Es war wieder so weit.
Ein neuer Schultag, eine neue Gelegenheit sich mit Nase auseinandersetzen zu dürfen.
Eine neue Gelegenheit, dem Südländer über den Weg zu laufen.Der Gedanke an die anstehenden Stunden ließ meine gute Laune verpuffen.
Doch der Anblick von dem unglaublich gutaussehenden Typen mit lockigen dunklen Haaren, einer olivfarbenen Haut, die ihn auch als Surfer durchgehen lassen würde, und seinen stechend blauen Augen wiederum machten alles Schlechte von diesem Tag wieder wett.Gerade erst war er an meinem Klassensaal vorbei gelaufen und hatte im Vorbeigehen einen Blick in den erhizten Raum geworfen.
So aufmerksam, wie ich war, hatte ich das natürlich mitbekommen, weshalb ich meiner Banknachbarin Amella einen wissenden, als auch verschwörerischen Blick zuwarf.
Sie grinste nur in sich hinein, schüttelte den Kopf, weil sie genau wie ich wusste, dass wir uns wie durchgeknallte Teenies verhielten - und blätterte vorbildlich durch ihr Mathebuch.Die Sache wegstecken konnte sie offenbar um einiges besser als ich. Wobei ich ihr wirklich zugute halten musste, dass sie sich prima machte. Denn ganz am Anfang hatte sie den Südländer nur als «Okay» deklariert.
Jetzt bekannte sie sich sogar zu seinem «guten Aussehen», wofür sehr viel meiner kostbaren Überzeugungskraft flöten gegangen war. Aber sie war es wert.Allein seines Anblickes wegen fühlte ich mich für die anstehende Doppelstunde, die einzig und allein der Mathmatik versprochen war, gewappnet. Oder zumindest nicht ganz so ausgesetzt wie noch einige Minuten zuvor.
Gerade, als ich meinen Arbeitsplatz am Präperieren war, hielt ich mitten in der Bewegung inne, weil sich eine viel bessere Idee meiner ungeteilten Aufmerksamkeit zuteil machte. An der meine Mathenote gut täte.Oops.
Ich nahm meinen karrierten und komplett zerknitterten Block vom Fleckchen Elend, auf dem Buch, Kalender und Mäppchen rumlungerten.
Vielleicht konnte ich klarer denken, wenn ich Amella über die neuen Zustände aufklärte.Darauf kritzelte ich mit Bleistift
ER war es, der mich gestern im Bus angerempelt hatte
- der Gedanke daran jagte mir immernoch eine Gänsehaut über meinen Körper.Das mit dem konsequenten Ausblenden der weltbewegenden Ereignisse hatte leider doch nicht ganz so gut funktioniert, wie erhofft.
Genau genommen hatte ich mir gestern Abend, als ich im Bett lag, die Geschehnisse des gestrigen Tages die ganze Zeit vor Augen geführt.
Und hatte einen Entschluss gefasst.
Vor Nase würde ich nicht mehr kuschen.
Und andersherum würde ich auch nicht in ständiges Sabbern verfallen, wenn ich einen gewissen Jemand sah.
Auch meine neusten Entschlüsse schrieb ich ihr auf meinen gequälten Block, dessen Ringspirale, die ihn zusammenhalten sollte, schon leicht aus der Form geraten war.Über die Hälfte meiner nur aus Mädchen bestenehnden Klasse stand auf diesen von Gott geliebten Menschen as known as Südländer.
Der Schulgong ertönte und kündigte somit das Ende der sechsten Stunde an. Am liebsten hätte ich lauthals losgejubelt, dass ich meine Stunden für heute geleistet hatte, doch meine vernünftige Freundin, die den Sitzplatz neben mir belegte, schien einen sechsten Sinn zu haben; mit einem mahnenden Blick untersagte sie mir meinen Jubel.
Tatsächlich sogar zu meinem Glück, denn meine heiß geliebte Mathelehrerin warf mir einen Blick des Verderbens zu, als ich mich mit über der Schulter geworfener Tasche schon erhoben hatte, bereit aus dem Saal zu flüchten.Unter ihrem Blick ließ ich mich, meiner Mathenote zu Liebe, erneut auf den vorgewärmten verhassten Platz fallen, trotzig wie ein kleines Kind. Aber so war unsere Mathelehrerin nun einmal - eine der Sorte, die meinte, der Unterricht sei erst vorüber, wenn der Lehrer ihn beendete.
Die Höhe war ja noch, dass sie uns nach dem Gong noch Husaufgaben reinwürgte. Als dann der Unterricht auch offiziell von ihr beendet wurde, nahm ich Amella am Handgelenk und wir stürmten aus dem Saal.
Meine Notizen auf dem weltschönsten Block hatte sie noch nicht gesehen, weshalb sie immernoch ein Update brauchte.Doch gerade, als ich anfangen wollte wie ein Wasserfall über sie herzufallen, durchquerten Nase und seine Jungs den Flur, als wären sie die Könige der Welt.
Sie liefen immer mit dem Oberkörper ziemlich weit nach hinten gelehnt in einem ziemlich langsamen Tempo und diesem abartig selbstgefälligen Blick.Es sah einfach unglaublich affig aus.
Da entdeckte Nase auch meine Willigkeit und fixierte mich mit seinem Blick. Ich hielt ihm stand, weil ich nicht, wie gestern - gezwungenermaßen, wohl bemerkt, - nachgeben würde.
Das Starrduell zog sich ihres langsamen Schritttempos wegen in die Länge, doch letzten Endes war er es, der ihn abbrach.
Ich hatte nicht gekuscht.Innerlich triumphierend, konnte ich die verwirrt drein schauende Amella endlich in meine teilweise auch schon umgesetzten Vorsätze einweihen.
Währenddessen begleitete ich sie nach draußen, wo ihre Mutter auch schon, zum Abholen bereit, im Auto saß.
Zum Abschluss schüttelte meine loyale Schulfreundin den Kopf und umarmte mich.
Mit ihren letzten Worten «Pass auf, dass du dich da nicht zu sehr reinsteigerst.», verabschiedete sie sich von mir.
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Perfektes Drama
ChickLitZwei Typen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Allein durch ihre originellen Spitznamen verdeutlicht sich gehegte Anti- und Sympathie. Dass sich die Relationen verändern könnten, war ihr im Vorhinein längst nicht klar. Und vor allem, welche A...