"Was? Aber- Wie?", Nadja war sprachlos. Das ganze Jahr über hatte sie nach Riddle gesucht und jetzt stand er plötzlich vor ihr. Aus lauter Verzweiflung fiel sie ihm um den Hals.
Sofort zuckte sie zurück. Zum einen fühlte es sich komisch an, zum anderen war er ihr irgendwie zu kalt.
"Du bist nicht du.", stellte die Slytherin fest und sah das Phantom vor ihr an.
"Natürlich bin ich das. Aber eben nur ein Teil von mir.", er sah ihr tief in die Augen.
"Du bist ein Horkrux.", verstand sie jetzt und Riddle nickte. "Und du hast meinem ehemaligen Haustier einfach so einen Fluch aufgehetzt und nun muss sie mit einem Seelenteil von dir leben? Trotzdem ist sie noch am Leben? Ich bin beeindruckt.", Nadja war so nervös. Sie wusste nicht, wie sie sich richtig verhalten sollte, also plapperte sie einfach weiter. "Ich meine, du hättest dich ja auch mal blicken lassen können in letzter Zeit. Oder mir eine Nachricht hinterlassen. Nein, stattdessen hast du es dir als Schlange in deinem alten Haus gemütlich gemacht. Und-"
Sie wurde aber vom Horkrux-Riddle unterbrochen: "Ich hätte fast vergessen, wie viel du reden kannst, wenn du Angst hast."
"Ich fürchte mich nicht vor dir. Auch jetzt nicht. Aber du erklärst einfach nichts!", beschwerte sie sich und musterte ihr Gegenüber nun zum ersten Mal.Riddle war älter als vor der Zeitreise. Seine Augen leuchteten viel rötlicher als sie es in Erinnerung hatte. Wuchs ihm da bereits das erste graue Haar? Oder waren ihm bereits welche ausgefallen? Sie betrachtete ihn genauer. Sein Anblick flackerte, als wäre er ein Geist. Dennoch war er greifbar. Seine Haltung zeigte, wie gebrechlich er war. Er musste sich stützen, um nicht umzufallen. Nadja fragte sich, ob das an der Schlangengestalt lag oder ob er wirklich so schwach war.
Und genau als sich ihre Blicke wieder kreuzten, stürzte Nadja zu Boden und wurde von ihren Erinnerungen an die vergangenen vier Jahre erschlagen. Sie sah das Labyrinth, Malfoy, den Ball, Blaise, Tallys Einteilung nach Slytherin. Dann änderte sich etwas und durch ihren Kopf stach ein brennender Schmerz.
Da war sie also: völlig irritiert nach der Zeitreise in der Kammer des Schreckens. Sie sah, wie sie selbst ihren Zauberstab zückte und kurz darauf das Datum an der Wand aufleuchtete.
Dann hörte sie ein Zischen. Eine Schlange schlängelte ihr entgegen und wollte, dass sie ihr folgte. Die beiden schlichen über die Ländereien Hogwarts' in die weite Tiefe der Nacht. Da erkannte sie die Schlange als ihr ehemaliges Haustier. Sie disapparierten zuerst nach Little Hangleton, wo sie die Schlange aus den Augen verlor. Als sich die beiden erneut trafen, disapparierten sie eine Ewigkeit.
Als sie wieder auf dem Boden landeten, kam ihnen ein warmer Wind entgegen. Die Sonne blendete Nadjas Sicht, aber dann erkannte sie eine rote Flagge mit einem schwarzen zweiköpfigen Adler. Was war das denn für ein Land? Dafür reichte ihr Muggel-Grundschulwissen leider nicht aus.
Die Erinnerung wurde vorgespult. Gemeinsam mit der Schlange begegnete Nadja einem Zauberer unter einer schwarzen Kapuze. Er schien ziemlich kraftlos, doch als er sprach, erkannte die Slytherin ihn wieder.
Und an jenem Tag erhielt die Erbin einen Auftrag von Lord Voldemort höchstpersönlich.
Erneut gab es einen Zeitsprung. Nun war die Schwarzhaarige auf ihrer Mission, die sie erhalten hatte. Sie entdeckte die gesuchte Person am Rande eines Waldes. Es reichte ein kurzer Wisch mit Nadjas Zauberstab und die gesuchte Hexe fiel lautlos zu Boden. Danach berichtete sie dem Kapuzen-Riddle von ihrem Erfolg.
Eine letzte Erinnerung folgte. Denn tatsächlich war die Schwarzhaarige dabei gewesen, als Riddle einen Teil seiner Seele in die Schlange steckte, wobei er selbst fast draufgegangen wäre, hätte ihm die ehemalige Slytherin nicht mit schwarzer Magie geholfen.Die Schwarzhaarige schreckte auf und blickte den Horkrux-Tom an. Mit dünner Stimme flüsterte sie: "Ich habe Jemanden für dich ermordet."
Hunderte Kilometer weiter, im Herzen Londons, saß Tally mit einem der meist gesuchten Zauberern der ganzen Welt an einem Tisch bei einer Tasse Tee. Dumbledore hatte der Hexe schon vor einem Jahr verraten, dass Sirius Black unschuldig war. Durch einige unglückliche Zufälle gibt es für seine Unschuld aber leider keine Zeugen mehr oder Beweismittel, die das bestätigen würden, weshalb Sirius seit jeher auf der Flucht war. Nun, da Voldemort laut Harry Potter und Cedrics Leiche zurückgekehrt war, zog sich Sirius zurück in sein ausgestorbenes Elternhaus, um dem Orden des Phönix ein neues Hauptquartier zu stellen. Und da Tally nun Teil des Zusammenschlusses war, wollte sie sofort hierher. Sie hatte Sirius vorher noch nicht kennengelernt gehabt, allerdings schien er ihr recht sympathisch. Und vor allem: er hörte ihr zu. Und das brauchte sie jetzt.
"Wie war die Stimmung im Schloss?", fragte Sirius, als sie sich nach der zweiten Kanne Tee bereits angefreundet hatten. Sie hatten über ihre Vergangenheit geredet und dabei hat die Hexe herausgefunden, dass Sirius Black mit den Eltern von Harry Potter zur Schule ging und gut mit ihnen befreundet gewesen war.
"Schlimm. Viele trauerten um Cedric, viele glaubten Harry nicht.", Tally zuckte mit den Schultern. Sie hatte es in der Schule nicht mehr ausgehalten. Auch sie hatte das recht, einfach mal abzuhauen. Immerhin war sie eine volljährige Hexe, die eigentlich tun und lassen konnte, was sie wollte. "Aber ich musste weg. Ich muss Nadja eigentlich suchen, aber ich bin am Ende meiner Nerven. Ständig verschwindet sie. Weißt du, wie nervig das ist?"
"Das ist die Schlangen-Zeitreisende, oder? Vielleicht braucht auch sie Zeit. Und wenn sie jetzt ihre Erinnerung wieder hat, hat sie gewiss auch einen Plan. Das haben Slytherins immer. Glaub mir, da kenne ich mich aus.", murmelte Sirius und erzählte, dass er selbst aus einer muggelhassenden Reinblüter-Familie stammt, die fast allesamt in das Haus Slytherin eingeteilt wurden. Bis auf ein paar Ausnahmen wie Sirius, der ebenfalls in Gryffindor untergekommen war.
"Ich weiß einfach nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Bei der letzten Zeitreise hatten wir wenigstens den Schulabschluss als Ziel, weißt du?", Tally seufzte schwer.
"Hm, wahrscheinlich ist selbst Dumbledore momentan noch planlos. Wie wärs, wenn du ein paar alte Schulfreunde besuchst?", schlug Sirius vor. "Ich könnte dich als Hund begleiten!"
"Das klingt gut. Allerdings sind die meisten verstorben oder heißen Augusta Longbottom.", erzählte Tally.
Sirius horchte auf: "Augusta? Die olle Longbottom war mit dir auf der Schule? Du Arme! Sie und ihr eigener Kopf haben dem Orden bei Voldemorts erster Herrschaft ganz schön zu schaffen gemacht."
"Das glaube ich dir aufs Wort. Vielleicht sollten wir ihr und Neville tatsächlich einen Besuch abstatten."
Tom Riddle kniete sich neben die Schwarzhaarige. "Du hast mir geholfen.", korrigierte er sie.
"Und wenn ich dir nicht helfen wollte? Du hast mich mit dem Imperio verflucht, damit du wieder auf die Beine kommst! Was hast du nur angestellt in den letzten Jahren? Und wie sehr du dich nur verändert hast.", Nadja befand sich mitten im Gefühlschaos. Sie wusste absolut nicht mehr, was sie tun und denken sollte.
Tom legte einen Finger an ihr Kinn und drückte ihren Kopf sanft in seine Richtung. Nadja sah, wie dunkelrot seine Augen wirklich waren. Seine Gestalt verwandelte sich immer mehr in eine Schlange.
"Das alles habe ich getan, um dich zu retten. All die dreckigen Schlammblüter, die dir diese Zeitreise aufgehetzt haben, haben genau das verdient.", sagte er ernst.
"Das- Was?", Nadja verstand gar nichts mehr. "Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du so grausam geworden bist, weil du dich rächen wolltest?"
Riddle sagte gar nichts mehr, sondern sah sie nur ausdruckslos an.
"Wer bist du und was hast du mit meinem Riddle gemacht?", es widerte die Slytherin an, wie er so ruhig dastand und all die Taten nicht bereute.
"Ich bin immer noch der Tom Riddle, der mit dir zur Schule gegangen ist.", erklärte er ihr.
Sie rückte ein Stück weg. "Nein. Sieh dich nur an! Diesen Teil deiner Seele erkenne ich nicht wieder. Du warst ein Hauch von nichts in diesem fremden Land. Das hier bist nicht du. Diese Mischung aus Mensch und Schlange, gekreuzt mit meinen Erinnerungen an dich. Das ist krank, Tom!"
"Wenn dir dieser Teil von mir nicht genügt, dann solltest du wohl einen Horkrux aus deiner Zeit suchen. Also geh' und lass Nagini in Ruhe.", und in weniger als Millisekunden hatte er sich wieder komplett in die Schlange verwandelt, die anscheinend Nagini hieß. Diese zischte Nadja verärgert an.Schnell stand die Hexe auf und lief weg. Mit so einer riesigen verärgerten Schlange inklusive Teil von Riddles Seele war nicht zu spaßen. Sie rannte in den angrenzenden Wald des Dorfes, durchquerte ihn und kam vor dem Haus der Marohns an. Emmi war zum Glück nicht Zuhause, also durchquerte die Schlange die Abwehrzauber und setzt sich im Haus dann auf einen Küchenstuhl. Dort ließ sie ihr Treffen mit dem Horkrux nochmal Revue passieren.
Ihr flogen tausende Fragen durch den Kopf, die sie alle nicht beantworten konnte.
Wieso redete er so wirres Zeug, ohne jegliche Emotionen zu zeigen? Er hatte sich nicht mal gefreut, sie zu sehen. Ob wohl alle Teile seiner Seele ebenso verbittert waren? Oder lag es an der Schlange?
Der Mord an der unbekannten Hexe setzte der Erbin am meisten zu. Ja, sie war es gewesen und sie selbst hatte es getan. Aber die Slytherin hatte es nicht mit vollem Bewusstsein durchgezogen. Trotzdem ekelte sie sich vor sich selbst. Wieso war ihr Geist nicht stark genug gewesen, um den Fluch zu brechen? Wieso hatte sie es ganze drei Jahre ausgehalten, bevor Tally sie gerettet hatte?
Dieses Gefühl war so unangenehm. Nadja hatte zwar befürchtet, etwas derart Abartiges in ihrer Abwesenheit vergangen zu haben, trotzdem wollte sie es nun kaum wahrhaben.Sie seufzte tief. Dieses Treffen hatte sie kein Stück weitergebracht. Außer dass der Horkrux vorgeschlagen hatte, sie solle andere Horkruxe suchen. Konnte man einen Seelenteil eigentlich wieder retten? Sie müsste sich jetzt erstmal durch unzählige Bücher quälen, bevor sie nach dem Tagebuch, dem Ring oder dem Kelch suchte. Andere Horkruxe kannte sie nicht. Der Schlange wollte sie auf jeden Fall nie wieder begegnen, weshalb sie kurzerhand in die Winkelgasse apparierte und sich ein Zimmer im Tropfenden Kessel mietete.
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Trapped in Time || Hogwarts Fanfiction
Fanfic-Wird gerade überarbeitet- Meine Vergangenheit: 2011. Meine Gegenwart: 1938. Meine Zukunft: 1991. Eine Geschichte von zwei besten Freundinnen auf einer Reise durch die Zeit. Tallys und Nadjas Leben wird durch einen magischen Schicksalsschlag urplöt...