Frühling, 1944

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Die nächsten Monate hatten sich lange dahin gezogen. Nadja hatte sich mit Tally nicht versöhnt und sie hatte es vorerst auch nicht vor, auch wenn Tally es des Öfteren versucht hatte.
Die Gerüchte und die Kommentare wurden in letzter Zeit endlich weniger. Aber es hatte gedauert. Und das nur, nachdem die Slytherin dem Erben größtenteils aus dem Weg ging. Auch wenn ihr größter Wunsch immer noch war, dass Riddle sich das Ganze nochmal anders überlegen würde, war sie noch nicht über ihren Schatten gesprungen, um mit ihm zu reden. Sie hoffte, dass sich die Pläne in Luft auflösen würden.
Was sie natürlich nicht taten. Stattdessen spürte sie förmlich, wie Riddle etwas mit seiner Clique ausheckte. Immer öfter tauchten sie nur noch als Gruppe auf. Egal wo sie hingingen, niemals war einer alleine. Zu Riddles Gefolge gehörten vor allem Avery, Lestrange, Dolohow, Mulciber, Rookwood und Malfoy. Manchmal hatte die Schwarzhaarige das Gefühl, Ari und Sam wüssten auch mehr als sie zugaben. Nur Rosie hielt sich heraus und ging meistens einfach mit Nadja weg, wenn über irgendwelche Themen der dunklen Künste diskutiert wurde.

In einem anderen Turm von Hogwarts drehten sich die Gespräche eher um das bevorstehende siebte Schuljahr.
"Manch böse Zungen behaupten sogar, dass es verflucht sei. Sieben ist immerhin die magischste aller Zahlen.", erzählte Liam den Mitschülern seines Jahrganges.
"So ein Quatsch! Daran glaubst auch nur du.", lachte Sophie.
Aber Josh stimmte seinem besten Kumpel zu: "Nicht alle schaffen die finalen Abschlussprüfungen. Hogwarts ist kein Kinderspielplatz mehr."
"Wenn man seine Pobacken zusammen zwickt, wird das schon was. Und am Ende erwartet uns hoffentlich ein schöner Abschlussball.", meinte Luna verträumt.
"Abschlussball?", fragte Tally geschockt.
"Oh, ja! Die Schulsprecher werden zu Beginn des neuen Schuljahres alles planen. Also wenn sie das wollen.", meldete sich Oscar zu Wort.
"Ach, Schulsprecher müsste man sein.", schwärmte Augusta. "Aber leider werden nur die strebsamsten Vertrauensschüler zu Schulsprechern. Und da Riddle mit seinem Orden für besondere Verdienste der Schule uns alle vor den Angriffen gerettet hat, steht Kandidat eins schon mal fest."
"Und Kandidat zwei muss weiblich sein.", Sophie zwinkerte Tally zu.
Aber die Vertrauensschülerin winkte sofort ab: "Was? Ihr denkt-? Ich? Oh, nein. Bestimmt nicht."
"Na, dann werden die Schlangen eben vereint bleiben.", witzelte Liam und erntete von allen Seiten böse Blicke.
Sofort bekam Tally ein schlechtes Gewissen, als sie an ihre beste Freundin dachte. Sie musste sich endlich wieder mit ihr versöhnen! Es verging bereits ein halbes Jahr, seitdem die beiden nicht miteinander gesprochen hatten.

Zum Glück hatten sie bald wieder Wahrsagen. Unter den verbliebenen Schülern, die man an der Hand abzählen konnte, hatte auch Tally ein Erwartungen übertroffen in ihrem Zaubergrad für Wahrsagen erhalten.
Sie machte sich extra früh auf dem Weg, um Nadja noch vor dem Klassenzimmer abzufangen.

Tatsächlich entdeckte die Gryffindor ihre beste Freundin unter einem Porträt sitzend.
"Nadja? Entschuldige, aber... Ich würde gerne endlich mit dir reden.", sprach Tally sie dann ganz vorsichtig an.
Die Angesprochene verdrehte die Augen, gab sich aber geschlagen und ging mit der Gryffindor in ein angrenzendes, leeres Klassenzimmer. Sie konnte sich nicht ewig vor einer Versöhnung drücken und da die Kommentare ihrer Mitschüler fast aufgehört hatten, gab sie dem ganzen eine Chance.

"Es tut mir wirklich unglaublich Leid.", fing Tally an.
Die Schwarzhaarige schien nicht überzeugt. "Das hast du in den letzten Monaten bereits mehrmals erwähnt."
"Ich kann auch nicht mehr sagen, außer der Wahrheit. Ja, ich habe mit Augusta über euch beide gesprochen. Aber ich konnte nicht ahnen, dass sich alles wie ein Lauffeuer verbreitet. Du musst mir glauben! Ich war einfach noch sauer, wie du mich in der Bibliothek vor Riddle behandelt hast und es tut mir Leid, dass ich so unüberlegt gehandelt habe.", die Löwin kämpfte, damit Nadja ihre Entschuldigung endlich annahm.
"Das kaufe ich dir auch ab. Aber es hat mich wirklich zu tiefst getroffen. Die letzten Monate waren nicht einfach.", niedergeschlagen ließ die Slytherin ihren Kopf hängen.
"Verzeihst du mir?", Tally ließ etwas Schnee rieseln, was die Schwarzhaarige aufmunterte.
Langsam, aber bestimmt, nickte Nadja ihr zu.
"Wieder Freunde?", fragte die Gryffindor noch einmal zur Absicherung.
Nadja lächelte: "Unzertrennlich und für immer."
Tally ging schon zur Tür. Sie wollte das Ganze nicht übertreiben und der Schwarzhaarigen eine Umarmung ersparen. "Kann ich dir noch einen Rat geben?"
"Hm?", brummte Nadja und sah zu ihrer besten Freundin.
Die Löwin räusperte sich: "Sei wachsam, wenn es um Riddle geht, ja? Ich habe da ein ganz schlechtes Gefühl und-"
"Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Danke.", konterte die Slytherin und war nun doch die Erste, die das alte Klassenzimmer verließ, um zu Wahrsagen zu gehen.

Trapped in Time || Hogwarts FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt