor ernst, keine Spur von Humor. Ich bleibe still. Ich will nichts sagen was ich am Ende bereue. Wir stehen in peinlicher Stille, bis sich die Tür mit einem Geräusch öffnet. Endlich „Kommen Sie Miss Park, Kyong wartet draußen bereits"

The Other Side Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt