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Heute stand wieder DS an. Jippie.
Die Menge strömte in Richtung des großen Saals, doch ich konnte Yoshi nirgends ausmachen.

Konnte mir aber auch eigentlich egal sein, ich hatte die erste Wette schließlich nicht verloren und war somit nicht seine dauerhafte DS-Patnerin.

Wie gewohnt nahm ich in der dritten Reihe Platz und hörte noch ein bisschen Musik, bis mein Lehrer kommen würde.

Alle Bänke waren belegt, bis auf die in der Reihe hinter mir.
Wo normalerweise Joshua und seine Kumpanen saßen. Die allesamt jetzt fehlten.

Der Unterricht war schon im vollen Gange, als sie immer noch durch ihr Fehlen glänzten.

"Hat jemand die Sportskanonen gesehen?"

Keiner antwortete.

Das schien dem Lehrer als Antwort zu genügen, denn er schrieb etwas auf und fragte nicht weiter nach.

Mit Mühe versuchte ich mich auf den Text über die verschiedenen Formen der Requisiten zu konzentrieren.
So wirklich funktionieren tat das nicht. Joshua, so hochnäsig und blöd und gemein er auch sein mochte, schwänzte nicht einfach. Das hatte er in der Deutschstunde bewiesen, als sich Phoebe für mich und ich mich in Kunst für sie ausgegeben hatte.
Sein ganzer Trupp hatte gefehlt und alle sprachen von dem Irish Pub, in dem sie gewesen waren - während er in der Schule neben Phoebe gesessen und ihr Verse aus Faust in verständliches Deutsch übersetzt hatte.

Andererseits war er auch auf gar keinen Fall krank, vorhin hatte ich ihn erst auf der anderen Straßenseite entdeckt, wie er wieder ein, zwei Mal
rübergespäht hatte. Das hatte sich seit Anfang des Jahres nicht geändert.
Wo also war er? Und was hatten seine Jungs damit zu tun?

Ich war einfach viel zu neugierig.

Nervös hob ich meinen Arm.

"Darf ich mal kurz?"

Der gnädige Lehrer gab mir mit einem Kopfnicken zur Seite zu Verstehen, dass ich gehen durfte.

Eilig verließ ich den Raum. Ich hatte nicht gefragt, ob ich zur Toilette durfte, somit plagten mich auch keine Gewissensbisse, als ich das Basketballfeld inmitten unseres Schulhofes anpeilte.
Der einzige Ort, an dem ich die Gesuchten vermutete - und tatsächlich noch mehr Jungs dort antraf asl erwartet.

Wenigstens fand keine Massenschlägerei statt, sie übten ihr Kräftemessen mittels eines Balls und eines Korbes aus.
In Form eines Spiels.

Um die Kontrahenten genauer erkennen und identifizieren zu können, trat ich näher an das Feld heran. Und traute meinen Augen kaum.

Derjenige, der Spieler A den Ball streitig machte, war niemand anderes als Eymen. Und Spieler A selbst war niemand sonst als Joshua, dessen Clique ihn von außen anfeuerte.

Dazwischen zu gehen kam mir lächerlich vor, aber still und starr zuzusehen kam noch viel weniger in Frage. Nach dieser Abwägung öffnete ich den Mund und war gerade dabei, die Jungs nach ihrer Beschäftigung zu fragen, als mir jemand zuvor kam.

"Wenn das mal nicht perfektes timing ist."

Ich verstand nicht, worauf er anspielte und trat stattdessen näher.

Die beiden Streithähne bemerkten mich nun auch und drehten sich um, wobei Joshua nur eine Drehung antäuschte, somit Eymen den Ball ausspielte und einen sauberen Korb warf.

Um so heftiger drehte Josh sich jetzt um und sah Eymen warnend an.

Er flüsterte etwas, so leise, dass ich nicht verstand und mit so ernstem Blick, dass selbst mir ein Schauer über den Rücken lief.

Mit mahlendem Kiefer, aber ohne Widerworte, feuerte Eymen noch einen letzten Blick auf die Mannschaft, - die tatsächlich seine Mannschaft war, - und dampfte ab.

"Jetzt wo das ja geklärt ist, sollten wir schnellstens zu DS. Nicht, dass noch jemand misstrauisch wird.", meinte Joshua als habe er sich nicht gerade ein erbarmungsloses Battle mit Eymen geliefert. Dass Eymen in Sport ein Ass war, war im Vornherein klar gewesen - aber, dass Joshua mit ihm Schritt halten konnte und ihn sogar besiegt hatte, war für mich tatsächlich eine Überraschung.

Die anderen gaben nur launische Kommentare, von wegen sie hätten besseres zu tun, als sich auf der Bühne zum Clown zu machen. Letzten Endes überwog der Wunsch danach, seine Zeit anders einzuteilen, und sie verabschiedeten sich mit einem Handschlag von Joshua.

"Warum gehst du nicht mit deinen Freunden?", fragte ich, als wir entgültig allein waren.

Natürlich bewunderte ich Josh irgendwo dafür, dass er der Versuchung widerstand und in der Schule blieb, - andererseits, warum tat er das, wenn es woanders sehr viel lustiger war?

"Wieso, willst du mich loswerden?"

"Bin ich denn so leicht zu durchschauen?"

Leise lachte er in sich hinein, als wir den Flur weiter lang gingen.

"Was war das vorhin?"

"Wieso bist du rausgekommen? Hast du mich vermisst?"

"Wohl eher Sorgen gemacht. Dir kann man doch nichts zutrauen."

"Sorgen gemacht? So wichtig bin ich dir also?"

"Ich mach mir auch um meinen Ditschkäse sorgen, ob er nicht eine schwarze Kruste bekommt. Wenn du also denkst, nur weil ich mir Sorgen mache, seist du mir wichtig, dann bist du auf dem Niveau von Ofenkäse. Obwohl, um den Ofenkäse würde ich mich mehr sorgen."

"Autsch, das hat gesessen."


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