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Irgendwo im nirgendwo, in irgendeiner Pampa von Louisiana, setzte Paulina auf einer Lichtung den Jet zum Laden an. Ganz vorsichtig sank der Jet zu Boden und die leisen Triebwerke verstummten, als Paulina den Motor ausschaltete. „Musst du nicht volltanken, bevor du weiterfliegst?"
„Nein, das Ding fliegt nicht mit Kerosin", antwortete Paulina auf Sams Frage. „Hat ne riesige Batterie, die sich immer wieder selbst auflädt. Neuartige Erfindung. Ist recht kompliziert."
„Technik überrascht einen immer wieder."
Dann verabschiedeten sie sich. Sam umarmte Wanda und dann sogar Paulina, ehe er sich noch mal bei ihr bedankte.
Dann umarmte Steve Wanda und dann kurz Paulina, ehe sie aus dem Jet und auf den feuchten Boden sprangen. Paulina schloss die Tür und war froh, endlich nach Hause zu kommen. Und vor allen Dingen nach Bucky.
„Nächster Halt, Frankreich", bemerkte Wanda und setzte sich zurück auf den Co-Piloten-Sitz. Paulina nickte nur. Sie hatte ganz vergessen, dass sie Wanda auch noch abliefern musste.
„Sorry."
„Ich kann dich verstehen, dass du unbedingt zu deinem Freund willst."
„Wir haben es, ehrlich gesagt, noch nicht mal geklärt, ob wir Freund und Freundin sind. Ist noch alles ziemlich frisch."
Paulina setzte sich in ihrem Sitz und aktivierte alles wichtige. Dann startete sie den Jet.
„Wie lange kennt ihr euch jetzt?"
„Februar 2013."
„Also mehr als drei Jahre. Wir haben August, oder September?"
Paulina hob langsam mit dem Jet ab.
„05. September 2013", sagte Paulina dann.
„Wow. In dem Gefängnis fühlte es sich viel länger an", Wanda schien kurz abgelenkt und fand schnell zum eigentlichen Thema zurück. „Also, drei Jahre, wenn man die Zeit in der ihr eingefroren mal außer acht lässt. Wieso redet ihr nicht einfach darüber?"
Eine gewisse Flughöhe erreicht und Paulina konnte von Schwebemodus in den Flugmodus übergehen.
„Überstürzen ist manchmal nicht so toll", murmelte Paulina. „Ich bin eher eine, die sich zu hundert Prozent sicher sein will, auch wenn schon Gefühle vorhanden sind- und das reichlich. Es kann immer wieder passieren, dass man aufwacht und denkt: lieber doch nicht. Deshalb, will ich es nicht überstürzen. Ja, man kennt sich, aber weiß noch nicht alles."
„Kommt mir der Zeit", warf Wanda ein. „Probiert es doch einfach aus. Bei wie viel Prozent bist du?"
„Puh, ungefähr bei 90."
„Das ist doch gut. Sehr gut sogar. Warum redet ihr nicht miteinander?"
„Wir sind uns erst vor ein paar Tagen näher gekommen, Wanda. Überstürzen? Immer noch nein?!"
„Sorry. Dann lass noch ein bisschen Zeit verstreichen, bis du bei 100 Prozent oder mehr bist."
Paulina nickte. „So hatte ich das auch vor."
Sie tippte auf dem Touchpad herum, um den aktuellen Standort an Shuri zu schicken, wenn sie diesen nicht schon hatte.
Wie erwartet, meldete die KI etwas später einen Videoanruf von Shuri.
„Annehmen", sagte Paulina nur.
T'Challa tauchte auf dem Bildschirm schräg über Paulinas Kopf auf einem Bildschirm auf. Im Hintergrund sah Paulina Bucky stehen, welcher näher kam.
„Geht's ihr gut?", fragte dieser.
T'Challa schmunzelte nur. „Ja, siehst du doch."
„Anscheinend hat es geklappt", grinste Bucky.
„Hallo", sagte Wanda und winkte in Richtung Kamera.
„Hallo. Kriegen wir einen neuen Gast?", fragte T'Challa.
„Nein, ich schmeiß sie in Europa raus."
„Immerhin willst du mich nicht raustreten", murmelte Wanda.
„Wo sind die anderen? Steve?"
Paulina schnalzte mit der Zunge. „Scott, haben wir an der Westküste rausgeschmissen, Clint bei seiner Familie. Steve und Sam machen den Süden der USA unsicher."
Bucky schien ein bisschen enttäuscht, dass sein bester Kumpel nicht zurückkam, wechselte aber schnell das Thema. „Wie viel Liter Blut kam aus deiner Nase?"
„Ach, nicht viel."
„Eine Menge", verbesserte Wanda.
„Hm." Paulina murrte und presste die Lippen aufeinander.
„War sie ohnmächtig?", hakte Bucky weiter nach und legte die Stirn in Sorgenfalten.
„Nachdem wir Sam und sie aus der Bucht gefischt hatten, für ein paar Stunden", erklärte Wanda.
Bucky seufzte. „Mensch, Paulina."
„Mir geht's besser, ehrlich. Musste mich noch nicht mal prügeln. Schade, eigentlich."
„Sei froh darüber!", mahnte T'Challa.
„Ja."
Sie blickte zum Fenster hinaus und dann wieder in die Kamera. „Hab eines der Headsets in der Bucht verloren", sagte sie dann.
„Haben noch genügend davon."
„Und für die nächste Mission brauche ich dringend einen weiteren Anzug, bevor ich wieder in eine stinkende Bucht lande."
„Ich gebe das alles an meiner Schwester weiter."
„Wo ist Shuri überhaupt?"
„Schläft. Sie war ziemlich kaputt, weshalb wir hier die Stellung halten."
„Was Neues von dem riesigen Panther im Jabari Land?"
Paulina wollte irgendwie Smalltalk betreiben. „Wir haben momentan keine weitere Meldung erhalten. Der Jabaristamm ist informiert und die Bevölkerung darauf hingewiesen, dass sie dort erstmal nicht mehr spazieren gehen sollten, bis das Problem beseitigt ist."
„Das Ding kann doch nicht vom Erdboden verschwunden sein." Paulina dachte nach.
„Vermutlich schon", bemerkte Bucky. „Wir waren heute noch mal draußen und haben nachgeschaut, außer den einen Panther, mit den Narben im Gesicht, haben wir keinen weiteren gesehen."
„Ist er wieder abgehauen?", fragte Paulina.
„Ja. Wir werden die Tage noch mal das Gebiet abkämmen. Wenn du willst, schließ dich an."
Paulina nickte. „Mach ich, Shelly."
„Nenn mich nicht Shelly, nenn mich nicht Hello Kitty, Pussyman, Mietzekätzchen, oder sonst was. T'Challa, T, oder eure Hoheit."
„Eure Hohlheit hört sich gut an", grinste Paulina.
T'Challa fuhr sich verzweifelt durch Gesicht, während Bucky nur grinste. „Ist deine Freundin."
Er rutschte auf einem Stuhl mit Rollen weg und blickte zu Bucky. Dieser warf keine Widerrede ein, als T Paulina als seine Freundin betitelte. Vermutlich, weil er die Verbesserungen genauso satt war, wie Paulina. „Wie lange bis du wieder hier bist?"
Wanda schmunzelte. Da schien aber jemand Paulina ganz schön zu vermissen. Schade, dass sie von hier aus nicht seine Gedanken lesen konnte. Paulina schaute auf die Karte.
„Wir sind gerade über Jacksonville, Florida. Wir brauchen bis nach Frankreich knapp 9 Stunden, mit dem Schub viereinhalb. Von Frankreich bis nach dir, mit Schub, weiß ich es erst, wenn's im Navi steht."
„Frankreich und Wakanda sind 450 Minuten auseinander", hörte sie T sagen. „Mit Schub, die Hälfte. 225 Minuten."
„Genug Mathe für heute, sonst kotz ich", sagte Paulina und schaute auf die Karte.
Sie flogen bereits über das Bermuda Dreieck und unterhielten sich noch einen kleinen Moment.
„Ich melde mich, sobald ich Wanda abgesetzt und mich auf den Weg mache."
Schließlich sollte Wanda nicht die ganze Zeit neben ihr sitzen und sich gelangweilt fühlen. Außerdem wollte Paulina noch einiges von Wanda erfahren. Sie kannten sich ja kaum und wer weiß, wie oft die beiden noch aufeinander treffen würden. Paulina war sehr daran interessiert, mehr über Wandas Kräfte zu erfahren. Vielleicht fand man ja noch ein paar Gemeinsamkeiten.
  Nachdem sie sich von Bucky verabschiedet hatte, war er derjenige der auflegte. Eine Sekunde später wurde der Bildschirm wieder schwarz und die KI meldete, dass der Anruf erfolgreich beendet wurde. „Ich würde dir ja was zu essen anbieten, aber der Kühlschrank ist schon leer."
„Ach, alles gut", winkte Wanda ab und blickte auf die Wolkendecke vor sich, die sie mit dem Jet durchstießen.
    „Du weißt schon, dass die dir diesen Ausbruch auch noch ankreiden werden?", sagte Wanda nach ein paar Minuten des Schweigens.
Paulina nickte. „Macht es einen Unterschied? Schließlich wurde ich doch schon vorher gesucht."
Wanda und Paulina seufzten leise. Dann sprach Wanda weiter: „Wir waren eigentlich normale Mädchen, oder Frauen, und HYDRA hat unser Leben ruiniert."
„Wen sagst du das", Paulina schnalzte mit der Zunge. „Aber sehen wir es mal so: wir haben eine Menge außergewöhnliche Menschen kennengelernt, die wir niemals, als normale Menschen kennengelernt hätten."
„Das ist wohl das einzig Positive. Aber der Rest ist und bleibt fraglich."
„Irgendwann akzeptiert man sich schon selbst und das ist ein guter Schritt. Egal, was vorher passiert ist."
„Hoffentlich", murmelte Wanda und zog ihre Beine auf den gemütlichen Sitz an. Paulina schaute auf die Karte.
„Wir sind gerade über die Bermuda-Inseln drüber", verkündete sie und suchte nach einem Gesprächsthema. Wanda kam ihr aber zuvor. „Du bist aus Deutschland?"
Paulina nickte. „Aus dem Süden Niedersachsens."
„Und was hast du gemacht, bevor du bei HYDRA gelandet bist?"
„War Studentin. Meeresbiologie. Hört sich langweilig an, ist es auch manchmal, aber ist eigentlich in Ordnung."
„Hm", machte Wanda. „Und die genauen Beweggründe deines Vaters, warum er dir das angetan hat?"
Paulina zuckte ahnungslos mit den Schultern. Sie kam ja nie dazu, mit ihm darüber zu reden. „Ich weiß es nicht. Er ist tot. Autounfall. Aber wer weiß, was wirklich war. Meine Mutter weiß nichts von seiner Arbeit bei HYDRA, oder wusste es. Hab ihr vor ein paar Tagen die Wahrheit erzählt."
„Wow."
„Ja", murmelte Paulina und laute auf der Innenseite ihrer Wange herum. „Und bei dir? Wie sieht's mit deiner Familie aus?"
„Ich bin allein", antwortete Wanda und in ihren grünen Augen konnte man einen Anflug von Traurigkeit erkennen. „Mein Bruder und meine Eltern sind bereits verstorben."
„Tut mir leid."
„Ich würde dir ja auch mein Beileid wegen deinen Vater aussprechen, aber er hat es nicht verdient."
„Nein", schnaubte Paulina belustigt. „Hat er wirklich nicht. Für mich war er schon vorher gestorben. Für mich einfach grauenvoll, was er mit anderen Menschen gemacht hat. Mit Bucky, mit dir..."
„...und meinen Bruder. Wir beide wurden mit dem komischen Zepter bearbeitet. Wir haben uns zwar freiwillig gemeldet, aber nicht dafür. Letztlich hat mein Bruder am Ende mit dem Leben bezahlt. Pietro starb damals in Sokovia und beim Kampf gegen Ultron."
„Ich hab davon in den Nachrichten gelesen. Grauenvoller Tag."
Wanda seufzte. „Ja. Und du hast dich damals aus deiner Flucht wo versteckt?"
„Versteckt eher nicht", lachte Paulina. „Ich war nach meiner Flucht und nachdem ich einen HYDRA-Agenten erledigt hatte, in Wakanda gelandet. Sie haben mir zwar Unterschlupf gegeben, aber mich nicht aus den Augen gelassen und frei herum bewegen durfte ich auch nicht. Ich habe mir das Vertrauen bei T'Chaka, er war zur Zeit noch König, und von der restlichen Königsfamilie hart erarbeitet. Ich bin zwar geduldet, muss mich aber bedeckt halten. Ich habe meine Kräfte gestärkt und bin mit jeder Mission ein Stückchen gewachsen."
Wanda hatte Paulina aufmerksam zugehört und dachte kurz nach. „Und das deine Haut bläulich anläuft und du sehr kalt wirst? Was ist damit?"
Paulina schaute nach. „Das ist neu. War vorher noch nie so gewesen und kann mir das auch nicht erklären."
„Behalt das im Auge. Vielleicht ist das ja eine neue Fähigkeit, oder ein Anzeichen dafür."
„Ja, vermutlich werde ich auch noch zur Eismaschine", scherzte Paulina, obwohl sie sich innerlich den Kopf darüber zerbrach. Sie lachte leise.
„Vielleicht wissen die Leute in Wakanda weiter", sagte Wanda dann und blickte von Paulina weg.
Als sie aus der Scheibe vor sich blickte, zuckte sie schreiend im Sitz zusammen. Paulina fuhr vor Schreck hoch und sah nur noch wie sie auf etwas Rotes zuflogen.
Sie hatte eigentlich mit einem lauten Aufprall gerechnet, oder das sonst irgendwas kaputt ging. Aber es passierte nichts. Paulina blickte zu Wanda, welche auf den Boden kauerte und sie mit riesigen Augen anblickte.
„Warum gab es keinen Aufprall?", fragte diese an Paulina gewandt. Paulina hatte den Autopiloten ausgeschaltet und übernahm das Steuer. In über zweieinhalb Kilometer Flughöhe kam der Jet langsam zu stehen und ging in den Schwebemodus über. Paulina schaltete die Außenkameras, mit 360 Grad Blick an und began im Bildschirm nach diesem roten Etwas zu suchen.
Hochkonzentriert starrte sie auf den Bildschirm, während Wanda sich an dem Sessel wieder hochzog.
„Verflucht!", rief sie wieder, als sie an dem Tisch Vision stehen sah.
Paulina blickte verwirrt zu Wanda und folgte ihren Blick. Als sie den komischen roten Typen mit dem Cape und den leuchteten, gelben Stein in der Stirn sah, sprang sie erschrocken auf und bildete zwei Energiebälle in ihren Händen. Vision wich entsetzt zurück.
„Nein, nein", sagte Wanda und drückte Paulinas Arme hinunter. Die Energiebälle verschwanden. „Das ist Vision?"
„Wer?", wollte Paulina wissen.
Vision wirkte irgendwie beleidigt, dass dieses hübsche Ding nichts von ihn wusste.
„Vision", stellte er sich vor. „Ich bin ein Android, ein Avenger."
„Android?" Paulina runzelte die Stirn.
„Ich wurde erschaffen", erklärte der Mann mit der beruhigenden Stimme weiter. „Erschaffen von Mr. Stark, Mr. Banner, Thor. In mir steckt unter anderem J.A.R.V.I.S.."
Paulina war immer noch ahnungslos und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Eine künstliche Intelligenz. Erschaffen von Tony Stark. Naja, ziemlich kompliziert das ganze."
Er lächelte nett.
„Wie hast du mich gefunden?", fragte Wanda, die die kurze Stille unterbrach.
„Ich werde dich immer finden, Wanda."
Paulina fand den Satz erst gruselig, aber als sie sah, was für Blicke die beiden austauschten, schmunzelte sie und setzte sich wieder an den Steuer zurück.
„Also, Paris?", fragte sie.
Wanda lachte leise und Vision nickte. „Ich war noch nie in Paris gewesen und wäre dir dankbar, wenn du uns dort absetzen könntest", sagte er dann.
„Klaro."

626 (Avengers//W.S./B.B.)🦾❄️) ⏸Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt