57) Daleranas Aufgabe

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Der Kuppelsaal ist kaum wiederzuerkennen.

Die Lesesessel und Schreibpulte mitsamt den darauf gestapelten Büchern und Schriftrollen sind verschwunden. Sie haben Platz gemacht für ein Halbrund aus Stühlen, Bänken und einem Rednerpult in der Mitte.

Vor dem steht Hekate in einem schlichten Kleid, ihr langes Haar quillt unter einem Kopftuch hervor und auf ihrem Hals liegt ein Medaillon an einer Kette. Sophia tritt auf sie zu und die beiden Göttinnen beginnen ein Gespräch.

"Geht es dir gut?", wipsert Aljan an meiner Seite und führt mich nach rechts zu einer noch leeren Bankreihe.

"Mir geht es gut. Dir auch?"

Er nickt und rutscht ein Stückchen näher zu mir heran. "Jetzt wird alles geregelt."

Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Über uns dreht sich das Sternengewölbe der Kuppel. Heute erscheint er mir schneller als sonst zu rotieren. Wir sind nicht die ersten Anwesenden, überall sitzen oder stehen Götter und Göttinnen einzeln oder in kleinen Grüppchen auf den Stühlen und Bänken.

Ich erkenne Hel mit ihrem zweigeteilten Gesicht und jede Menge Götter und Göttinnen, die ich nicht kenne.

Die vier Reiterinnen haben sich auf Stühlen in der ersten Reihe niedergelassen. Erit an Adrasteias Seite. Dahinter sitzen Anden, Kolmas und drei mir noch unbekannte Männer. Unverkennbar an ihrer selbstgefälligen Ausstrahlung und ihrer vorbildlichen Körperhaltung die restlichen Brüder von Aljan. Auch wenn mir die Blicke nicht entgehen, die sie durch den Saal gleiten lassen, über mich huschen sie hinweg, aber an Aljan und Erit bleiben sie immer wieder hängen. Ganz so sicher scheinen sie ihrer Sache also doch nicht zu sein.

Schließlich betritt ein Mann mit langen grauen Zottelhaaren und Bart in abgewetztem Umhang den Mittelgang. Ihm folgt ein riesenhafter Hund mit rotglühenden Augen an einer Kette. Brav trottet er seinem Herrchen hinterher, legt sich zu dessen Füßen in der erste Reihe nieder und schließt die Augen. "Charon und Kerberos", flüstert mir Aljan zu.

Auch Odin und Frigga treten Seite an  Seite ein und nehmen Platz in der ersten Reihe.

Schließlich klopft Hekate mit einem langen Gegenstand aus Gold gegen das Rednerpult, alle Köpfe richten sich ihr entgegen und die Gespräche verstummen.

"Mir als allwaltende Muttergöttin steht es zu, die weibliche Seite zu repräsentieren, in der wir alle miteinander vermengt sind. Perspehone", sie nickt einer dunkelhaarigen Schönheit im Publikum zu, "Gaia, Rhea, Isis, Hel, Athene, Sophia, Frigga und so viele mehr von uns. Wir vertreten die Seite der Ankläger, da uns Unrecht angetan wurde. Aber da schwarz nicht ohne weiß sein kann, Tag nicht ohne Nacht und Leben nicht ohne Tod existiert, und was einmal geschah, sich nicht noch einmal wiederholen darf", sie unterbricht ihre Worte, um die anwesenden männlichen Gottheiten zu beobachten, ehe sie fortfährt, "steht mir Zeus als All-Vater zur Seite."

Unter Applaus und Zurufen erhebt sich der griechische Göttervater, ganz in weiß gekleidet, mit einem prächtigen Vollbart und stellt sich neben Hekate. Er überragt sie um mehr als eine Haupteslänge.

"Als Verkörperung ein und derselben Urmacht vertrete ich die männliche Seite, damit das Gleichgewicht gewahrt wird und spreche für Jahwe, Re, Osiris, Brahma, Vishnu, Shiva, iZanagi, Ninki, Papa, Odin und viele andere von uns, die heute anwesend sind." Seine tiefe Stimme füllt den Kuppelsaal aus, während Planeten und Gestirne über unseren Köpfen rotieren.

Auf einen Wink der beiden Urgötter tritt Nemesis vor.

"Ich klage an, Erit Belial, erster Höllensohn in Vertretung des verschiedenen Höllenfürsten Tenebris. Er hat sich an seiner statt zu verantworten für Diebstahl, Frevel, Hochmut und die Gefährdung des göttlichen Gleichgewichts."

Brennende Feuer - Dunkle SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt