Phoebe hatte mit einer Amarda an Fotos zurück geantwortet, auf der sie Schokokuchen mit Keksen und Kakao schön drapiert hatte.
Heute in der Schule würde sie sowas von fällig sein!
Ich hätte von mir ja nie behauptet, dass ich nachtragend wäre...Schon direkt nach dem Aufstehen war mir klar gewesen, was heute anstand.
Die Doppelstunde, die einzig und allein dem Darstellenden Spiel gehörte.
Unser Lehrer pflegte zu sagen, dass DS ein Fach sei, in dem man sich durchaus zum Affen mache und es, wenn es ja alle täten, halb so schlimm sei.Allein diese Aussage regte die Fantasie doch an, sich kuriose Aufgaben auszudenken, die man einen aus verschiedenen Klassen zusammengewürfelten Kurs praktizieren lassen könnte.
Offenbar erging es der Fantasie unseres Lehrers nicht anders. Als er die erste Aufgabe des heutigen Tages ankündigte, schauten alle nicht schlecht.
Vorerst rief unser relativ kleiner impulsiver Lehrer uns auf die Bühne, da er sich in dem Abstellraum der Requisiten verkrümelt hatte.
Er nannte es immer Das Kabuff.
Jedenfalls war nur ein Arm zu sehen, der der Reihe nach alle möglichen Alltagsgegenstände herausreichte.Von Verkehrshütchen, über einen E-bass bis zu einem Telefon mit Wählscheibe war alles dabei.
Da räusperte er sich auch schon und betrat die Bühne erneut, die Arme in die Seite gestemmt.«Also, heute werdet ihr das Improvisieren mithilfe eures tollen Gegenstandes üben. Ich gebe euch eine viertel Stunde Zeit, in der ihr euch drei zweckentfremdende Funktionen ausdenkt und diese dann auf der Bühne in einer Art <Werbespot> präsentiert. Noch Fragen?»
Ein aufregendes Getuschel machte die Runde, weil wir etwas derartiges noch nie gemacht hatten.
Es bildeten sich kleine Grüppchen, in denen manche eingestanden, keine Ideen zu haben und andere ihre vorführten. Manche waren so gut, dass man wirklich meinen konnte, den Teleshopping-Kanal eingeschaltet zu haben.
Ich wandte den Baustellenhelm, den ich meinen tollen Gegenstand nennen durfte, in meinen Händen hin und her und zermalmte mein Hirn auf der Suche nach Ideen.Da waren die 15 Minuten auch schon vorbei, die Vorstellungen begangen.
Aus einem E-Bass wurde ein Paddel, aus einem Verkehrshütchen ein riesen Ketchup-Spritzpeutel und aus einem Telefon mit Wählscheibe eine Waffe, aus der Strahlen gefeuert werden konnten, je nachdem, welche Zahl gewählt wurde aber auch Wasserstrahlen, im Prinzip als moblie Dusche fungierend.
Und dann kam Nase.Einer seiner Kumpels hatte aus einem Verlängerungskabel eine Shisha gemacht, an der man währenddessen sein Handy aufladen konnte. Dementsprechen niedrig waren meine Erwartungen.
Als er dann aber mit seinem Mikrophon, dass er bekommen hatte, auf die Bühne trat und es sich am provisorischen Podest gemütlich machte, dass er wie so oft wirkte, als hätte er kein Rückgrat, überraschte er mich doch tatsächlich.
Er präsentierte uns ganz stolz sein Mirkophon.
«Du bist in einem fremden Land und sprichst die Sprache nicht? Kein Problem, sprich in das Mikrophon und es wird direkt übersetzt. Oder dein Hund hat Schmerzen? Halte ihm das Mirkophon vor und du kannst ihm helfen.»Ehrlich gesagt fand ich das ganz schön kreativ und wusste nicht, ob ich selbst da überhaupt drauf gekommen wäre.
Innerlich hoffte ich ja darauf, dass unser Lehrer mich vergessen würde.
Sich das ganze Spektakel einfach nur anzusehen, war auch ziemlich unterhaltsam. Der Junge am Podest hatte mich zumindest nicht vergessen. Leider.«Delilah! Du warst doch noch nicht dran, oder?»
Provokativ lächelte er mich an, als würde er mich ständig necken, als wäre es völlig normal; dabei war es gerade das erste Mal, dass er mit mir ein Wort wechselte.Die Frage, ob diese beiden auserkorenen mit Spitznamen gesegneten Menschen meine Existenz bemerkt hatten, hatte sich dann mal erledigt. Zumindest bei Nase, der soeben bewiesen hatte, dass er meinen Namen kannte.
Resignierend stöhnte ich und verließ meinen geliebten Platz im Plenum, trottete zur Bühne.
Angekommen, postierte ich mich hinter dem Podium, was mich noch kleiner wirken ließ, als ich ohnehin schon war.
Das schien auch unserem Lehrer nicht entgangen zu sein, der selbst kaum größer war als ich.«Ach Delilah, stell dich lieber davor, ansonsten sehen wir ja kaum etwas von dir.»
Wie nett, danke vielmals.
Als ich dann in die Runde vor mir sah, bildete sich ein Kloß in meinem Hals, wobei ich sonst nie ein Problem mit großen Menschenmengen hatte. Oder damit, meine Meinung wiederzugeben.
Das hier war aber irgendwie etwas anderes.
Ich gab mir einen Ruck und begann loszustottern.
«Also ihr seht hier diesen wunderschönen Helm.», fing ich dann mal an.
«An der foderen Kante ist zwar schon etwas abgebrochen, aber das beweist nur, wie viele Leben er schon gerettet hat.»
Aufgeregt machte ich eine Pause, probierte meinen rasenden Herzschlag zu regulieren und nebenbei meine Gedanken zu ordnen.Alle sahen mich an und ich wusste gar nicht, wo ich hinschauen sollte.
Tatsächlich sah ich sogar zu Nase herunter der nur sein dämliches Dauer-Grinsen aufgesetzt hatte.
Aber das konnte mir jawohl egal sein.Ehrlich, ich hatte mich noch nie irgendwo so unwohl gefühlt, wie jetzt gerade hier auf der Bühne.
Ich wollte es nur noch zuende bringen.
«Ihr könnt den Helm ganz langweilig aufsetzen oder, im Falle einer Überflutung auch als Schöpfkelle verwenden. Sehr zu empfehlen.»
Hastig sah ich zu, dass ich von der Bühne kam.
Es klingelte, als ich noch auf dem Weg zu meinem Platz war, sodass ich reißaus nahm und in die Pause flüchtete.Dabei war das gerade mal die erste der beiden Stunden gewesen.
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Perfektes Drama
ChickLitZwei Typen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Allein durch ihre originellen Spitznamen verdeutlicht sich gehegte Anti- und Sympathie. Dass sich die Relationen verändern könnten, war ihr im Vorhinein längst nicht klar. Und vor allem, welche A...