15) Geteiltes Leid

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Achtung: Triggerwarnung (Gewalt und sexuelle Belästigung - wer da empfindlich ist, sollte dieses Kapitel überspringen)

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"Aber nicht doch, Süße." Erit ist bei mir, bevor ich noch einen Schritt zurück machen kann und mit einem Stoß seiner Hände hat er mich auf mein Bett geworfen, ehe ich weiß, wie mir geschieht.

"Nimm die Pfoten weg", zische ich, kann mich aber kaum wehren, weil meine Hände damit beschäftigt sind, das Handtuch an Ort und Stelle zu halten. Er scheint meine fehlende Gegenwehr als stillschweigende Zustimmung zu betrachten.

"Hab dich mal nicht so, kleines Wildkätzchen." Ich liege hilflos auf dem Rücken und muss mit ansehen, wie er sich über mich beugt. Seine Finger streifen über mein Schlüsselbein. Ich versuche, ihn wegzustoßen. Bin aber angesichts seiner körperlichen Überlegenheit machtlos. Er kommt mir näher, meinen Widerstand missachtend. Ich spüre seinen warmen Atem auf meinem Gesicht. Verzweifelt winde ich mich unter ihm, bekomme mein Knie frei und ramme es ihm in die Weichteile. Er stöhnt auf und zieht sich zurück.

"Du Biest!", entfährt es ihm unter Schmerzenlauten. Er hat von mir abgelassen und krümmt sich auf meiner Bettkante. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Eilig prüfe ich den Sitz des Handtuchs und ziehe es zurück über meine Oberschenkel.

"Welchen Teil von lass mich in Ruhe hast du nicht verstanden?" Ich halte das Handtuch mit beiden Händen - es ist durch die Rangelei im Begriff sich aufzulösen - während ich mich auf die andere Seite des Bettes zubewege in Richtung des Badezimmers. Wenn ich erst einmal die Tür hinter mir verschlossen habe, bin ich vielleicht in Sicherheit. Wenn ich daran glaube, sollte es funktionieren.

"Ich liebe wilde Spielchen, ganz besonders mit hübschen Frauen." Der Schmerz des Trittes scheint bereits nachzulassen. Erit sieht meine Absicht voraus. Noch bevor ich auch nur nach der Türklinke greifen kann, ist er bei mir. Schnell wie ein Raubtier bei seiner Beute. Er packt meine Handgelenke, zieht sie von meiner Brust weg und drückt mich gegen die Wand. Der Spiegel scheppert bedrohlich, bleibt aber hängen.

"Bitte", flüstere ich. "Lass mich los. Du tust mir weh." In diesem Moment rutscht das Handtuch zu Boden und seine Augen weiten sich. Erschrocken ziehe ich die Luft ein, reiße mit aller Kraft meine Arme nach unten, um meine Blöße zu bedecken, die aber unter seinem eisernen Griff keinen Zentimeter nachgeben.

"Aljan!", brülle ich schließlich aus Leibeskräften. "Aljan, Hilfe!"

Erit drückt sich fest an mich und ich versuche mir ein Loch in die Wand zu wünschen, in dem ich verschwinden kann, aber nichts passiert. Ich spüre sein Verlangen, seinen ekelhaft warmen und gestählten Körper gegen meine Haut, seinen keuchenden Atem. Ich bin ihm schutzlos ausgeliefert und er genießt es.

Dann wird er plötzlich zurückgerissen und zur Seite geschleudert. Er kracht gegen die offen stehende Tür, kann sich im letzten Moment abfangen. Aljan schaut seinen Bruder mit großen Augen an, mich streift er nur mit einem flüchtigen Blick. Schnell bücke ich mich und hebe mein Handtuch auf, bevor ich durch die Tür ins Badezimmer verschwinde und diese hinter mir schließe.

Draußen kracht es wieder. Dann lacht jemand. Ich kann nicht unterscheiden, ob es Aljan oder Erit ist. Sie klingen beide zu ähnlich. Hektisch wühle ich in den Schubladen nach etwas zum Anziehen. Kleidung! Am besten einen Keuschheitsgürtel, um mich vor diesem Lustmolch zu schützen. Noch mehr Utensilien, Handtüchter, einen Bademantel befördere ich zutage. Tränen laufen über meine Wange.

In der letzten Schublade werde ich tatsächlich fündig. Es ist alles da. Die Reizwäsche mit unzähligen Strasssteinchen und Spitzenbesätzen in allen möglichen Farben ignoriere ich und greife nach einfacher Baumwollunterwäsche. Weißes T-Shirt und Jeanshose, die wie angegossen sitzt. Gerade als ich die Schublade zuknallen will, fällt mein Blick auf etwas. Ich lache trotz aller Umstände. Ganz unten liegt tatsächlich etwas, das aussieht wie ein Gürtel, mit einem Schloss und metallischen Beschlägen versehen. Das ist doch lächerlich. Wütend schiebe ich die Schublade zu und wende meine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen vor der Tür zu. Das Rumpeln und Krachen hat aufgehört. Dafür reden sie jetzt.

"Also hast du endlich eine gefunden, die dich entjungfert. Wurde aber langsam auch mal Zeit."

Ich kann Aljans Entgegnung nicht verstehen und presse mein Ohr fester an die Tür.

"Wir können sie uns teilen. Ich bin da nicht kleinlich. Für dich allein ist sie doch viel zu schade, kleiner Bruder. Weißt du überhaupt, wie man ein Mädchen glücklich macht? Du könntest dir ein paar Tricks von mir abschauen."

"Hör auf und hau ab!", zischt Aljan. "Es dreht sich nicht alles um Sex. Sie ist hier, um uns zu retten!"

"Sie ist hier, um uns zu retten", höhnt Erit. "Bei dir dreht sich gar nichts um Sex. Würde dir mal nicht schaden. Mach dich mal locker." Kurz darauf schlägt eine Tür zu.

"Dalerana?" Es klopft an die Tür des Badezimmers. "Dalerana? Alles in Ordnung bei dir?"

Er ist weg. Gar nichts ist in Ordnung. Schluchzend sinke ich auf den Boden und lasse meinen Tränen freien Lauf.

Brennende Feuer - Dunkle SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt