Kapitel 18: Ganz oder gar nicht?

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Mein schwerer Atem und meine Angst vor ablehnung lässt mich kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich werde ihn jetzt Fragen 'Liebst du mich?' und er kann nur Ja oder Nein antworten. Wenn er Ja sagt, dann könnten wir einfach da weiter machen wo wir vor ein paar Sekunden aufgehört haben und alles wäre gut, oder?...Aber was ist wenn er Nein antwortete? Wenn er mich wirklich nur benutzt um seine unerwiederte Liebe für einen kurzen Moment zu vergessen, was war dann? Würde ich trotzdem weiter mit ihm Schlafen? Wenn ja, wäre es noch so schön? Ich merke wie Sam langsam ungeduldig ist und stelle meine Frage: "Ich hab dich mit deiner Freundin erwicht!", sage ich schon fast schreiend. Aber das wollte ich doch gar nicht sagen. Ich wollte ihn doch nur Fragen ob er mich liebt, mehr nicht. Doch die Eifersucht und die Angst er könnte nein sagen, vernebelte mir den Verstand. Die Worte ströhmen auf einmal aus mir raus ohne das ich noch kontrollieren kann was aus mir raus fließt. All die Zweifel, Ängste und besonders der Neid auf seine Freundin machen mich zu einer unausstehlichen Person. Wenn seine Antwort ja gewesen wäre, würde sich das jetzt bestimmt ändern. Während ich ihn anschreie, bleibt Sam stumm und ausdruckslos. All die Wut die sich in den letzten Stunden, nein Tagen aufgestaut hat, bricht mit dem Staudamm meiner Tränen aus mir heraus. "Antworte mir!", schreie ich ihn an und bin die erste Sekunde in meinem Kreischvortrag leise.
Doch es kommt nichts.
Ich hebe mein Shirt vom Boden auf und schnappe mir meine Tasche, sein schweigen ist mir Antwort genug. Keine Sekunde bleibe ich länger hier und ziehe mir nicht mal meine Kleider an, als ich nach der Türklinke greife und mich aus dem Haus begebe. Er versucht nicht mal mich aufzuhalten stelle ich traurig fest und reiße mittlerweile schon aggressiv die Tür auf. Erst als ich bereits einen Schritt auf die Straße mache, packt mich ein schmerzhafter Griff um meinen Oberarm und hält mich fest. Immer noch spricht er nicht mit mir, doch ich kann in seinen Augen den Schmerz der Enttäuschung sehen. Was mir einen tiefen Stich in mein Herz verpasst. "Ja, ich und Katie sind uns sehr vertraut", sagt er ruhig aber mit zorn in der Stimme. Etwas Unfreundlich zerrt er mich dann die Straße endlang, ich versuche mich zu wehren, da der Druck an meinem Arm mittlerweile sehr schmerzt. Wo bringt er mich hin? Dann sehe ich das gelbe Haus mit dem weißen Lattenzaun in dass, das Mädchen, Katie, verschwunden ist.
Vor der Tür löst er den Griff und ich spüre wie das Blut wieder durch meinen Armfließen kann. Er klingelt und ich frage mich was er mit mir hier will.
Katie öffnet und sieht zunächst nur Sam, welcher mit einer Kopfbewegung auf mich, den verheulten, halb nackten Mann neben ihm deutet.

Plötzlich werden ihre Augen groß und fangen an zu strahlen: "bist du etwa... Andy?", quickt sie, im aufeinmal zu hellem Ton. "Woher..", konnte ich gerade noch sagen als sie mir schon um den Hals fällt. "Ich will dich unbedingt kennen lernen, kommt rein!", freut sie sich und zieht uns in ihr Zimmer, schnell streife ich mir beim eintreten wenigstens noch mein Shirt über, den es ist schon unangenehm genug so verheult auszusehen.
In ihrem Zimmer spricht Sam plötzlich wieder mit mir und sagt:"sie ist der Grund für alles,...". Ich wusste es schießt es mir durch den Kopf, doch was wollten wir hier?  "... sie hat mir den Mut gegeben in deiner nähe zu sein!", fügt er seinem Satz hinzu. Ich verstehe überhaupt nichts mehr und sehe verunsichert zwischen den beiden hin und her. Dann setzt Sam wieder an und erklärt mir das er mich schon seit Jahren mag und sich nie getraut hat in meine Nähe zugehen, geschweige den mich anzusprechen. Nur wenn ich im Park auf meinem Baum gesessen habe konnte er heimlich in meiner nähe sein. Sie, diese Katie schaffte es, dass er sich ihr anvertraut und sich ihr gegenüber geoutet hat. Anscheinend ist es auch für ihn neu, sich von einem Jungen angezogen zufühlen. Katie konnte ihm sogar den Mut geben an meine Schule zugehen, dort war er wenigstens in meiner Gegend, wenn auch nur als Mitschüler. Ein kleiner trost, aber es konnte auch keiner wissen dass ich jetzt auch so für ihn fühle, ich war ja eigentlich nicht schwul. Katie ergänzt immer kleine Detail die ihm scheinbar zu peinlich waren, um sie mit zu erzählen.
"...und warum hast du mir das nicht einfach gesagt?", frage ich ihn etwas erstaunt nach dieser Offenbarung. "Weil du mir dann sicher nicht geglaubt hättest!". Nach kurzem überlegen stelle ich fest das er recht hat. Wieder laufen mir die Tränen die Wange entlang, weil ich jetzt sicher bin das er mich auch liebt. Warum sollte er sonst auch die Schule wechseln, nur um in meiner nähe zu sein. "Heute habe ich ihr dafür gedankt, dass sie mir immer Hoffnung und Zuversicht gegeben hat", fügt er hinzu. Und ich freue mich dass nicht nur ich eine weiche Seite habe. Auch wenn ich in dieser Beziehung wohl eindeutig die Frau bin, denke ich etwas beschämt. Nur warum war er in mich so verzweifelt Verliebt gewesen, wenn wir uns nie wirklich begegnet waren?

Doch...Liebe? boy x boy boyxboy yaoi boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt