Hoch oben im Himmel, da liegt hinter unzähligen Wolken ein Schloss von unvorstellbarer Schönheit. Die schwarzen Wände mit glimmenden Lichtern und die dunkelblauen Azuritsäulen, die die Himmeldecke halten, scheinen so schön, so unfassbar, schon fast nicht greifbar. Und dieses Schloss besitzt einen wunderschönen, großen Balkon. Wer dort steht, sieht den Garten voller Rosen, die vor Sanftmut und Weisheit so blau wie die Säulen geworden sind. Es ist ein tiefes, schönes, aber auch verträumtes Blau.
Und zwischen den Rosen führen gläserne Wege, durch die bei sternenklaren Nächten die Erde weit unter ihnen leise schimmert. Bei Tag versteckt sich das Schloss hinter den Sonnenstrahlen. Man kann es einzig dann sehen, wenn der Himmel frei von Sorgen ist und die Sterne freudig wartend strahlen.
„Schau Mal, Pampelu, mein kleiner Nordstern.", ertönt eine sanfte Stimme vom Balkon. Zwischen den blauen Rosen raschelt etwas und ein kleines weißes Häschen streckt seinen Kopf aus ihnen hervor. Es ist nicht schwer zu sehen, dass das eine Ohr abgeklappt ist und das andere vorsichtig der lieblichen Stimme lauscht. Zwei große tiefblaue Augen schauen zu dem Balkon hinauf. Das Häschen legt den Kopf auf seine Schulter und schaut fragend hinauf.
„Ist es dir auch als wäre heute etwas anders?" Das Häschen schaut nach rechts und links. Es schüttelt sich und Luna auf dem Balkon lächelt freudig.
„Aber nicht doch hier oben. Ich meine da unten." Mit einer leichten Handbewegung zeigt sie zu einem der gläsernen Wege. Vorsichtig hoppelt Pampelu zu dem Weg und schaut hinunter, wo grüne Wolken an dem Glas vorbeiziehen. Er schaut wieder zum Balkon und nickt hastig.
„Komm herauf!", spricht die Traumzauberin. „Wir machen einen Rundgang, um zu schauen ob alles in Ordnung ist." Sie lächelt das Häschen liebevoll an und es springt zum Eingang, der sich leise öffnet. „Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl.", murmelt sie anschließend in sich hinein und geht bedacht dem Häschen die Azurtreppen hinunter, die sich wie Wellen vom Eingang zu der nächsten Etage schlagen, entgegen. Unten wartet es schon, das kleine Häschen. „Pampelu .", flüstert Luna während sie ihn vorsichtig hoch hebt. Es schaut sie an, so alles kenne es nichts Böses.
„Na komm, wollen wir uns Mal vergewissern, dass alles im Einklang mit den ewig währenden Gesetzen verläuft." Sie nimmt es fest in ihre Arme, denn nichts Schlimmes soll ihm geschehen.
„Es sieht so aus als wäre hier zumindest alles in Ordnung.", flüstert sie dem Hasen zu, während sie ihn am Köpfchen streichelt. Pampelu lächelt glücklich.
„Die Bilder hängen auch an Ort und Stelle. Die Statuen stehen so perfekt wie immer.", gibt Luna hinzu, während sie an marmornen Statuen vorbei geht.
Mit ihnen beschäftigt sich Luna am liebsten. Sie sagt immer, dass nur die Statuen die schönsten Geschichten erzählen. So bedacht, so friedvoll, alles im Einklang der Gesetze, die sie so schätzt. Und tatsächlich erzählen sie eine Geschichte. Ganz leise, ganz bedacht. Wenn man auf der Erde ist, dann muss man ganz still sein um sie auch zu hören, doch man kann sie hören. In der Nacht stellen selbst die Grillen ihren selbstverliebten Gesang ein. Sie hören sich ja selbst am liebsten und zwischen ihrem sonst so lauten Gesang kann man hören, wie sie sich selbst lobpreisen. Doch wird der Tag zur tiefsten Nacht und beginnen sowohl Mond als auch Sterne ihr Lichtspiel, dann werden sie ganz leise und schauen gebannt hoch ans Himmelszelt. Sie wissen zu gut, dass dann Luna mit ihrem Schloss über sie wacht und die Statuen zu erzählen beginnen.
Luna zieht von einer Statue zur nächsten und krault den kleinen Pampelu. Doch auf einmal fällt eine Tür mit einem lauten Knall zu.
„Pampelu, du wartest hier!" Sie setzt das Häschen ab, gibt ihm noch einen Kuss auf die Stirn und schlägt zweimal ihre Hände zusammen. All jene Statuen, die wie Ritter aussehen erwachen zum Leben und stellen sich mit gezückten Schwertern hinter Luna. Sie erwarten gespannt ihre Anweisungen.
„Meine Herren." sagt sie ernst und dreht sich zu ihnen um. „Es scheint als haben wir einen Eindrin-" Auf einmal fängt das Schloss zu beben an und laute Maschinengeräusche füllen die sonst so stillen Flure. Luna rennt. Sie rennt hinaus zu ihrem Balkon und sieht sich um. Die Marmorritter laufen ihr gehorsam hinterher. Sie suchen alle das Geräusch bis plötzlich ein riesiges Luftschiff vor dem Balkon erscheint. „Du mieser, kleiner Verräter!", ruft Luna dem Luftfahrer entgegen. „Du solltest auf der Erde aufpassen, dass alle die Gesetze einhalten! Deshalb habe ich dich damals hinuntergeschickt und nicht dass du sie weiter zerbrichst!"
Pampelu hoppelt neben sie und eine Stimme vom Luftschiff ertönt: „Du weißt genau wie ich, dass das jetzt nötig ist. Adieu Madame. War schön Mal wieder hier oben gewesen zu sein.
Luna ist erzürnt, reckt ihr Faust dem Luftschiff entgegen und schreit. Sie schreit aus aller Leibeskraft diesen einen Namen aus, der ihr mittlerweile verhasst ist: „NACHTSCHLEICHER!"
DU LIEST GERADE
Grapulore
FantasyInnerhalb einer besonderen Welt, wird die Geschichte um Graf Pummele und Lord Reckless erzählt, deren Rivalität viele Fragen aufwirft. Seid gespannt auf eine Reihe spannender Ereignisse, nervenaufreibender Verfolgungsjagten und dem ergründen dessen...