Von den anderen fortgerissen beginnt das Metallgetüm damit weitere Firmamentteile und Steinwesen zu verschlingen. Währenddessen sucht Nachtschleicher mit Pampelu zusammen nach Luna.
„Ist sie das da?", fragt er immer wieder, aber Pampelu schüttelt den Kopf. In dieser zerbrechenden Welt herrscht nur noch das Chaos, in dem keiner sichtbar, doch alle betroffen sind.
Unterdessen starrt Luna auf ihrem Ross immer noch zum Himmel auf. Fassungslos über das Geschehen und in Gedanken daran, dass alles verhinderbar gewesen wäre, starrt sie weiter. Doch sie musste es sich eingestehen, dass es nicht mehr zu ändern ist. Es ist zu spät und nun ist wohl sie wieder am Zug. Sie reißt sich aus ihren Gedanken und zieht das Pferd Richtung zerbrochenen Firmament. Mit der größtmöglichen Geschwindigkeit prescht das Pferd durch die Luft.
Es ist unmöglich, dass Pampelu und Nachtschleicher das nicht sehen. Und so ist es nun auch.
„Da ist sie!", sagt Nachtschleicher zu Pampelu.
„Luna! Komm zurück! Du musst das nicht alleine machen!", schreit er zu ihr. Sie hört ihn zwar, doch ignoriert sein Flehen und verdrückt sich eine Träne, bevor sie das Loch fast erreicht, das Pferd anhält und sich dadurch durch den Bruch schleudert, aus einem Glas hinaus in ein Zimmer. Während sie hinausfällt, wird sie größer und landet vor Sol, der durch ihr Erscheinen kurz zurückgeht. Aus Lunas Sicht scheinen seine Augen nun nicht mehr gigantisch, sondern ebenso groß wie ihre eigenen. Sie war nun so groß wie Sol, der mit blutroten Mantel, schwarzen Schuhen und goldenem Schmuck vor ihr steht.
„Nun wo du hier stehst, kann ich nun endlich auch dieses Experiment abbrechen, nicht wahr?"
Er greift zu dem Glas aus dem Luna kam. Sie schaut aus ihrem Blickwinkel zu der Welt herüber, die gefangen in einem Glas still stand und sich ein roter Schauer langsam herablegt. Ganz klein kann sie den Himmel fallen sehen. Und denkt an alle die noch darin sind.
„Nein.", spricht sie sanft und selbstbewusst, während sie sich vor seine greifende Hand stellt.
„Nein?", wiederholt er lachend.
„Du machst doch Scherze. Du bist nicht in der Position, in der du dich gegen mich wenden könntest. Deinetwegen wurde ich in einen scheinbar endlosen Schlaf verbannt. Musste deine übertriebenen Träume ertragen. Und nun... Nun bin ich wieder wach und kenne deine Tricks. Erneut trickst du mich nicht aus. Erneut verbannst du mich nicht. Ich weiß, was du getan hast und du wirst es nie wieder tun. Ohne Welt, die du beschützen kannst, hast du keine Wahl als mir wieder zu gehorchen. Nun tritt zur Seite, damit ich endlich dieses ekelhafte Experiment beenden kann.", er schubst sie zur Seite und möchte erneut nach dem Glas greifen, doch Luna schlägt seine Hand weg und stellt sich wieder schützend vor das Glas.
„Und du kannst nicht immer wieder Welten auslöschen, nur weil du keinen Spaß mehr an ihnen hast. So viele Welten hast du in Brand gesteckt!", sie zeigt auf andere Gläser unterschiedlicher Größen, die in unzähligen Regalen des Zimmers stehen. Diese sind mit einer schwarzen Substanz gefüllt, die ab und zu von hellen violetten Impulsen durchzogen wird. Wieder schaut Luna zu dem Glas aus dem sie kam. Langsam bildet sich auch dort diese schwarze Substanz.
„Also meinst du, dass eine weitere zu viel ist? Ich habe sie alle erschaffen. Ich kann mit ihnen machen, was ich möchte. Und jetzt zur Seite." Langsam wird Sol wütender als er ohnehin schon war.
„Nein. Nicht diese. Du betrachtest die Welten nur von außen und findest Gefallen daran sie zu vernichten, doch die Wesen darin. Sie fühlen. Sie fühlen wie du und ich. Du kannst sie doch nicht immer alle auslöschen!"
Luna erzürnt nun auch, doch versucht Ruhe zu bewahren.
„Es scheint mir, als würden wir hier nicht weiterkommen", gibt Sol zu und geht zu einem Stuhl um sich zu setzen. Er schaut Luna weiter an, während sie schützend vor dem Glas steht. Dem Einzigen, das noch nicht vollständig von Schwarz durchzogen ist.
„Lass uns Wetten.", sagt Sol grinsend.
„Wetten?", horcht Luna auf, „Worüber möchtest du Wetten? Dass deine Kiesel die Welt trotzdem zerstören? Das tun sie doch jetzt schon!"
„Du kannst natürlich weiter reden umso eher ist deine Welt verloren. Also mir ist es Recht. Ich meine ob ich sie selbst zerstöre oder meine Steinwesen, das ist mir doch egal.", er beginnt zu lachen und dreht sich zu anderen Gläsern. Er steht auf und geht an ihnen vorbei. Indessen fällt Luna auf, dass er Recht hat:
„Von mir aus. Dann wetten wir. Gewinnst du, bekommst du auch diese Welt. Verlierst du, wirst du sie, noch eine andere die du je erschaffen wirst nicht für weitere Experimente missbrauchen und zerstören. Hast du mich verstanden?" Luna fragt lieber nach, denn schließlich kennt sie ihren Bruder, der schon oft mit ihr gewettet hat und immer durch Tricks und Täuschungen gewann.
„Ja, ja. Ich habe verstanden. Aber-", er dreht sich von dem toten Glas weg und schaut sie wieder an, „Aber nur unter der Bedingung, dass wir es hier, in meiner Welt, austragen.", sein Grinsen wird immer breiter, „Deal?"
„Deal?". Sagt auch Luna und sie reichen sich beide ihre Hände, wodurch die Wette beschlossen ist. Ein heller Strahl durchzieht den Raum.
„Wir werden gegeneinander antreten, jeder nach seinen Mitteln. Wer zuerst von allein nachgibt, verliert.", spricht Luna und Sol nickt ihr zu.
„Auf drei. Eins.", beginnt Luna.
„Zwei", fährt Sol fort.
„Drei" sprechen beide im Chor. Kaum wurde dies gesprochen, flitzt schon eine Feuerpeitsche durch die Luft, der Luna nur knapp entweicht.
„Nicht schlecht. Wie lange hast du die schon in der Hand?", gibt sie zu.
„Einige Momente.", grinst Sol, bevor er zu einem weiteren Schlag ausholt. Doch, bevor er diesen setzen kann gefriert seine Peitsche und zerschellt durch seinen zweiten Schlag in tausend Teile.
Sol starrt nur selbstsicher auf die Scherben:
„Nicht schlecht. Aber auch nicht gut." Er greift in eine seiner Taschen und zieht einen kleinen Ball heraus, der aus der Tasche gezogen zu brennen beginnt. Er wirft ihn mit hoher Geschwindigkeit auf Luna zu, mit leerem Blick sieht sie, wie dieser auf sie hinzufliegt und lenkt ihn mit einer Handbewegung zu ihm um. Sol springt aus dem Weg und das Regal hinter ihm wird getroffen. Vom Ball berührt fängt es zu brennen an und bricht in sich zusammen, wodurch duzende Gläser zerbrechen und sich in einer schwarzen Pfütze ergießen. An der Stelle, an der die Substanz den Boden berührt, fängt es an zu dampfen. Durch den Krach des zusammenbrechenden Regales und des sich bildenden Dampfes dreht er sich um und Luna nutzt den Moment in dem er abgelenkt ist, schmeißt ein hellblau funkelndes Pulver, dass sie sich aus dem Ärmel schüttelt, über ihn, greift sich das Glas mit der noch vorhandenen Welt, und stellt es neben ihn. Aus dem Glas steigt ein Wirbel empor, der zuerst nach dem schwarzen Matsch greift und anschließend nach Sol, der vom Wirbel gegriffen kleiner wird und ins Glas gezogen wird. Der Wirbel lässt nach und Luna setzt einen Deckel auf das Glas in das ein kleines Loch gestochen wurde.
„Was zum?", ruft Sol verzweifelt, während er in den Ozean fällt.
„So- So war das nicht abgemacht! LUNA!" er fällt und sieht, wie sich unter ihm ein riesiges eisernes Maul öffnet, dass ihn mit einem Schluck verschlingt.
Er wird durch Röhren in ein Becken voller Steinwesen und Himmelsbrocken befördert, in dem die Steinwesen lechzend nach ihm sich durch die Brocken fressen. Noch bevor er erwischt wird, öffnet sich ein Loch im Becken und der Lord zieht ihn heraus, doch als er die flammend roten Augen sieht, schmeißt er ihn wieder zurück.
„Du bist hierfür verantwortlich!", ruft der Lord allem Chaos bewusst, doch bevor er mehr sagen kann ertönt eine Stimme durch den Himmel und durch das Metall.
„Sol! Nun siehst du, was du anstellst!", erklingt Lunas Klang. Doch Sol vernimmt ihn nur schwer, da sich die Steinmonster auf ich Stürzen und bereist seine Kleider zerfressen.
„Nenn mir einen Grund, dass ich dich da rausholen soll, der nicht die Vernichtung dieser Welt beinhaltet!", spricht der Lord von der sicheren Seite aus.
„Gibst du nun auf?", erklingt Lunas Stimme erneut.
Sol blickt mit Schrecken auf seine Lage und erkennt, dass Luna nach seinen Bedingungen richtig handelt. Er befindet sich noch in seiner Welt, zwar in einem Glas, doch in seiner Welt. Alles von ihm wird zerfressen und so muss er mit Furcht feststellen, dass sie gewonnen hat.
„LUNA! Du hast gewonnen!", nur leise schallen seine Worte an Lunas Ohr, doch noch so laut, dass der Lord ihn hören konnte. Er zieht Sol aus dem Becken und bringt ihn an die Oberfläche, an der er seine Worte wiederholt und Luna sie hören kann.
Sie stellt das Glas an seinen ursprünglichen Platz, streut sich selbst das hellblaufunkelnde Pulver über und wird in das Glas gezogen, in dem schon eines ihrer weißen Rösser wartet, sie auffängt und zu Sol bringt.
Sie reicht ihm die Hand und er greift nur widerwillig zu. Als sich ihre beiden Hände berühren erstrahlt erneut ein Licht, heller und dieses Mal in Blau.
„Wie du siehst habe ich nun gewonnen. Und das Licht hat es besiegelt. Verschwinde also aus dieser Welt, fass sie nie wieder an und ruf deine Kiesel zurück!"
In Sol tobt eine Wut, doch er kann nichts mehr machen. Er erfüllt die Bedingungen, die ihm gegeben wurden und verschwand mit Hilfe eines von Lunas Schimmeln, dass ihn aus dem Glas katapultiert wieder in seiner Welt in der er in die restliche Pfütze der schwarzen Substanz stolpert, diese sich an ihm festsetzt und seine Gedanken mit den verlorenen Stimmen dieser Welt füllt. Geplagt verschwindet er in einer Ecke seines Raumes, in der er allmählich, von den Stimmen geplagt, seinen Verstand verliert.
Währenddessen ziehen sich auch die Steinkreaturen zurück und fallen in dem Raum des Sol leblos zu Boden.
Luna betrachtet dies alles mit Freuden und im Gewissen eine Welt gerettet zu haben, doch viele andere schwinden ließ.
Auch Nachtschleicher und Pampelu auf dem anderen Ross treffen nun zu Luna und dem Lord. Pampelu hüpft aufgeregt zu Luna und Nachtschleicher, der das Ganze in weiter Entfernung betrachtet hat, fällt dem Lord um den Hals.
„Du hast dich endlich einmal richtig entschieden.", sagt er, scheinbar gänzlich von allem Wut befreit. Der Lord tritt kurz zurück.
„Es tut mir leid, dass ich vorher das Chaos gestiftet habe. Ich... Ich.."
„Ich weiß.", beruhigt ihn Nachtschleicher und nimmt in wieder in den Arm.
„Jungs", sagt Luna, „Jetzt nicht, wir müssen eine Welt bereinigen." Luna lächelt freundlich und ruft anschließend ihre Marmorritter, die noch in ihrem Schloss damit beschäftigt sind, den Himmel aufrecht zu halten.
„Meine Herren. Wir müssen eine Welt aufräumen.", spricht sie, doch kaum sagt sie das letzte Wort, beginnen die Ritter mit den Aufräumarbeiten. Sie schaut zu Lord Reckless und Nachtschleicher.
„Keine Sorge, ihr werdet das alles schon bald wieder vergessen."
Nachtschleicher weiß, was sie vorhat und hält sie auf:
„Vielleicht ist es aber besser, wenn wir das nicht vergessen. Nur falls wieder was passieren sollte."
Er zeigt mit einer kleinen Augenbewegung zum Lord, der gerade mit Pampelu spielt. Das Häschen ist ihm vor einigen Momenten zugesprungen.
„Da hast du Recht. Wir wollen ja nicht, dass er sich wieder umentscheidet."
Und beide lächeln.
Es vergingen seitdem Monate des Aufräumens, doch nun sieht es wieder aus wie vorher, nur ohne Warington, den Palast des Grafen und einigen Himmelsstücken, die die Steinwesen endgültig verschlangen, doch auch daran arbeiten Lunas Marmorritter unablässlich. Luna ist währenddessen in ihr Schloss zurückgekehrt, um weiter über die Ordnung zu wachen und der Nachtschleicher und Lord Reckless sind losgezogen um die Welt zu erkunden und kleine Spuren der Steinwesenfressattacke auszubessern.
Letztendlich wird doch alles gut und fast so wie vorher...
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Grapulore
FantasyInnerhalb einer besonderen Welt, wird die Geschichte um Graf Pummele und Lord Reckless erzählt, deren Rivalität viele Fragen aufwirft. Seid gespannt auf eine Reihe spannender Ereignisse, nervenaufreibender Verfolgungsjagten und dem ergründen dessen...