Und nun war es soweit.
Sport.
Ugh, mir wurde schlecht.
Ich war noch nicht bereit für diesen Teil Meines Lebens.
Ich war noch zu jung zum Sterben. Und das war keine Übertreibung, die Bälle fanden den Weg zu meinem Kopf nämlich immer.Na dann mal los.
Wenigstens stand mir Mella zur Seite.
Die Umkleidekabine müffelte nach einer Mixtur aus Deo und Schweiß, sodass ich dort nicht mehr Zeit verbrachte, als notwendig.
So kam es, dass ich im Flur, vor der Tür der Mädchenumkleide, auf Mella wartete, die sich drinnen wahrscheinlich gerade ihr dickes volles Haar zu einem Zopf band.
Die Flasche in meiner Hand warf ich hin und her, um mir die Zeit zu vertreiben, als sich Stimmen erhoben. Männliche Stimmen.
Da traten sie auch schon in den spärlich beläuchteten Flur.
Das Licht reflektierte die nassen Haare der Jungen, die Regentropfen, die an ihnen herab rannen.
Sie waren nicht bei mir in Sport.
Sie waren in meiner Parallelklasse.
Und kaum hatte ich sie identifiziert, trat ein seltsam bekanntes Gesicht in mein Blickfeld. Braune Augen blitzen mir entgegen.
Joshua.
Geringelt dunkle Strähnen hingen ihm in die Stirn.
Die Haare trug er doch sonst immer glatt?Da ging die Tür hinter mir ruckartig auf und ich fuhr herum.
Mella."Da bist du ja endlich.", warf ich ihr vor, war innerlich doch erleichtert, dass sie mich aus meiner Starre befreite.
Was machten die Jungs hier?
"Weißt du, ob die Jungs jetzt regulär Sport haben?", fragte ich Mella.
Prüfend sah sie mich an.
"Soweit ich weiß nicht... Vielleicht wurde die Stunde aber aus unerfindlichen Gründen verlegt, sodass sie jetzt doch Sport hätten...""Das würde bedeuten, dass wir die Halle mit ihnen teilen müssten. Wo es doch offenbar regnet."
Ich konnte nur hoffen, dass das ein schlechter Scherz war.
Mellas verzweifeltem Blick zu urteilen war ich damit nicht alleine.So zogen wir uns also doch schnell in unsere moderige Höhle zurück, um einen Plan zu fassen, beziehungsweise Informationen zu beschaffen.
Andere Klassenkameradinnen erzählten uns, dass wir mit den Jungs der anderen Klasse - denn es gab bei ihnen keine Mädchen - Basketball spielen würden, das es sich eher anbieten würde, die Halle gemeinsam zu nutzen, anstatt sie zu halbieren.
Das hätte unser Sportlehrer letztes Mal gegen Ende der Stunde gesagt.
Oops."Hast du das mitgekriegt?", fragte mich Mella, doch ich schüttelte nur den Kopf und musste grinsen.
Dass Mella etwas mal nicht mitbekam, geschah gefühlt einmal im Jahr.
Es war ziemlich untypisch für sie."Hast du deine Tage?", fragte ich sie neckisch, als sie mich schon genervt anschaute.
Die Antwort war dann wohl ja.
Ein Glück war ich endlich durch, so konnte ich für uns aufmerksam zuhören und mich stattdessen mit den Jungs anlegen.
Okay, letzteren Teil übernahm ich sowieso immer, weil Amella zu schlau war, um soetwas Dummes zu tun.
Doch irgendwie machte es mir einen Heidenspaß, Joshua auf den Schlipps zu treten und das war der Grund, weshalb ich nun bestens gelaunt die Turnhalle betrat.Mella kannte mich einfach zu gut. Sie grinste, denn sie wusste genau, was ich dachte.
"Sei nicht zu hart zu ihnen", bat sie mich lachend.
"Ich werde es versuchen.", wisperte ich zurück, versuchte, mein Lachen zu unterdrücken.
Wir setzten uns an den Rand der Bänke.Von diesem Zeitpunkt an ging alles relativ schnell; die restlichen Sportskanonen belegten die Bänke und auch unser Lehrer, Herr Gebhard, traf ein.
Etwas spät für seine Verhältnisse.
"Entschuldigt die Verspätung", fing er zu meinem Vergnügen an. Er war noch ein Lehrer mit Anstand.
"Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, sind wir heute mehr als sonst."
Ach was.
"Wenn ihr mir letztes Mal zugehört hättet,", sein Blick machte mich in der Menge aus, - oops - "dann wüsstet ihr, dass wir heute Basketball spielen werden. Es werden keine Noten gemacht, aber wir fangen heute an, für die Noten zu trainieren, die wir in ein paar Wochen machen werden. Es ist also nicht sinnlos, sich jetzt schon anzustrengen, denn ich sehe, wie ihr dem Spielen gegenüber gesinnt seid."
Jetzt ließ er dann doch den Deutschlehrer heraushängen, der er nun einmal war.
"Ich täte sagen, ihr dehnt euch und macht euch warm, während ich die Anwesenheitsliste durchgehe."Sofort zog ich Amella zur Seite. "Heute werde ich gut in Basketball. "
"Und warum jetzt auf einmal?", fragte Amella belustigt, als sie ihre Arme dehnte. Die Dehnübung, die wir bei den Jungs auf den Sportplatz beobachtet hatten.
Ich musste lachen, fand dann aber doch den Ernst wieder.
Denn das hier war ernst.
"Ganz einfach, ich werde nicht gegen Nase gewinnen."Todernst sah ich sie an.
Und Mella brach in Gelächter aus. Anfangs verstand ich nicht weshalb, doch dann, almählich dämmerte es mir.
"Ach Mist, ich meinte, ich werde nicht gegen ihn verlieren! Amella, du bist blöd. "
Beleidigt, aber grinsend, machte ich die Dehnübung, die ich beim Südländer beobachtet hatte und fand meine Entschlossenheit wieder.
Oh ja. Heute würde ich gegen Nase gewinnen.Wie? Keine Ahnung. Aber es wäre schon schön.
Wir wurden in Teams eingeteilt und Joshua wurde in das andere eingeteilt.
"Zu seinem Glück ist er nicht in unserer Mannachaft, denn ansonsten hätte ich extra schlecht gespielt, nur damit er verliert."
"Extra schlecht? Du hättest nur normal spielen müssen.", kommentierte Mella geckig."Haha, sehr witzig Amella. Wenn man dich als Freundin hat, braucht man wirklich keine Feinde."
Ein amüsiertes Grinsen huschte über ihr Gesicht und das Spiel wurde begonnen.
Die ersten Bälle flogen schon in Richtung unseres Korbs, als Joshua vor mir auftauchte. Und ich es mir zur Aufgabe machte, ihn zu blocken.
Mit meinem ganzen Körper schirmte ich ihn ab, drängte ihn an den Rand und nahm ihm den Ball weg, passte ihn zu Mella auf der anderen Seite der Halle, wo sie unseren ersten Korb warf.
Ich konnte meine Begeisterung nicht zügeln und drehte mich zu Joshua um."Du wirst um Gnade betteln."
Mit einer Mischung aus Amüsement und Überraschung sah er mich an.
Da beugte er sich leicht zu mir herunter - er war doch ziemlich groß, wenn er so nah vor mir stand.
"Und du darum, dass ich dir Deutsch Nachhilfe gebe."Was sollte das denn jetzt?
Meine Überraschung war ganz zu seiner Befriedigung, denn er lächelte und fuhr fort.
"Wenn mein Team gewinnt, wirst du meine Patnerin in DS - komme, was wolle. Und wenn dein Team gewinnt, werde ich mich dazu herablassen, dir in Deutsch zu einer Eins zu verhelfen."
Er sprach so leise, dass nur ich es hören konnte, doch so bestimmt, dass ich mich nicht traute, mich ihm zu wieder setzten.Also hob ich trotzig mein Kinn.
Game on.
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Perfektes Drama
ChickLitZwei Typen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Allein durch ihre originellen Spitznamen verdeutlicht sich gehegte Anti- und Sympathie. Dass sich die Relationen verändern könnten, war ihr im Vorhinein längst nicht klar. Und vor allem, welche A...