Kapitel 9 - Spiel-Satz und...

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„Eine Chance haben wir noch. Wir können versuchen nicht direkt bei ihnen im Saal anzukommen." konnte ich die Zwillinge noch sagen hören. „Egal was es ist, tut es. Schnell, bevor es zu spät ist." flehte ich sie an, bevor ich gar nichts mehr sah. Nur noch leises Geflüster war zu hören und dann erstickten alle Geräusche.
Einige Augenblicke später, als ich meine Augen versuchte zu öffnen, sah ich den Turm der Zeit von außen. Die Zwillinge und der Junge standen geduckt hinter mir und hielten ihre Zeigefinger vor die Münder. Kurz danach erklang aus dem Turm wütendes Geschrei: „Wo sind sie?! Du hast sie doch hergeholt! Also wo sind sie?!" Gefolgt von einer kleinen Pause in der ich hinter mich schaute. Dort sah ich nur noch Saphira, die mich hektisch zu ihr winkte. Scheinbar sollte ich ihr folgen, denn Diamanti war wohl schon mit dem Jungen vorgegangen und ihre Schwester sollte mit mir nachkommen. Ohne etwas zu sagen folgte ich ihr hinter eine Häuserecke. Als ich einen letzten Blick zurückblicken ließ, sah ich wie das Tor kraftvoll und zornig aufgestoßen wurde. Dahinter kamen dutzende und aber dutzende Skelettwachen zum Vorschein, die sich direkt verteilten. „Findet sie! Sie können nicht weit weg sein!", wurde ihnen mit einer Lautstärke nachgerufen, sodass einige Kacheln von den Dächern herab stürzten und am Boden zerschellten. Den Rufen folgte auch mein Drache, Zuckerschnäuzchen, die mit grün flammenden Augen aus der Festung kam und sich schwerfällig in die Luft schwang. Von da oben kreiste sie Ausschau haltend über die Stadt.
Nachdem sich mein Blick gelöst hat, schaute ich die Zwillinge an. Nichts sagend versuchte ich mit meinem Blick danach zu fragen, was nun geschehen wird. Doch auch sie hatten scheinbar keinen Plan und keine Idee mehr, weshalb sie mich nur verzweifelt ansahen. Die Verzweiflung in ihrem Blick verstärkte sich, als das Geklapper der maschierenden Wachen an unsere Ohren drang. „Kommt raus!", rief eine. „Es ist zwecklos zu fliehen!", die andere. Fast lautlos zog ich die Zwillinge und den Jungen an mich, um ihnen etwas zu zuflüstern, damit keine der Wachen etwas mitbekam. „Also", fing ich leise an."Ich habe einen Plan. Versteckt euch. Währenddessen werde ich versuchen sie abzulenken." „Aber", versuchten sie mir zu entgegnen, doch ich war schon längst hinter einer anderen Ecke verschwunden. Die Tür eines fast vollständig zerstörten Hauses hing schwankend an einer ihrer Angeln. Schnell huschte ich hinein und bemerkte erst später, dass zwei Bewohner, die Sekunden, sich kauernd in einer dunklen Ecke versteckten. Sie hielten sich in den Armen und die Tränen fielen wie Regen auf den staubigen, mit Trümmern übersäten Boden. Sie taten mir so leid, doch ich konnte ihnen nicht helfen, ich musste schnell auf eine hohe Stelle kommen. So ging ich weiter und versuchte auf das Dach, oder was davon noch übrig war, zu gelangen. Durch verwinkelte und eingestürzte Gemäuer kam ich irgendwann an. Ohne mich umzusehen pfiff ich. Ich pfiff so laut, wie ich es vorher für nicht möglich gehalten habe und schaute hoch zum Himmel, wo Zuckerschnäuzchen flog. Der Drache drehte sich und schaute direkt zu mir. Ich hatte Angst, oh so große Angst, als sie mit grün flammenden Augen auf mich zu stürzte und mich zu greifen versuchte. Ohne zu zögern wich ich aus, rannte hastig zu einem Trümmerhaufen, kletterte hinauf und sprang dem Drachen auf den Rücken. Sie wehrte und schüttelte sich, während sie sich weiter in die Luft empor schwang. „Zuckerschnäuzchen." Flüsterte ich in ihr Ohr. „Erkennst du mich denn nicht?" Sie hörte nicht auf mich los werden zu wollen und flog wie wild geworden durch die Luft. Kurzzeitig glitt mein Blick hinunter zum Boden, wo dutzende Wachen das Treiben in der Luft wartend beobachteten. Unter einem Baum hinter den Wachen sah ich den Jungen hervorschauen, kurz danach liefen die Zwillinge und er zusammen aus der Stadt. Wenigstens sie waren in Sicherheit, doch ich war es nicht, denn auf einmal hörte ich Motorengeräusche gefolgt von dem Erscheinen eines Flugzeuges am Horizont. Es war die LT73, das Flugzeug, das damals Christoph flog, um den Lord abzulenken, doch irgendetwas stimmte nicht. Sie leuchtete grün. Zuckerschnäuzchen schüttelte sich wie wild und das Flugzeug kam immer näher und näher. Es flog nur knapp an uns vorbei und durch ein Fenster konnte ich Christoph sehen und daneben saß Gabro, die Zeit, in Ketten. Im Augenwinkel sah ich den Lord, der auf einem Flügel des Flugzeuges stand und versuchte mich zu greifen, doch als ich ihn bemerkte zog ich Zuckerschnäuzchen mit einer ruckartigen Bewegung zur Seite. Wir wichen dem Flugzeug und dem Lord aus, doch der Drache war noch unter seiner Kontrolle und durch das Ausweichmanöver flog sie nun direkt gegen den Turm der Zeit, aus dem sich die große Uhr aus ihrer Fassung löste und zu Boden fiel.

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