"Auf den dicken Michi"

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Am nächsten Morgen war ich vor lauter Vorfreude schon um fünf Uhr morgens aus dem Bett gerollt, hatte mich angezogen und dann schließlich einen ziemlich wütenden Maxi geweckt.
Und nun waren wir auf unserem Weg zu der Wiese am Fluss.

"Ari, weck mich nochmal so früh und du wirst den nächsten Tag nicht mehr erleben!"

"Ich hab dich doch auch lieb Bruderherz!"

"Wer hat wen lieb?", kam eine Stimme von hinter uns und ich konnte nicht anders als meine Augen zu verdrehen.

"Blondi, ein Wunder, dass du schon radeln kannst, so früh wie es ist!"

"Schlumpfi, ein Wunder, dass du tatsächlich gekommen bist!"

Markus fuhr mit seinem Rad neben mich, während Maxi sich mit Jojo unterhielt.

"Was solln des jetzt heißen?", fragte ich Blondi empört.

"Naja, nach unsere Wette gestern dachte ich du steigst aus!"

"Nein warum sollte ich, ich bezweifle, dass du jemals einen meiner Bälle halten wirst!"

"Ah ja, diese Theorie würd ich gerne testen!"

"Das ist das erste und einzige Mal, dass ich dir zu stimme!"

"Ey ihr Streithähne, wir sind da!", unterbrach Jojo uns, während ich mich verdattert um sah, wir waren wirklich schon auf der Wiese und der Rest der Jungs sah uns amüsiert an.

Als ich sah, dass Leon und Marlon Socke, ihren Hund, dabei hatten lief ich sofort zu ihm und knuddelte ihn durch.

Ich wusste, dass die beiden eher weniger begeistert von ihm waren, aber ich mochte Socke schon immer und war mehr als glücklich, dass sie ihn mitgebracht hatten.

Wohl eher gezwungenermaßen als freiwillig, aber was solls.

"Ihr seid spät dran Jungs!", begrüßte uns nun Willi,
"Ihr habt genau noch drei Tage! Wie wollt ihr das eigentlich schaffen?"

"Als Team!", antwortete Leon und ich lächelte stolz, während die anderen zustimmend nickten.

Wir rannten erneut um die Wette, wie auch schon beim ersten Training und anscheinend fand Willi es besonders lustig mich und Blondi gegeneinander laufen zu lassen.

Zu meiner Enttäuschung endeten unsere Rennen immer gleich und zwar unentschieden.

Dies gefiel Blondi auch überhaupt nicht.

Um noch ein bisschen mehr drauf zu setzten reichte Willi uns nun Augenbinden und ließ uns so gegeneinander rennen.

Leon gegen Vanessa.

Die beiden stolperte über die Ziellinie und gingen zu Boden.

Was meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war der lange, intensive Blick den die beiden hatten.

Vielleicht lag ich falsch mit Fabi.

Marlon gegen Maxi.

Marlon gewann, woraufhin Maxi schwörte, dass er nur verloren hatte, da er einen Stein im Schuh hatte.

Und ich gegen Markus.

Das war spannend.

Am Anfang lief alles noch ganz gut und ich denke ich führte sogar.

Dann, auf einmal blieb mein Bein an einer Wurzel, welche aus dem Boden ragte hängen und ich stoppte kurz bevor ich geradewegs umfiel und nur darauf wartete, dass ich den Boden küsste.

Doch dieser Moment kam nie.

Ich landete auf etwas weichen und spürte zwei Hände an meinem Rücken.

Blitzschnell riss ich mir meine Augenbinden ab.

Als ich sah was - oder viel mehr wer das Weiche unter mir war, schrak ich hoch und probierte aufzustehen, doch die Hände an meinem Rücken hielten mich davon ab.

Langsam hörte ich wie die Jungs anfingen zu lachen.

Ich meine zu recht.

Markus lag unter mir, ich komplett auf ihm drauf, seine Hände an meinem Rücken - warum auch immer.

Und unsere Gesichter gefährlich nahe.

Langsam schien auch Markus zu bemerken in welcher Situation wir uns befanden und zog schnell seine Hände von meinem Rücken, was mich dazu brachte endlich aufzuspringen und mit hoch rotem Gesicht die anderen anzusehen.

Diese lagen lachend auf dem Boden und auch als ich zu Markus blickte konnte er sich ein Lachen kaum verkneifen.

Schlussendlich lachte ich auch los.

Nach ein paar mehr Wettrennen setzten wir uns in einem Kreis auf den Boden und Willi spendierte uns allen ein Getränk.

"Habt ihr euch schonmal vorgestellt wies dem dicken Michi so geht?", fragte Fabi nun in die Runde,

"Mutterseelend allein im Teufelstopf. Stellt euch das mal vor: 12 Uhr mittags, High noon, die Sonne brennt vom Himmel unbarmherzig und heiß, der dicke Michi und seine Unbesiegbaren Sieger schleppen sich zum rettenden Kiosk, doch der ist zu, denn Willi ist hier. Bei uns", die Kerle fingen an zu lachen,

"Sie Trommeln und schlagen gegen die Wände. Sie recken ihre Arme zum Himmel empor und winseln nach Wasser! Ja stellt euch das mal vor! Heiliger Mukkefuck!"

"Also dann auf den dicken Michi!", sagte Leon und hob seine Flasche.

"Falls er noch lebt", fügte Fabi lachend hinzu.

Nach der Pause kickten wir uns im Kreis den Ball hin und her, doch Socke kam andauernd dazwischen und murkste uns den Ball ab.

Leon reichte es schließlich, "Willi, hol Socke hier raus!"

"Warum? Ich wette, dass ihr keine zehn Pässe gegen den Hund schafft!", forderte nun Willi, "ihr müsst den Ball laufen lassen, spielen!", er warf den Ball zu Fabi, "So! Und zwar direkt! Los!"

Fabi schoss ihn erneut zu Willi und dieser zu Juli.

Nach ein paar Pässen begannen wir mitzuzählen.

Markus zu Vanessa.

Sechs!

Vanessa zu Jojo.

Acht!

Jojo zu Fabi.

Neun!

Fabi zu Leon.

Zehn!

Und Leon schließlich zu mir.

"Zehn, wir hams geschafft!"

Die Kerle brachen in laute Jubelschreie aus.

"Na bitte!", freute sich auch Willi.

"Verflixt und zugenäht, Willi! Du bist der beste Trainer der Welt!", lobte Leon.

"Und für mich, seid ihr die beste Fußballmannschaft die ich kenne!"

Wir lächelte ihn alle überglücklich an.

"Na los, ab nach Hause mit euch, auch richtige Profis brauchen mal ne Pause!"

"Genau wir treffen uns auf Camelot! Marlon hat ne Überraschung für uns!", fügte Leon hinzu.

Wir verabschiedeten uns von Willi und machten uns auf den Weg nach Camelot.

Nur das Marlons Überraschung nicht die einzige war, die uns erwarten würde.

Aber das, das konnten wir natürlich noch nicht ahnen.

Der Blitz des UnbezwingbarenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt