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Stunde für Stunde, Tag um Tag verging.
Nicht ohne Paparazzi, die mich ausquetschen wollten und zu ihrer Enttäuschung sehr bald festellen mussten, dass es nichts zum Ausquetschen gab.

Zumindest meinerseits.

Die allseits bekannten Gesichter tauchten vor mir auf, als ich den Platz in der letzten Reihe belegte, die Absicht verfolgend, möglichst unauffällig zu bleiben und mich bedeckt zu halten.
Wenigstens jetzt in DS wollte ich ein wenig Ruhe genießen.

Zum Glück wurden meine Fähigkeiten dazu nicht all so stark auf die Probe gestellt, da unser Lehrer auch schon mit seinem Unterricht begann.
Nase schien dies nicht ganz mitbekommen zu haben, denn er saß seelenruhig noch an seinem Handy, nicht einmal unauffällig, obwohl wir unter einem Handyverbot litten.

Der tonangebenden Dirigent schien diese Tatsache zu ignoriern, vorläufig auf jeden Fall.

«Ihr erinnert euch doch sicherlich noch an die letzte Stunde. Was haben wir denn letztes Mal gemacht?», fragte da unser Lehrer auch schon in die Runde, um unsere Erinnerungen abzurufen, und in den Unterricjt einzusteigen.

Die super motivierte Cara meldtete sich da auch schon direkt, auf das Nicken unseres Lehrers, dann auch zu Wort.

«Wir sollten uns auf ein Märchen einigen und es dann in fünf Standbildern vorführen.»
Während sie sich mit ihrem Beitrag eine gute Mitarbeitsnote sicherte, schlich unser Lehrer durch die Sitzreihen und steuerte auf den immernoch am Handy spielenden Nase zu.

War er denn wirklich so unglaublich naiv?

Mir war es nur Recht, dass er für sein unmögliches Verhalten zur Rechenschaft gezogen wurde. So sonderlich schlimm fang ich das mit dem Handy gar nicht mal, aber allein bei dem Gedanken, dass er Ärger bekam, breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.

«Wie ich hier sehe, hat Joshua Interesse an unserer Cinderella.
Warum warst du denn dann nicht der Prince Charming, hm? Gab es da etwa ein paar Komplikationen mit Luca?»

Ich verstand nur Bahnhof.
Was musste er sich denn auf seinem Handy angeschauen haben, dass unserer Leherer davon auf mich, die Cinderella schloss?
Die Vorsichtsmaßnahme mit dem Profilbild hatte ich schließlich schon ergriffen, sodass er, wenn er auf mein Profilbild sah, eine wunderschöne weiße Fläche erblickte.

Nase blickte auf und ein selbstsicheres Grinsen trat auf sein Gesicht.
«Tatsächlich nicht. Ich wollte Luca freie Bahn lassen, zumal sich Delilah wirklich glücklich schätzen kann, dass wenigstens ein Junge an ihr Interesse zeigt.»

Beifall und Johlen von den Jungs ertönte.
Das wars. Hiermit hatte er eine Grenze überschritten.

«Na wenigstens hat jemand an mir Interesse. Kann man ja von dir nicht gerade beantworten.»

Der Ball flog von einer Tischälfte auf die andere. Ich konnte mich darauf einstellen, jetzt mehr Zeit auf das Lernen für DS zu verpfenden, wenn ich dem Unterricht nicht folgen konnte.

Das war es mir aber Wert. Er sollte sehen, dass ich micht kuschte, dass ich ihn Parolie gab und mir nichts gefallen ließ.
Sollte er sich dochndie Zähne ausbeißen.

Die Stunde zog sich, besonders, da wir eine Schreibaufgabe zu Requisiten bekamen und ich schon längst fertig war. Die Blicke, die uns unser Lehrer über sein Buch hinweg zuwarf, entgingen mir keines Wegs.
Aber irgendwie musste ich schmunzeln. Endlich hatte ich eine Gelegenheit, die schlagfertige Art, die ich mir über die Jahre durch Kollisionen mit meinem Bruder angeeignet hatte, zu nutzen.

In der Pause lernten Nase und sein Trupp für Geschichte.

«... die Entstehung der beiden deutschen Staaten 1949.», hörte ich das Huhn sagen, als ich näher ran trat, da ich eigentlich gerade auf dem Weg zu Laura gewesen war, um mit ihr zu sprechen.

«Ach ja richtig. Das war doch die Sache mit der chinesischen Mauer.», erwiderte Nase darauf und die andern prusteten los.

Da drehte er sich zu mir um und sah zu mir herab.

Woher hatte er gewusst, dass ich hinter ihm stand? Hatten die anderen ihm ein Zeichen gegeben?

Huhn sah mich an, während er zu Nase sprach. Irgendwie schräg.
«War ja klar, dass du so antwortest. Schließlich bist du ja der größte Trampel auf Erden.»

«Ach richtig,», Nase tat so, als fiel ihm auf, dass die Erde rund war, « und blöd bin ich ja auch noch.», vervollständigte er Huhns Aufzählung.
Gefährlich funkelte er mich an, als die anderen fortfuhren mit der Parade von dem, was Nase alles nicht konnte.

Jetzt sprang ein Junge ein, dessen Name ich nicht einmal kannte.
«Stimmt, Josh. Und du kannst ja nicht einmal ordentlich Deutsch sprechen!»

Alle lachten und bedachten mich mit einem belustigten Blick.

Die Frage, wie weit die Unruhen ausschlagen würden, wäre hiermit also geklärt.

Ich musste darüber stehen.
Mein Bruder hatte mir mal gesagt, dass man das manchmal auch damit erreichen konnte, nichts zu sagen. Durch betretenes Schweigen würde ich das aber bestimmt nicht erreichen, nicht bei denen. Eher müsste ich das Risiko eingehen, etwas weiteres von mir zu geben, was gegen mich verwendet werden konnte.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Okay, Delilah. Sei so schlagfertig wie Amella. Was würde Amella jetzt tun?
Ganz einfach. Nichts.
Amella würde gar nicht erst in eine so sau dämlich Situation geraten.
Es sei denn, sie wäre mit mir unterwegs.

Innerlich klatschte ich mir die flache Hand ins Gesicht.
Ich war aber auch manchmal wirklich selten dämlich.
Zurück zur eigendlichen Situation, Delilah.

«Schön, dass ihr das endlich erkannt habt. Ganz besonders du, Josh. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.»
Mein Lobeslied klang, als wäre ich sein Therapeut. Das begeisterte in die Hände schlagen war dann doch ein bisschen drüber.

Er schien all das, was ich gesagt hatte auszublenden, und nur Augen für eines zu haben.
Einen weiteren Schritt trat er näher, sodass ich die Arme vor der Brust verschränkte, um eine Barriere zwischen uns zu errichten.

«Wer hat dir erlaubt, mich Josh zu nennen?»
Die Spannung zwischen uns war geradezu greifbar.
Es war kaum ein Flüstern und doch verstand ich ihn klar und deutlich.
Doch anstatt einer Antwort, bekam er eine Gegefrage.
«Wer hat dir erlaubt, die Klamotten aus dem Altkleidercontainer zu fischen?»

Amüsiert lachte er leise auf, während die anderen die Luft einzogen, da wir alle wussten, wie welche Rolle sein Aussehen für ihn spielte.
Die Zeit nutzte ich, um meinen Rücken durchstreckten, mich zu meiner vollen Größe aufzurichten und nicht ganz so klein zu wirken. Von meiner Größe würde er wahrscheinlich direkt auf Unterwürfigkeit schließen.

Sollte er doch sehen, wie falsch er damit lag.
Meine Mutter hatte immer gesagt Klein aber Oho. Das war unser Familienmotto, da alle nicht sonderlich groß waren.
Es war aber mehr als treffend, denn jeder, der uns kannte, wusste, dass er lieber nicht die Größe als Kriterium zum Urteilen nahm.

Da wandte er sich mir wieder zu und schien noch etwas sagen zu wollen.
Doch kam nichts weiter als ein mahnender Blick.

Da war die Pause auch schon vorüber und er trat geradeausschauend an mir vorbei.

Okay dieses seltsame Verhalten passte nur zu gut zu diesem verkorksten Jungen.
Nächstes Mal, wenn er mich blöd anpöbelte, würde ich ihn zum Armdrücken auffordern.

Dann würde ihm klar werden, dass er gegen mich, in egal welcher Hinsicht, nur verlieren konnte.
Ziemlich sicher.

Perfektes DramaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt