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"Keiner, wir sind im Mittelalter, Frauenrechte und Rechte zur Selbstbestimmung der Frau gibt es erst später."

"Ein Glück, dass wir jetzt später leben und ich als Frau," - ich spielte auf seine vorherige Rede an- " entscheide mich, mir einen anderen Partner zu suchen."

"Viel Glück, Dornröschen."

"Nenn mich nicht so!"

"Wieso nicht, Dornröschen?"

"Ich seh ihr doch gar nicht ähnlich!"

"Ist die Ähnlichkeit das einzige, was dich daran stört? Nicht mal die Tatsache, dass ich dir einen Spitznamen gebe?"

Mit diesem Gesprächswechsel hatte ich wirklich nicht gerechnet. Da stand ich nun mit offenem Mund und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Und da stand er. 
Und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
"Das nehm ich dann mal als Ja."

Und dann setzte ich zum reden an, - oh Wunder, ich hatte meine Stimme wieder gefunden, wo war sie denn gewesen? - wurde aber mal wieder von ihm unterbrochen. Argh!

"Abgesehen davon, sehe ich Yoshi
Auch kein Stück ähnlich! Bin ich denn grün im Gesicht?"

"Die Augen auf jeden Fall schon." Die waren wirklich grün, fiel mir erstmals auf, so jadegrün...

Und da war wieder dieses schiefe Grinsen.
"Ab- Aber Dornröschen passt trotzdem nicht!" Ich fühlte mich wie ein Reh vorm Scheinwerfer.

"Wie soll ich dich denn sonst nennen?"  Dieses amüsierte Grinsen verschwand einfach nicht aus seinem Gesicht. Er genoss meine Wortkargheit sichtlich in vollen Zügen.

"Keine Ahnung, Nase."

"Nase? Nennst du mich gerade so oder soll ich dich so nennen? Nase... Was für eine komischer Spitzname."

"Ich finde, er passt zu dir."

"Inwiefern? Ich kann dir grad nicht ganz folgen."

"Hochnäsig wie niemand anderes auf der Welt und Verwalter des wohl einfallslosesten, zutreffensten Spitznamen der Geschichte."

Ein Glück ließ mich meine Artikulation dieses Mal nicht im Stich.

"Ich und hochnäsig?"

"Das warst du mal, ja."

"Ich war mal hochnäsig?"

"Für deine tauben Ohren nochmal: Jaha!"

"Das muss, ich jetzt erstmal verdauen, Dornröschen."

Er fasste sich ein Herz und taumelte gespielt geschockt einige Schritte nach hinten.

"Was für eine Dramaqueen."
Genervt rollte ich die Augen und war froh, kein Contra mehr zu hören, als plötzlich Applaus die Stille füllte.

Verwirrt sah ich mich um und bemerkte, dass wir die ganze Zeit auf der Bühne gestanden hatten. Und das ganz alleine. Der Rest saß unten im Publikum. Und hatte alles mit gehört.

"Bravo, was für eine tolle Improvisation!"
Na wenigstens hatte es unserem Lehrer gefallen.

Mit hochrotem Kopf und gesenktem Blick stieg ich die paar Stufen hinab und machte mir den Stuhl in der hintersten Ecke zu eigen.

Oh Mann, wie konnte ich nur nicht mitbekommen, dass alle von der Bühne gegangen waren?

"Du warst echt gut eben."

Josh setzte sich neben mich.

"Wer sagt, dass das gespielt war?"

"Wer sagt, dass es das nicht war?"
Super jetzt hatte er den Spieß rum gedreht und ich wusste nicht, ob es gespielt war oder nicht.
Von meiner Seite aus war das zumindest echt.
Dass sich meine Wangen röteten, konnte ich allerdings auch nicht verhindern.

"Oh, hab ich dich jetzt in Verlegenheit gebracht?"

"Nein wie kommst du denn darauf."

Ich drehte mich so gut es ging von ihm weg. Dieser Blödmann.

"Ach nur so ein Gefühl."
Dass er schadenfroh lächelte, hörte ich aus seiner Stimme heraus - ganz ohne ihn dabei anschauen zu müssen.
Seit wann konnte ich das?
Ich wollte das gar nicht können.
Ich mochte ihn doch nicht mal.
Er war doch immernoch Nase.
Hochnäsig und arrogant und blöd und...
War er das wirklich noch?

Was für eine dumme Frage natürlich.
Menschen änderten sich nicht einfach so ohne Grund.

Die Stunde verging, andere gingen noch auf die Bühne und spielten irgendetwas vor, und dann wurden wir mit einem Klingeln vom Unterricht entlassen.

Ich beeilte mich rauszugehen und zu Phoebe und Mella an die Mauer zu kommen.

Tatsächlich war noch keine von beiden da, weshalb ich meine Kopfhörer einstöpselte und noch ein bisschen Musik hörte.

Gerade lief Freaky like me von Madcon, da sah ich Joshua und seine Bande.

Und, als hätte jemand Einladungen an die beiden Rivalen verschickt, kam auch noch Eymen dazu. Er lief nur an dem feindlichen Pulk vorbei, hocherhobenen Hauptes und mit dieser aufrechten Haltung und dem eleganten Gang, der uns unter anderem so sehr auf ihn aufmerksam gemacht hatte, ganz am Anfang, als die Geschichte mit den Spitznamen begann.

Er ließ seinen gleichgültigen Blick über seine Mannschaft schweifen, gegen die er gespielt un verloren hatte, bis er an meinem hängen blieb.
Seine Züge im Gesicht verzogen sich leicht, doch ich konnte ihn nicht deuten. Dann lief er weiter.
Amella und Phoebe kamen und die seltsam gespannte Atmosphäre löste sich auf.

Amella war ziemlich verwirrt und ihr Gesicht zeigte, dass sie in Gedanken war, wobei sie sonst immer ziemlich aufmerksam war.

Phoebe und ich hatten keine Ahnung, was los war.

Amella nahm nur ihr Handy raus und hielt es uns hin.

Perfektes DramaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt