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Kaum, dass wir die Tür aufgeschlossen und eingetreten waren, versicherte ich mich dessen, das mein Bruder nicht Zuhause war.

Jackpot. Wir hatten das ganze Haus für uns und mussten somit keinerlei Rücksicht auf Gehörverluste nehmen, konnten also Bangarang in voller Lautstärke genießen.

Den Teig für das typisch amerikanische Frühstücksgebäck ließ ich Mella machen.
Es war sowieso viel schöner, ihr dabei zuzusehen. Nicht, dass ich faul gewesen wäre, aber die routinierten geübten Bewegungen... Es war ihr anzusehen, dass sie wusste, was sie da tat.

Und es machte mich glücklich, zu sehen, das ich ihr ermöglicht hatte, ihrer Passion nachzugehen.

Mal ganz abgesehn davon schmeckte diese Passion auch zuckersüß.

Als sie gerade voll und ganz im Teig versunken zu sein schien, erlaubte ich mir, sie ein bisschen zu ärgern.
Es gab da nämlich so ein paar Lieder, die sie bis auf den Tod nicht ausstehen konnte.
Mit aller Willenskraft versuchte ich, mir mein verräterisches spitzbübisches Grinsen zu verkneifen, als ich mein Handy zur Hand nahm und Mr. Big - To Be With You in die Suchleiste eintippte.

Da fing der Junge mit der lockigen Mähne auf meinem Bildschirm auch schon zu singen an und es kostete mich wirklich alles, nicht jetzt gleich loszuprusten.

Um mir ihre Reaktion wieder und wieder anschauen zu können, nahm ich ihr Handy und ging auf das Kamerasymbol, als ich mich neben sie und die alles entscheidende Frage stellte.
«Auf einer Skala von eins bis zehn - wie schlimm ist das Lied?»

Sie warf mir einen gefassten Blick zu, hinter dem sie blankes Entsetzen zu verbergen versuchte.
Ja, wie konnte ich ihren Ohren nur soetwas antun!

Ihre Antwort fiel sehr diplomatisch aus. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet.
«Sehr. So so...»,sie geriet ins Stottern. «so tausend vielleicht?»

Der Folter zum Trotz behielt sie ihr unsagbar ansteckendes Grinsen auf ihrem herzförmigen Gesicht.
In ihren braunen Augen blitzte der Schalk auf, obwohl wir beide wussten, dass sie das, was sie Gejaule nennen würde, absolut verabscheute.

Okay, das war genug des Guten für heute.
Mr. Big wurde von FloRida abgelöst, womit ich ihre Gunst wohl wieder mein Eigen nennen konnte.

Nach gefühlten Stunden war die Pfanne dann endlich leer.

Und hier standen wir als kleiner Haufen vor dem viel größeren Haufen pan cakes.

Sie hier zu essen, wäre zu unspektakulär, stattdessen wollte ich Amella einen meiner Lieblingsplätze zeigen, wo wir uns die Leckerbissen mit einer schönen Aussicht gönnen konnten.
Und wurde die Aussicht doch um einige, einge Male besser, als erwartet.

Fix packten wir die pan cakes in eine Tupperdose, ehe ich diese in meinem Rucksack versenkte, den ich auch schon enthusiastisch über die Schulter warf.

«Können wir nicht einfach hier essen? Ich hab wirklich Hunger.»

Ich hüpfte schon fast vorne weg, voller Vorfreude bei dem Gedanken an das, was uns gleich erwarten würde,  als sie resignierend die Tür hinter sich zu zog und mir hinterher trottete.

«Ich hab was gut bei dir!», hielt sie für das Protokoll fest.
Wenn sie gewusst hätte, wo es hinging, wäre sie wahrscheinlich schon längest umgedreht.
Oder gar nicht erst mitgegangen.

Aus genau diesem Grund hatte ich es ihr schließlich nicht gesagt.

Irgendwann kam «Wie weit ist es noch?» von hinten.

«Sind bald da.»
Die Sonne schien erbamungslos, aber auch das würde uns gleich zugute kommen.

Da war dieses Bauchgefühl, dass es mir verriet.
Das würde der perfekte Tag werden.
Ich wusste es einfach.

Perfektes DramaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt