Kapitel 2 - Träumer

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Es sind schon einige Stunden vergangen, die ich mit Zuckerschnäuzchen verbracht habe. Mittlerweile verschwindet die Sonne hinter dem Horizont und taucht mit ihrem letzten Tageslicht die Atmosphäre in ein rötliches Orange. Die Nacht zieht ins Land und ich ziehe mich in mein Zimmer zurück, während sich Zuckerschnäuzchen ihren Schlafplatz im Hof zu Recht macht.
Als ich das Fenster öffne, um meinem Drachen eine gute Nacht zu wünschen, prangen schon die Sterne und der Mond am Himmel und Wolken ziehen wie ein weißer, durchsichtiger Schleier an ihnen vorbei. Wie weiße Funken thronen sie, die Sterne, am Himmel. Sie verzaubern mich und ziehen mich in ihren Bann, während unbemerkt die Scherbe des Spiegels, die ich beim Reinkommen aufs Bett gelegt hatte, anfängt zu leuchten. Ich sehe nur ein bläuliches Flimmern im Augenwinkel und als ich mich umdrehe hört es auf. Wieder wende ich mich den Sternen zu und kann mich nur mit Mühe aus ihrem Zauber lösen, um mich Schlafen zu legen. Irgendetwas stimmt nicht, denke ich mir, sie sind viel zu hell, heller als sonst. Ich reiße mich los von ihrem Anblick und schaue Zuckerschnäuzchen an, die schon längst eingeschlafen ist. „Schlaf gut", flüstere ich noch still, schließe das Fenster und lege mich ins Bett, von dem ich die Scherbe aufhebe und neben mich auf den Nachttisch lege. Kaum liege ich, schon fallen meine Augen wie Schlosstore zu und entschwinde ins Reich der Träume.

Stille und Dunkelheitfüllen die Landschaft. Einzig der Mond erleuchtet mir den Weg durch den Wald.Es ist ein eisiger Ort bei Nacht und Krähen hauchen ihm nur spärlich Leben ein.Es ist die Sorte von Krähen, die sich hinter Ästen und Blättern versteckt und ihre Klagen krächzt: „Sei in Acht, denn in der Nacht passiert, was sonst nie einer gedacht", krächzt es aus allen Ecken des Waldes. Ihr Klagen schreckt Fledermäuse auf, die wie wild vor dem Mond herumschwirren. „Hallo?", rufe ich in die Nacht hinein, doch der Wald verschluckt es einfach. „Ist hier jemand?Was-", fange ich an zu stottern, „Was mache ich hier? Wo bin ich?"
Hinter mir springt etwas durch das Gestrüpp und lässt mich erschrecken. Hastig drehe ich mich um, doch es ist verschwunden. Vorsichtig wende ich meinen Blick zurück und bemerke bläulich schimmernde Nebelschwaden, die aus dem Dickicht des Waldes hervorkriechen. Ich möchte mich umdrehen, wegrennen, doch überall um mich herum taucht dieser Nebel auf. Dieser Nebel und Schatten, die um mich herumschleichen. Sie kommen näher. „Du hast dich ja länger nicht mehr blicken lassen.", sagt einer der Schatten. Der Klang seiner Stimme lässt mich zusammenzucken. Sie ist fremd, aber doch so bekannt. Irgendwas muss passiert sein, damit sich die Stimme geändert hat. „Hab mich schon gefragt, ob auch wirklich alles gut gegangen ist.", sagt der andere. Mehr Nachtgestalten sind es nicht, nur zwei und beide kommen mir bekannt vor. Nach einigen Sekunden stehen sie direkt im Licht des Mondes und ich kann beide erkennen. „Chr- Christoph?", stottere ich, „G-G-Gabro? Ihr- Ihr lebt? Ich dachte die Kreatur hat euch-" Beide unterbrechen mich: „Ist auch so. Schau, wir sind in einem Traum. Du träumst. Wir sind nicht da, jedoch eigentlich schon.", beginnt Gabro zu erklären. „Wir sind da",ergänzt Christoph, „Doch bloß nicht so, wie du denkst. Wir sind in einer Scherbe gefangen." Beide schauen nach oben, wo sich der Himmel gläsern erstreckt und dahinter eine Kerze zu sehen ist.
„Die hab ich doch vorhin ausgemacht...", fange ich an zu grübeln. „Moment. Ihr seid also in dieser Scherbe?" Beide schauen unsicher: „Ähm ja." Sagen beide „Also wir wurden hier eingesperrt, um dir zu helfen ihn zu besiegen..."
„Um wen-?", beginne ich und werde sofort unterbrochen.
„Komm mit, wir zeigen dir was.
"

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