Freitag, der 29. Juni 1945

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Als Tally am nächsten Morgen die Augen aufschlug, drang der bekannte Geruch des Krankenflügels in ihre Nase. Sofort erinnerte sie sich wieder, als Riddle und Nadja sie am Abend zuvor hier her gebracht hatten. Und trotz einiger Verwirrungen war sie sich sicher, dass sie das Ganze nicht geträumt hatte.

Madam Pomfrey untersuchte sie ein letztes Mal, ehe Tally in ihren Gemeinschaftsraum ging. Dort waren alle schon in heller Aufruhr. Immerhin würden die Erst- bis Sechstklässler heute abreisen, um in die Sommerferien zu starten. Nur für die Siebtklässler stand heute noch der Abschlussball vor der Tür.

"Da bist du ja!", sie wurde sofort von Luna in den Arm genommen.
"Josh hat erzählt, was passiert ist.", meinte Liam besorgt.
"Wie schrecklich, echt!", auch Sophie umarmte sie.
"Alles ist wieder gut, Leute. Wo ist Josh?", erkundigte sich Tally gleich nach ihrem Liebsten.
"Der schläft noch. Er kam erst sehr spät zurück in den Schlafsaal. Hat bestimmt noch nach dir gesucht.", erzählte Liam und Tally wurde das Herz schwer. Sie hatte nicht gewollt, dass Josh wegen ihr in Gefahr gebracht wird.
"Kommt, lasst uns frühstücken.", verkündete Luna und der Rest der Gruppe bejahte ihren Vorschlag.

Auch eine Slytherin schlief an jenem Morgen sehr lange. Erst am Nachmittag traf sie auf ihren Mitschüler im Büro der Schulsprecher.
"Wunderschönen guten Morgen!", meinte Nadja fröhlich, als sie eintrat. Als Riddle nur etwas Unverständliches brummte, merkte sie sofort, dass er schlechte Laune hatte.
"Keine Lust auf den Abschlussball?", fragte sie amüsiert.
"Gestern Abend-"
Aber Nadja unterbrach ihn. "Oh, nein. Ich lasse mir diesen Tag nicht mit gestern versauen. Ich will nicht darüber reden."
"Und dieses Schlammblut?", harkte Riddle nach.
Die Schulsprecherin schnaubte: "Erstens: Sie ist auch nach sieben Jahren Schulzeit noch kein Schlammblut, sondern meine beste Freundin. Zweitens wird sie sich bestimmt erholen. Das sehen wir ja dann heute Abend."
Riddle nickte nur und sah wieder auf seinen Schreibtisch, ehe er sich seinen Notizen zuwandte.
Nadja sah aus dem Fenster und genoss die letzten Sonnenstrahlen, die sie auf Hogwarts empfangen würde. "Wir müssen noch tanzen, Riddle."
"Ich dachte, wir waren schon beim Vornamen, Pritchard.", entgegnete er und sah skeptisch zu ihr.
"Träum' weiter.", maulte sie ihn an.
Riddle schüttelte genervt den Kopf, stand auf und hielt ihr seine Hand hin. "Das Klassenzimmer gegenüber ist mit Sicherheit frei."

Und während die einen noch das Tanzbein schwangen, wuselten die anderen im Schlafsaal umher.
"Hat jemand meine Haarspange gesehen?", fragte Sophie, die schon sehr verzweifelt schien.
"Wo sind meine Schuhe?", Laura setzte sich auf ihr Bett und sah darunter nach.
"Wer hat meinen Zauberstab?", auch Augusta suchte wie wild und stellte das ganze Zimmer auf dem Kopf.
"Leute? Könnten wir uns nicht aufteilen? Es kann nicht gutgehen, wenn wir uns zu fünft in diesem mini-Badezimmer fertigmachen.", schlug Tally vor, als sie nicht mal mehr ihr Kleid fand. Der ganze Schlafsaal glich viel eher einer chaotischen Ruine.
"Gute Idee! Ich bin bei den Erstklässlern.", grinste Luna.
"Ich komme mit!", Sophie lief ihrer besten Freundin hinterher.
Tally atmete tief durch, ehe ihr ein kurzes Lachen entwich. Diese Verteilung würde bestimmt viel besser werden. Am Ende wäre dann auch noch der Saal der Erstklässlerinnen verunstaltet.
Die Ladies von Gryffindor waren schon ziemlich spät dran. Und bis auf Tally war niemand so richtig fertig. Da Augusta und Laura sowieso viel zu beschäftigt mit sich selbst waren, entschied sich die Blauäugige, nach Josh zu suchen.
Im Gemeinschaftsraum warteten die wenigen Jungs auf ihre Begleitungen. Schick im Anzug quasselten sie aufgeregt miteinander. Als Josh Tally entdeckte stand er sofort auf, ehe ihm die Kinnlade herunter klappte.
"Ich hatte gedachte, der Sommernachtstball wäre bereits ein Highlight gewesen, aber heute toppt alles, du Schönheit!", er strahlte sie an, ehe er ihr vorsichtig einen zarten Kuss auf die Stirn gab, um ihr Makeup nicht zu versauen.
„Du siehst ja auch nicht schlecht aus! Bloß die Fliege kriegst du einfach nicht hin.", grinste sie und half ihm, sodass auch das letzte Teil perfekt saß.
„Wusste gar nicht, dass ihr heute heiratet.", witzelte Liam und der Rest der Runde lachte.
„Dann hätten wir euch definitiv nicht eingeladen.", meinte Josh ohne seine Miene zu verziehen.
„Aber uns schon, oder Tally?", Luna und Sophie tauchten hinter den beiden aus. Sie waren nun auch endlich fertig und bereit zu tanzen.
„Können wir gehen? Meine Begleitung wartet bestimmt sehnsüchtig da draußen vor dem Porträt.", zwinkerte Luna Tally zu.
Und tatsächlich stand dort Freddie Goldstein in seiner schicksten Robe und begrüßte seine Angebetete mit breitem Grinsen.
Zu sechst gingen die besten Freunde hinunter in die große Halle. Vor Freude entkamen dem ein oder anderen Zauberstab ein paar Funken oder gar Konfetti.
„Ich bin wirklich gespannt auf den Eröffnungstanz!", quietschte Sophie aufgedreht.
„Wirklich? Ich glaube, das wird eine ziemlich spießige Einlage von den zwei Schlangen.", winkte ihr Begleiter, Liam, ab.
„Vielleicht haben sie sich etwas einfallen lassen?", meinte Tally, die über Nadjas Kreativität natürlich Bescheid wusste.
„Da glaube ich eher an die Wahrscheinlichkeit, dass ich dich heute heirate.", äußerte Josh seine Meinung.
Tallys sah ihn gleichzeitig überrascht und verunsichert an.
„Er macht nur Späße, Tally! Keine Sorge.", lächelte Freddie.
Je näher sie der Halle kamen, desto schneller stieg der Geräuschpegel. Elegante Musik wurde vermischt mit vielen Gesprächen und freudigen Ausrufen.
Die Gryffindors betraten den bereits gefüllten Raum. Sie konnten zunächst gar nicht ihre Familien suchen, da sie erst die Dekoration bestaunen mussten.
Natürlich merkte man den typischen Slytherin-Stil, aber die Schulsprecher hatten auch die anderen Häuser beachtet.
Die vier Tische waren verkürzt worden und am Ende stand eine riesige Statue des jeweiligen Hauses. So prangte vor den Gryffindors ein riesiger Löwe, der sie zur Begrüßung kurz anbrüllte.
Die sechs gingen näher heran, um sicherzustellen, dass das Tier nicht echt war. Beim genaueren Hinsehen erkannten sie, dass dieser Löwe aus tausenden Rubinen gebaut worden war. Hatten sie das mit den Steinen der Punktegläser geschaffen? Oder waren das echte Edelsteine?
Tally lugte zu den anderen Wesen. Der Dachs war eher Gold-schwarz, während der Adler tatsächlich in blau strahlte. Die grüne Schlange blitzte ihr dann auch entgegen.
Aber auch der Rest der großen Halle war in allen vier Hausfarben gehalten. Selbst der Himmel war rot, gelb, blau und grün. Alles wirkte harmonisch und angenehm.
„Wahnsinn, oder?", meinte Tally begeistert.
„Absolut! Oh, sieh! Da vorne ist deine Tante.", Josh nahm sich Tallys Hand und schleppte sie zu Emmi.
Kurz darauf kamen auch die Ockleys dazu. Nach kurzem Gespräch nahmen sie am Haustisch der Gryffindors Platz und warteten auf die Eröffnung.

Trapped in Time || Hogwarts FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt