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"Alles in Ordnung, Delilah?"

Ich nickte leicht benommen.

Er war so groß, wie er vor mir stand. So dicht. Ich spürte seine Körperwärme, die mir irgendwie eine Gänsehaut verschaffte.
Und diese grünen Augen. Diese jadegrünen Augen...
Sie zogen mich förmlich in einen Bann.

Sein Griff festigte sich etwas und auch das fühlte sich irgendwie gut an.

Fragend blickte er mich durch ein paar wunderschöner Augen an.

Ich nickte nur leicht und als sein Blick zu meinen Lippen wanderte, beschleunigte sich mein Puls, der sowieso schon übernatürlich hoch war, gefühlt um ein Dreifaches.

Sein Gesicht kam meinem immer näher. Bis er kurz davor in seiner Bewegung inne hielt. Jetzt war es an mir. 90 Prozent war er mir entgegen gekommen, die letzten zehn waren mein Part. Damit würde ich zeigen, dass es für mich in Ordnung war, und dass ich es auch wollte.

Ich ging auf die Zehenspitzen und schloss die Lücke zwischen unseren Lippen. Vorsichtig, ganz zart und federleicht fühlte es sich an, aber doch so intensiv, dass es mich glatt aus den Socken gehauen hätte. Zum Glück hielt er mich. Und als ob er sich seiner Wirkung auf mich bewusst gewesen wäre, zog er mich noch näher an sich.

Er spürte meine gespielte Empörtheit durch den Kuss und zog einen Mundwinkel wieder nach oben, so, wie er es nur konnte.

Nach einer Zeit lösten wir uns schwer atmend von einander.

"Hast du das irgendwo geübt?", fragte er mich leicht benommen. Und seine Augen, diese Augen, die mich ansahen, als wäre ich was ganz besonderes.

"Delilah?"

"Hm?"

Leise lachte er. Dieses tiefe Lachen, was in seiner Brust vibrierte, so nah, wie ich ihm noch war und wie Musik in meinen Ohren klang.

"Ich hab dich was gefragt."

Abwartend und geduldig sah er mich aus neugierigen Augen an.

Und, Gott allein wusste, er würde Geduld mit mir haben müssen, bis ich mich an das gewöhnt hatte.

"Nein, ehrlich gesagt, war das mein erster Kuss."

Das mit fast siebzehn zuzugeben, war dann doch eine Nummer für sich.
Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss und ich verlegen zur Seite sah.

Anstatt mir wie erwartet seine blöde Frage zu stellen, ob ich nicht verlegen sei, legte er nur vorsichtig seine Finger unter mein Kinn und drehte es in meine Richtung.

"Dann bist du wahrlich ein Naturtalent, Esperintha."

"Was bedeutet das?"

"Naseweis. Es muss ja schließlich zu Nase passen."

Die ganze Freude, die in mir aufkam, strömte durch meine Adern und benebelte meine Sinne und besonders mein Hirn, denn mit einem Mal schlang ich meine Arme um seinen Hals, zog ihn zu mir und küsste ihn. Von der Vorsicht eben war nichts mehr übrig.
Als mir klar wurde, was ich da tat, ließ ich schnell von ihm ab und sah wieder verlegen weg.

Was war nur in mich gefahren?

Dann war es still.

Mit etwas Angst vor seiner Reaktion sah ich auf und erblickte einen rotwerdenden Joshua. Das hatte ich auch noch nicht gesehen.
Er schien seine Sprache wieder gefunden zu haben.

"Tatsächlich bin ich jetzt verlegen. Das eben hat mir richtig gut gefallen."

Dann kam er auf mich zu und ich küsste ihn, mit allem, was in mir war. Die Freude, dass er mich mochte, sowie ich ihn - was ich mir jetzt eingestand. Die Wut darüber, wie sehr er mich immer ärgerte.
Und dieses unbeschreibliche Gefühl, jemanden gefunden zu haben, ohne, dass ich mich je durchprobiert oder verschenkt hatte.

Ich war gerade überglücklich, da sah ich Mella und Phoebe hinter der Mauer stehen. Unauffällig linsten sie zu uns rüber. Und ich sah, wie Phoebe ihr Handy in der Hand hielt und Fotos machte.

Okay, spätestens jetzt gab es wirklich etwas Nennenswertes und sie wussten davon.
Offenbar hatte mein Sherlock Holmes Getue auf sie abgefärbt.

"Sollen wir ihnen sagen, dass wir sie sehen können?", fragte Yoshi amüsiert.

"Nein, es hatte doch genau so alles angefangen. Erinnerst du dich?"

Er lächelte nur und umarmte mich und hüllte mich komplett ein.
Und ich stellte mir vor, dass wirklich nur zwei Arme von mir zusehen waren, weil er wie ein großer, nach Vanille duftender Schrank vor mir stand.

Perfektes DramaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt