Kapitel 5 - Zeitfahrt

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Ich sah ihn in der Scheibe wie er sprang. Doch er der Sprung war zu kurz. Er fiel und eine Wache versuchte noch seine Hand zugreifen, doch da verebbte die Zeitspiegelung. Mit starken Schuldgefühlen fiel ich gegen die Scheibe. „Nein! Was ist passiert?" Schrie ich sie an, schlug mit meinen Fäusten auf sie ein. Eine der fünf Wachen, die mit auf das Abenteuer kamen, kam zu mir, während die anderen sich umdrehten. Zuckerschnäuzchen schaute mich nur berührt an. „Kommen Sie. Wir müssen weiter- Genau wie Sie sagten" sprach die Wache, die nach meiner Schulter griff. Nur allmählich wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. „Sie haben ja Recht." antwortete ich mit Traurigkeit in der Stimme. „Mir nach." Schweren Schrittes ging ich voran und merkte wie die Wachen hinter mir, die ja seit dem Vorfall im Palast nur noch Skelette waren, zu tuscheln begannen. Zuckerschnäuzchen aber schaute mich besorgt an. Ich spürte, wie sie mich mit ihrem Kopf etwas anstupste. Doch ihr Versuch mich aufzuheitern ließ mich nur noch tiefer in meine Trauer fallen.
Erst nach einigen Sekunden sah ich sie an und zwingte mir ein Lächeln auf das Gesicht, während wir weitergingen. Keine fünfzehn Minuten purer Trauer später kamen wir an dem Turm mit der großen Uhr an, wo wir vor einem riesigen Tor standen. Zwei riesige Gestalten hielten davor Wache, eine Stand links und die andere Rechts vom Tor. Als wir versuchten einzutreten, kamen sie uns in den Weg und verwwaren eigerten uns den Eintritt, bis aus dem Inneren des Turmes ein Ruf erklang: „Stunden!Lasst sie rein. Sie sind ohnehin schon fünf Sekunden zu spät. Und jede Sekunde zählt, wie ihr wisst." In Bruchteilen eines Momentes gingen sie uns aus dem Weg und öffneten das riesige Tor. Es war aus Holz mit Eisenscharnieren und stählernen Streben.
Eine ältere Person kam uns entgegen. Ihre Haare blond und hingen in Strähnen in das gesicht, wo sie die braunen Augen teilweise verdeckten. Die alte Person trug einen langen schwarzen Mantel und hielt sich an einem hölzernen Stab mit kupfernen Verzierungen fest. Es war die Zeit, oder sagen wir besser er.
„Ahhaha." ,begann er voller Freude zu lachen, „Graf Pummele bist du auch mal wieder da?" Er kam kichernd und sichtlich glücklich auf mich zu. Hinter mir hörte ich eine Wache flüstern: „Was heißt ‚wieder'? War er etwa schon einmal da?"
„Gabro!" Rief ich der Zeit ebenso glücklich erfreut entgegen. Wir reichten uns die Hände, die wir uns auch kräftig schüttelten. „Und wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?" fragte ich die Zeit, Gabro. „Zwischenzeit?" hörte ich eine Wache tuscheln. „Ganz gut. Ganz gut.", sagte er bedacht, „Die Zwillinge sind Mal wieder unterwegs. Wenn du zu denen willst: Sie dürften dann aber auch gleich wieder dagewesen sein." ergänzte er und mir entfiehl nicht sein Spie mit den Worten, dieses schöne verschwimmen der Zeitformen. „Zwillinge?" fragte eine Wache die andere, die wiederum nur mit den Achseln zuckte. Dieses Mal hat es Gabro, die Zeit, auch gehört. „Die Zeitzwillinge. Meine Boten. Sie werden durch die Zeit gereist sein um Reparaturarbeiten vorgenommen gehabt zu werden. Sonst noch Fragen?" Die Wache zuckte zusammen. „Nein. Sir." sagte sie. „Bitte werdet mich Gabro genannt haben. Oder ganz einfach die Zeit. Nichts mit Sir, Herr und solche Sachen. Da hatte ich mich immer so alt gefühlt haben." belehrte ihn Gabro geschwind. „Verstanden, Si- ...Zeit. Ich meine Zeit." Gabro nickte. "Weswegen bist du hier erschienen Pummele?"
Ich setzte zum Sprechen an, doch da unterbrach eine Wache, die kraftlos auf die Knie sackte. Die anderen Vier taten es ihr gleich. „Er also." sagte Gabro. Die Wachen flammten in einer kurzen leuchtend grünen Stichflamme auf, bevor sie sich wieder aufrichteten. Während eine vortrat um zu sprechen zogen die anderen ihre von den Flammen schwarz gefärbten Schwerter. Zuckerschnäuzchen begann zu knurren, beruhigend strich ich ihr über die Schnauze. „Sh sh sh. Noch nicht", flüsterte ich ihr ins Ohr und die vorgetretene Wache begann zu sprechen: „Graf Pummele. Herrscher über Nichts. Mit Geheiß des Lord Reckless sind sie hiermit festgenommen. Ergeben sie sich oder ein unerbitterter Kampf wird folgen." „Pah. Ergeben." sprach Gabro spöttisch. „Er wird sich bestimmt nicht ergeben", fuhr er fort ohne seine Art die Zeitform falsch zu verwenden. Mit einer flinken Bewegung griff er in eine Tasche seines Mantels und holte eine Uhr heraus. Er begann zuflüstern, während er auf seine Uhr schaute: „Beeilt euch. Könnt ihr nicht einmal pünktlich sein?" Er steckte die Uhr weg, griff mit seiner frei gewordenen Hand zu seinem Stab und hielt ihn zum Kampf hinauf. „Sie lassen uns leider keine Wahl." Die Wache rief zum Kampf. Gabro schnappte sich gleich zwei Wachen auf einmal und kämpfte gegen sie gleichzeitig. Zuckerschnäuzchen kam ihm zu Hilfe und fegte mit ihrem Schweif dazueilende Wachen weg. „Stunden!" rief die Zeit. Die zwei Kreaturen, die das Tor bewachten kamen herein und mischten sich in den Kampf ein. „Narren!" rief eine Stimme bevor weitere Wachen durch das Tor herein traten. „Er ist da!" Rief Gabro. „Schnell ihr Stunden! Verschließt das Tor! Ich und der Drachen lenken die Anderen ab." Entsetzen machte sich in meinem Gesicht breit. „Ihr glaubt nicht ernsthaft, dass mich das aufhalten wird?" Gabro schaute auf und begann zu lächeln. „Das nicht Lord." Ein Lichtstrahl durchzog den Raum. „Aber das." ergänzte er nur spottend. „Zur Seite!" Er, der Drachen und die Stunden sprangen aus der Mitte des Saales, nur die Wachen standen noch verwirrt in der Mitte des Raumes. Die Laute eines Zuges erklangen und Gabro zog mich zur Seite. „Das Eisenross." flüsterte ich verwundert und keine Sekunde später erschien ein Zug aus dem Nichts im Raum und überfuhr die Wachen. Aus dem Führerhaus der Lokomotive schauten zwei gleich aussehende Damen zu uns. Beide trugen einen auffälligen Hut mit gestutzten Pfauenfedern und trugen knöchelweite, elegante, rote Kleider. „Überraschung." sprach die eine. „Sind wir zu spät?" fragte die andere. „Diamanti und Saphira, ihr seid keineswegs zu spät" rief Gabro ihnen zu. „Nehmt ihn mit!" er deutete auf mich und kaum eine Sekunde später zerrten sie mich in das Eisenross. „Komm wir erklären dir alles später." sprachen sie im Chor. „Aber Zucker-" wendete ich ein. „Du wirst sie bald wieder sehen." „LOS!" rief Gabro. „Durch Raum und Zeit." riefen die Damen und das Eisenross zischte los und verschwand nach kurzer Zeit in einem hellen Licht.
„Viel Glück." sagte Gabro, bevor die Wachen die Tür aufsprengten und alles übernahmen. Ein Schrei glitt uns hinterher: „NEIN! HALTET SIE!" Doch es war zu spät. Wir waren schon weg und der Lord konnte uns nicht mehr erwischen.
„Und jetzt?" fragte ich. „Jetzt" antwortete mir Diamanti, „Jetzt bringen wir dich in der Zeit zurück. Ich hoffe du bist uns nicht böse, dass wir deinen Zug mitgenommen haben, aber der schien uns gerade so nützlich, wie er da in so einen Riss fiel" „Die Wachen!" fügte Saphira hinzu und schaute Diamanti entgeistert an, „Wir haben vergessen die Wachen abzusetzen, bzw. rauszulassen." Diamanti schreckte auf: „Verdammt du hast Recht."

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