Kapitel 3 - Zeichenfinder

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Wir gehen abseits des Weges in den dunklen Wald hinein. Kein Licht des Mondes erreicht hier den Boden. Ich schlage mir einen Ast nach dem anderen aus dem Gesicht. Und der Weg wird mir immer mühseliger.
Irgendwann dreht sich einer der beiden um, denke ich, irgendwann wird einer sagen, dass wir angekommen sind. Doch dem ist nicht so. Wir laufen immer und immer weiter.
Erst nach stundenlangem Laufen beginnen nun hinter Blättern Lichter zu funkeln und in meinem Rücken spüre ich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Es bricht langsam der Tag an und mir wird klar, dass ich bald aufwachen werde. Ich bin für eine Sekunde in diesen Gedanken versunken. Als ich mich von ihm reiße waren beide weg
.


Ich wache auf und schaue auf die Scherbe. Ihr blaues Leuchten verblasst. Nein,denke ich, nein, das kann doch nicht sein. Ich weiß, dass es wichtig war, wassie mir zeigen wollten. Zwölf Stunden muss ich nun warten. Verzweifelt laufeich durch das Zimmer und schaue ab und zu aus dem Fenster, wo ich zuZuckerschnäuzchen in den Hof schaue. Noch schläft sie.
Es ist zwecklos, denke ich, ich hätte weiter im Traum bleiben müssen, um zusehen, was sie mir zeigen wollten. „Nutzlos", sage ich mir selbst während ichdie Treppen hinunter gehe und die Tür leise öffne. Ganz leise, damit ich meinenDrachen nicht aufwecke.
Eigentlich hat sie ja auch genug geschlafen die letzten hundert Jahre, abergestern war wohl zu anstrengend für sie. Ich lasse ihr den Schlaf und gehe ausdem Tor des Schlosses auf einen Feldweg. Lange verläuft er an einem Wald undein einziger Blick in den Wald lässt seine Größe nur erahnen. Die Bäumeversperren die Sicht hinein. Nichts sieht hinein und nichts sieht hinaus. Ichgehe weiter und vor mir erscheint eine Gabelung des Weges. Der eine führtweiter am Wald entlang, der andere direkt in den Wald hinein. Hier war ich dochschon einmal, denke ich und folge dem Weg in den Wald.
Der Weg scheint unendlich und ich fühle mich, als würde ich schon seit Stundenlaufen. Dann sah ich mich um und merkte, dass ich an der Stelle aus dem Traumwar. „Und jetzt", sage ich zu mir, „muss ich doch nur noch hier durch dasGestrüpp". Kaum habe ich das gesagt, schon schlage ich mir wieder Äste undZweige aus dem Gesicht. Wieder einmal laufe ich Stundenlang. Es wird immer schwerernicht in den Ästen hängen zu bleiben. Und langsam beginne ich müde zu werden.„Bald geschafft.", rede ich mir ein, „Es kann nicht mehr weit sein."
Und damit liege ich nicht ganz falsch. Es wird immer dunkler und vor mirtauchen Lichtpunkte zwischen den Blättern auf. „Und jetzt", sage ich, „jetztwerde ich wohl eher erfahren, was da ist." Und rücke das letzte Gestrüpp ausmeinem Weg. Vor mir erstreckt sich ein riesiger Fels, vor den ein weiterer Felsgeschoben wurde. Durch einen einfachen Spalt gelingt es mir hinter denkleineren Fels zu schauen. Ich sehe eine Höhle und an den Wänden weißleuchtende Zeichen.
Mit ganzer Wucht stemme ich mich gegen den Fels, um mein Blickfeld zuerweitern, doch der Fels rührt sich kein Stück. „Das also wollten mir die Beidenzeigen." hauche ich erschöpft. „Es scheint.", fällt mir aus dem Mund, „alsbräuchte ich Hilfe."

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