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"Kann es sein, dass du mich meidest?", fragte seine tiefe Stimme.

Hilfesuchend sah ich mich um, Mella und Phoebe waren weit und breit nicht zu sehen.

"Hör zu Süd-", im letzten Moment korrigierte ich mich, "-Eymen, du siehst echt gut aus, das lässt sich nicht leugnen."

Verlegen, aber doch stolz grinsend, sah er auf den Boden und vergrub seine Hände in den Hosentaschen.

"So viel zum Aussehen, aber es kommt im Leben nicht nur auf das Äußere an."

Mit verändertem Blick sah er wieder auf. Nicht weiter grinsend, sondern wachsam und auch leicht verwirrt.

"Was willst du damit sagen?"

"In der Kunststunde bei Herrn Logczech-"

"-Du sahst einfach so verdammt süß aus, wie du da so vor mir standest. Ich konnte nicht anders, ich wollte deine Lippen unbedingt auf meinen spüren-"

Jetzt war es an mir, ihn zu unterbrechen.

"-Genau darum geht es Eymen-"

Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich falsch verstanden hatte, denn er kam mir den Löwenanteil unserer Distanz entgegen.

"Mir ist zu diesem Zeitpunkt klar geworden, dass ich dich nicht so mag, wie du mich magst."

Er gefror mitten in seiner Bewegung und ließ seine Hand dann sinken, die er mir wohl gerade an die Wange legen wollte.
Puh, das war knapp gewesen.

"Ist es wegen diesem Joshua?"

Er spuckte seinen Namen quasi vor meine Füße.
Woher kannte er Josh..?
Ach ja, da war ja die Sache mit dem Basketball.

Aber was hatte der denn jetzt damit zu tun?

"Wie kommst du denn bitte darauf?"

"Ist es, weil er dich zum Sanitäter gebracht hat und jetzt dein Held ist?"

"Was.. Nein?"

Das schien ihn nicht sehr überzeugt zu haben.

"Ach ja, du sahst aber ziemlich vertraut mit ihm aus."

"Ich hatte, oh Moment mal, - habe eine Gehirnerschütterung, falls du das vergessen haben solltest, wo du doch so gut über mein Leben informiert bist. Joshua war so lieb mich zum Saniraum zu tragen, weil ich so wackelig auf den Beinen war."

Genervt verdrehte Eymen die Augen.

"Ja, und weil er so lieb war, hat er dich die ganze Zeit dabei angelächelt."

"Sag mal, hast du mich beobachtet?"

"Korrigiere -Euch."

"Halt, halt, halt.", ich machte demonstrativ ein paar ausweichende Schritte nach hinten.

"Du tust so, als hätte ich eine Affäre mit ihm gehabt, dabei bin ich nicht mit dir zusammen. Ich kenn dich doch praktisch gar nicht! Außerdem mag ich 'diesen Joshua'", äffte ich Eymen nach, "nicht mal."

"Gibt's, ein Problem?"

Auf einmal kam, Josh noch dazu, sodass sich die beiden Streithähne gegenüber standen.

Abwartend sah mich Joshua an, während Eymen jetzt nur noch verachtend schnaubte.

"Ja, genau genommen bist du mein Problem.", ging er Joshua an, dessen Blick verriet, das er gar nichts verstand.

Dabei blieb es dann aber auch, Eymen machte sauer einen Abgang und Josh blieb mit fragendem Blick zurück.

"Was war das denn bitte?"

"Keine Ahnung."

"Na dann sind wir ja schonmal zu zweit." Irgendwie war es toll, nicht allein so planlos im Flur herum zu stehen.

"Und wegen der Nachhilfe-"

"-Erstens, wie kamst du auf die Idee, dass ich gestern Nachhilfe nehme wollte und zweitens- Wie kamst du auf die Idee, dass ich gestern bei mir Zuhause mit dir Nachhilfe machen wollte?!"

Hippielike lächelte er mich voll relaxed an. Mit einem Hauch Überlegenheit. Und Vergnügen.

"Amella hat mir gesagt, du hast Langeweile.", sagte er wie nebenbei und zuckte die Schultern.

"Uuuh Dieses Mädel. Mit der hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen."

Joshua schien sich schon in Sicherheit gewogen zu haben, ungeschoren davon gekommen zu sein, aber nein.

"Mit dir bin ich auch noch nicht fertig, Joshua."

"Nicht mehr Yoshi?"

"Arrrgh du bist doof."

"Ich weiß, das hast du mir schon öfter gesagt."

Noch einen letzten Killerblick und dann konzentrierte ich meine Wut, die ich immer nur schwer halten konnte, auf Mella, die schon quatschen bei Phoebe stand.

"Mella!"

"Hm?"

"Warum hast du Joshua gesagt, dass ich Langeweile hab und er ja ruhig vorbei kommen könnte?"

"Hab ich nicht."

Amüsiert lächelte sie mich an.

Ich kam grad nicht mehr ganz mit..

"Ich hab ihm nur gesagt, dass du jetzt Zuhause einige Stunden zum todschlagen hast und ihr die ja für die Nachhilfe nutzen könntet.."

Überrascht von der Wandlung der vergangenen Geschehnisse, verfolgte Phoebe unser Gespräch.

"Man, du überraschst mich immer gerade wirklich, Amella.", kommentierte sie verblüfft.

"Mich auch.", stimmte ich ihr zu.

"Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht irgendwie lustig war."
Mella beherrschte den fliegenden Themenwechsel einfach.

"Es war nicht lustig." Und dann musste ich entgegen meiner Aussage doch lachen. Ich war eine miserable Lügnerin.

"Ich seh's.", stimmte mir Amella ebenfalls lachend zu.

"Und was war das denn bitte eben mit dem Südländer und Nase?"

"Eymen-", fing ich an und wurde wieder unterbrochen.

"Ach stimmt ja, hab ganz vergessen, dass der nicht Südländer heißt.", gestand Mella lachend ein.

"Ich hätte ihn sogar fast Südländer genannt, als ich ihm probiert hab klarzumachen, dass ich nichts von ihm will. Und dann kam er auf Joshua zu sprechen und ist richtig ausgeflippt. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, er hatte einen Eifersuchtsanfall."

"Vielleichr liegst du damit gar nicht so falsch.", überlegte Mella laut.

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