Der Liebesbrief

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Bei Camelot angekommen rannte Raban vor uns her über die Brücke mit seinem Stapel mysteriöser Bücher in der Hand, wobei Joschka ihm hektisch folgte. Joschka absolvierte das Ganze weniger elegant als Raban, denn ihm fielen ein paar der Bücher ins Wasser. Ganz zu Rabans Vergnügen natürlich.

Maxi und ich traten ein wenig später als die anderen zwei ins Baumhaus, wodurch unsere Platzauswahl relativ eingeschränkt war, vor allem auch dadurch, dass der Rest überraschenderweise schon anwesend war.

"Arii!!", Juli kam breit lächelnd auf mich zu und schloss mich in eine feste Umarmung, "Alles ok?", flüsterte er mir ins Ohr und ich nickte knapp.

Juli löste sich aus der Umarmung und zog mich an der Hand neben sich auf seinen Platz. Das war ja ganz lieb von ihm nur auf der anderen Seite neben Juli saß Markus, dies könnte potentiell unangenehm werden. Aber dennoch habe ich ihm bis jetzt noch keinen Blick gewidmet.

Maxi hatte es sich neben Marlon gemütlich gemacht.

"Was isn das?", meldete sich nun einer von den Jungs und starrte die Bücher, welche von Raban und Joschka über den Boden verteilt wurden skeptisch an.

"Bücher! Ratgeberbücher! Die hab ich von meiner Mutter stibitzt!", erklärte Raban enthusiastisch, "Hier!" Er drückte jedem von uns eines der Bücher in die Hand.

"Liebe die Liebe... Wage das Wagnis... Lieb nicht allein!", las Raban die verschiedenen Buchtitel vor und allein beim Hören dieser Titel konnte ich mir vorstellen was für ein Schmarn da drin stehen musste.

"Aha und die hat deine Mutter alle gelesen?", fragte Leon ihn trocken.

"Na klar!", antwortete Raban ihm.

"Und warum lebtse dann noch allein!", dieser taktlose Kommentar kam natürlich mal wieder von meinem Bruder aber auch ich konnte mir ein Lachen nicht verdrücken.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Markus sein Buch auf den Boden gleiten ließ.

"Hier, hört euch das an: Die drei goldenen Regeln für einen perfekten Kuss!", Deniz hielt sein Buch in die Höhe und wir lachten nur noch mehr.

"Igitt, kotz und bäh!", kam es von unserem jüngsten.

"Heyy! Stop, wir sind nicht zum Spaß hier!", Leon war aufgestanden und sah uns alle streng an, "Ich muss einen Brief schreiben, ich mein - einen Brief! Einen... Ach kacke verdammte!", er ließ sich zurück auf den Boden fallen und erst jetzt wurde mir bewusst wie ernst er das nahm und wie schwer es für ihn war.

"Ich hab keinen blassen Schimmer wie das überhaupt geht!?"

Es war unglaublich aber keiner der Kerle traute sich etwas zu sagen. Es war ein sehr seltener Moment in dem es totenstill war in Camelot.

"Jungs?!", mahnte ich sie genervt.

"Also los, wer traut sich zuerst?", fügte Deniz hinzu und sah die anderen an, die erfolgreich seinen Blick vermieden.

"Markus, du bist der coolste von uns!", wandte sich Deniz nun an ihn. Das ich nicht lache, der coolste! Mhm! Wohl eher der taktloseste, planloseste Kerl von uns allen.

"Ich glaub mir wird schlecht!", bekam Deniz als Antwort.

"Komm, jetzt mach schon!", forderte er weiter.

"Mhh, mein netter Freund Vanessa?!", schlug er zögernd vor und ich prustete los, gefolgt vom Lachen der anderen Jungs.

Markus sah mich direkt an. Ich schluckte schwer.

"Warum muss ich eigentlich anfangen, wir haben hier doch ein Mädchen in unserer edlen Runde!", Markus deutete mit einem Nicken auf mich.

"Und wie ich höre läuft es bei dir ja super!", schoss er mir entgegen. In diesem Moment fühlte es sich an, als würde die Zeit stehen bleiben, mein Herz begann zu rasen und ich war mir hundertprozentig sicher, dass mein Gesichtsausdruck mich verriet. Verletzt sah ich rüber zu Leon, der einen schuldigen Gesichtsausdruck trug. Wenigstens war er seiner Schuld bewusst!
Ich wandte meinen Blick zurück zu den anderen, die mich alle neugierig anstarrten und zu Markus, dessen Blick unergründlich war, dennoch meinte ich etwas Schmerz erkennen zu können.

Der Blitz des UnbezwingbarenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt