18. Gegen die Nationalmannschaft

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POV. Joschka

Wir haben beschlossen Sarah abzuholen also stehen wir jetzt vor dem Heim. Ich weiß gar nicht wer die Idee hatte aber eigentlich war es egal wo wir uns vor dem Spiel treffen. „Ihr Vater ist nett oder?" kommt es irgendwann von Marlon und ihm wird zugstimmt. „Ja die Jungs scheinen sie ja auch zu mögen" sagt Maxi. „Und sie die Jungs" ergänzt Vanessa. Kurz schauen sie alle etwas rätselnd an. „Aber sie ist ja bei uns gebelieben" sagt mein Bruder und wir nicken. Kurz ist es ruhig. „Aber sie wäre gerne mit gegangen" kommt es von Markus und wurde von uns komisch angeschaut. Ich hatte es aber auch gemerkt, dass sie gerne mit gegangen wäre, was verständlich ist, immerhin war es ihr Vater. Also es ist ja nicht so dass wir oft über Sarah reden aber wenn sagt Markus nie was, sondern schaut nur genervt. So ist Sarah auch wenn wir mal über Markus reden, was wir auch nicht oft machen, naja es ist generell selten das jemand aus dem Team fehlt.

Sarah kommt in ihrem Trikot raus und gemeinsam gehen wir zum Teufelstopf wobei alle bis auf Raban und ich ins Zelt gehen, die Zelten waren die Umkleidekabinen für die Spieler. Raban und ich setzen uns an die 'Mikrofone', denn wir waren für heute die Kommentatoren. Nach und nach kommen auch schon Fans und Joachim und ein schlecht gelaunter Herr Maximilian. Jetzt geht es gleich los. Also fangen Raban und ich erst mit einer Begrüßung und dann mit unserer Rede an: „Hat die Nationalmannschaft überhaupt eine Chance?" „Ich weiß es nicht, Joschka. Der Ball, der ist rund" „Und das Spiel dauert 90 Minuten" wir haben das schon vorher geübt und das ist echt cool und macht voll spaß. Die Teams sind noch in den Kabinen und laufen jetzt nebeneinander nacheinander auf das Feld.

Die Stimmung explodiert schon förmlich im Teufelstopf.

„Hottentottenalbtraumtag, hast du sowas schon mal erlebt, Joschka?" „Nein, Raban. Das ist einfach einmalig" ich kann nicht mehr aufhören zu grinsen. Das ist ein Hammergefühl und das unser Team jetzt gegenüber von der Nationalmannschaft steht ist echt unglaublich. Man sah auch unseren Spielern an das sie es gar nicht erwarten konnte, dass das Spiel beginnen würde. Einige wippten etwas auf ihren Füßen und Sarah sprang kurz auf und ab.

Das Spiel geht los und alle stellen sich auf ihre Pfosten. Mein Bruder klatscht noch mal bei Sarah ein und geht in die Verteidigung. Sarah würde den Anstoß machen und dann auch zu der Viererkette gehen. Immerhin sind die beiden das perfekte Verteidigungsteam und auch die anderen sind perfekt eingespielt. Der Pfiff ertönt und Sarah schnappt sich gleich den Ball und schießt ihn zu Vanessa. Die gibt ihn an Deniz die Lokomotive ab und der schießt ihn zu Leon und er schießt TORRRRRR! Während wir das kommentieren. Wir waren aufgestanden als wir Tor schrien und hinter uns sprangen auch einige Zuschauer auf und jubelten laut. Wir hatten das erste Tor, es konnte jetzt nur noch besser werden.

Samir steht nun bei Juli. Jetzt zeigt die Nationalmannschaft was sie kann. Wir müssen alles Kommentieren, ein Tor nach dem anderen. Es steht 7:1 für die anderen. Dann verschwindet Leon, aber das restliche Team versucht weiter zu kämpfen. Es ist wirklich ein Krieg und den verlieren wir gerade. Ohne Anführer ist das Team wieder aus dem Gleichgewicht. Markus, Juli und Sarah sind schon voller Dreck, weil sie sich immer wieder auf dem Boden werfen um die Bälle abzuwehren aber sie haben keine Chance. Keiner unserer Spieler hatte eine Chance.

Jetzt sitzen wir auf dem Feld wir haben 25:1 verloren. Der Teufelstopf ist bis auf uns leer, Vanessa und Maxi sind schon gegangen und auch Raban geht. „Das wars dann wohl" sagt Sarah und schaut auf den Boden, sie spielte mit etwas Dreck am Boden. „Die Wilden Kerle gibt es nicht mehr" macht Juli weiter. „Ist doch alles nur Kinder Kramm" sagt jetzt auch Markus und warf einen Stein weg. Dadurch schaut Sarah zu ihm auf, wir alle schauen zu ihm. „Wir müssen Erwachsen werden" kommt es von Marlon und damit gehen er. Wir gehen alle. Sie hatten recht. Sie hatten alle recht.

Das war es.

Das Ende der Wilden Kerle.

Ich gehe mit meinem Bruder nach Hause. Wir legen uns ins Bett. Kein Wort haben wir gewechselt seit dem Spiel. Wir starren an die Decke und warteten drauf das der Schlaf über uns herfällt und das alles nur ein Traum war. Aber das war es nicht.

Es ist vorbei.

Alles wofür wir die letzten Tage gekämpft haben ist vorbei.

Wir haben alles gegeben.

Und jetzt.

Jetzt haben wir alles verloren.

Wir wollten unbedingt den Krieg gewinnen und jetzt gibt es nicht mal mehr einen Kampf.


Heute ist der letzte Sommerferientag und seit dem Spiel hab Juli und ich nur das Mindeste geredet. Von Raban hab ich nichts mehr gehört. Es war einfach alles komisch.

Meine Mutter versucht immer wieder Juli und mich dazu zubringen das wir wieder besser gelaunt werden und auch wieder mehr miteinander zu reden. Bisher hat sie noch keinen Erfolg. Sie versucht uns immer wieder neue Hobbys zu suchen aber wir haben einfach keine Lust. Sie hatte uns Tennis rausgesucht und Hockey aber beides ist einfach nichts für uns. Nichts wird uns je wieder so erfüllen wie Fußball, so ist das eben. Fußball war mehr als unser Hobby, es war unser Leben und das ist jetzt vorbei.

Heute versucht sie wieder etwas, sie will mit uns backen. Das haben wir immer gemacht als Juli und ich noch nicht so eingebunden waren beim Fußball, also vor dem Spiel gegen den Dicken Michi. Danach haben wir ja dauernd Training. Naja hin und wieder haben wir noch im Winter gebacken, naja halt Plätzchen, vor allem zur Weihnachtszeit.

Wir backen also mit unserer Mutter, gezwungenermaßen. Es war ja nett, dass sie es versuchte aber es war einfach nutzlos, alles wird nutzlos sein, für immer.

„Also wir bräuchten noch ein Schuss Öl zum einfetten" sagt meine Mutter und Juli holt schnell welchen. „Nein nicht das, nie Rizinusöl, das benutzt man, wenn man Verstopfung hat oder ähnliches" lacht meine Mutter und ich hol Sonnenblumenöl. Schnell ist der Kuchen im Ofen und wir setzen uns in das Wohnzimmer und schauen etwas Fern. Dazu lecken wir noch etwas die Schüssel aus und tatsächlich ist unserer Stimmung etwas besser geworden aber bei dem ganzen Zucker ist das kein Wunder. „Juli ich glaub wir haben die Schokostücke vergessen" lach ich ihn an und halte ihn die Packung hin. „Ach was" sagt er und nimmt sie mir weg. Schnell sind sie offen und wir naschen die Stücke so.

Die Schule läuft schon seit ein paar Wochen aber mit den Ex Wilden Kerlen haben wir nicht geredet, nicht mal mit Raban. Keiner redete mehr miteinander. Das ist das erste Jahr das wir nicht nebeneinandersitzen, die Schule ist die Hölle. Ich vermisse meinen Besten Freund.

Besonders Mathe ist schlimm. Mathe war noch nie mein bestes Fach aber früher hat mir wenigstens Raban geholfen. Jetzt wo Raban nicht mehr für mich da ist, bin ich vollkommen aufgelöst und das nutzt mein Lehrer vollkommen aus. Oft mach ich mit Juli die Hausaufgaben, damit er mir hilft aber mein Lehrer hat mich einfach auf dem Kicker und das ist echt beschissen.

Meistens redete ich auch mit Juli drüber, aber er hatte auch keine Idee was ich machen kann.

Naja ein neues Hobby haben wir noch nicht wirklich gefunden aber unserer Mutter backt ganz gerne mit uns.

POV. Juli

Gefühlt jeden Tag erzählt mir Joschka, dass sein Mathelehrer ihn vor der Klasse blamiert. Das alles passiert nur weil Raban ihn nicht mehr in Mathe helfen kann, da sie nicht mehr zusammensitzen. Zuhause bei den Hausaufgaben kann ich ihn helfen aber in der Klasse kann ich ihn natürlich nicht helfen, da ich ja ein Jahr über ihn bin.

Ich überleg schon ob ich Joschka nicht irgendwie anderes unterstützen kann, aber mir fällt einfach nichts ein.

„Juli komm bitte runter" schreit meine Mutter. Sie ist gerade mit Joschka einkaufen und ich helfe ihr beim reintragen. „Du hast ja wieder Backsachen eingekauft" bemerk ich als ich das, Mehl, Backpulver und weitere Sachen einräume.

Ich räume noch weiter ein bis mir eine Flasche in die Hände fällt. Rizinusöl. Was hat meine Mutter noch mal darüber gesagt? 'Nein nicht das, nie Rizinusöl, das benutzt man, wenn man Verstopfung hat' oder ähnliches. Heißt das das würde zu Durchfall führen? Ich glaube ich hab eine neue Beschäftigung gefunden. Und wenn ich schon dabei bin kann ich ja kurz mit dem Lehrer von Joschka 'reden'.

Ich bekomme ein teuflisches Grinsen, das wird lustig.

Ich hab zwar schon eine Idee aber eine Möglichkeit zu Backen ohne, dass es meine Mutter etwas bemerkt gab es ein paar Wochenlang nicht. Aber heute ist Samstag und meine Mutter ist bei einer Freundin. Das heißt ich stehe in der Küche und backe. Schnell ist die Flasche mit dem Rizinusöl in dem Teig. Ja die ganze Flasche und die Kekse sind im Ofen.

„Was backst du den schönes?" frägt Joschka als ich die Kekse in eine Dose packe. „Was Leckeres für deinen Mathelehrer" sag ich und halt sie ihn hin. Joschka beäugt die Dose misstrauisch, grinst mich kurz an und packt die Dose ein.

Schnell probiere ich die Küche noch fertig aufzuräumen, bevor meine Mutter kommt. Aber leider ist das zu spät. „Juli hast du etwa etwas gebacken?" frägt meine Mutter erstaunt als sie in die Küche kommt. „So kann man das nicht sagen" mein ich und verschwinde in mein Zimmer. Das wird ärger geben, wenn sie das rausfindet.

Die Wilden Kerle und Sarah '2'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt