KAPITEL 13

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Die Mutter, die fast jeden Tag einen Streit mit meinem Vater hatte und ich es nicht ausstehen konnte. Ich erinnerte mich ungern an diese Zeit. Nur Schreie, negative Stimmung, Zusammenbrüche. Ich weinte jeden Tag bevor ich schlafen ging und vermisste die Liebe meiner Mutter. Sie hatte mir kein einziges Mal -kein einziges Mal- diesen liebevollen Mutter-Blick geschenkt.

Meine leibliche Mutter.

"Sie sind leider gestorben, kleine", so oft hatte ich diesen Satz von den Polizisten gehört, ich wollte es nicht glauben. "Sie kommen nicht zurück." Aber jetzt stand sie hier, vor mir. Ich erinnerte mich an diese hohlen blauen Augen. Jetzt waren sie nur voller Schatten und Schmerz.

Meine leibliche Mutter. Das kann nicht sein, mir wurde gesagt, dass sie tot sei. Jahrelang glaubte ich das. Nun logen mich auch noch meine Adoptiveltern an?

War mein Vater denn noch am leben?

Mir war so vieles unklar, ich hatte so viele Fragen. Das war viel zu viel für mich. Mir wurde übel, mein Herz überlief ein schmerzhafter Strich. Ich wusste nicht, was ich sagen und sogar denken sollte. Ich zitterte, schaute die Person an, von der ich glaubte sie sei tot. Autounfall. Wenn das alles real war, und sie lebte, wieso hatte sie mich dann zurückgelassen? Dieser Schmerz, die Verwirrung, entwickelte sich zu Wut. "Was-", stotterte ich. Alle sahen mir die Verwirrung deutlich an. Mom wollte mich am Arm packen, mich beruhigen. Aber ich wich zurück, schaute sie grimmig an. Ich war so verwundert von der plötzlichen Situation und ich war wütend, dass sie mir nichts gesagt hatten. Mom zog ihren ausgestreckten Arm vorsichtig wieder zurück und schaute zu Boden. Ich blickte Dad hilflos an, der mich immer noch ernst anstarrte, verärgert von dieser Frau -meiner leiblichen Mutter- im Rollstuhl. Er ergriff den Rollstuhl und schob sie ins Haus. "Besprechen wir das drinnen", grummelte er. Ich musste Platz machen, damit sie durch konnten und sah dabei, dass die Frau ihr linkes Bein verloren hatte. Sie bemerkte meinen Blick und schaute mir direkt in die Augen. Ihr Gesicht war voller Narben, die mich erschaudern ließen. Mir lief es kalt den Rücken runter und ich konnte mich schwer auf den Beinen halten, hatte den Zwang mich hinsetzen zu müssen. Trotzdem folgte ich Dad und ihr mit einem sicheren Abstand. Mom schloss die Tür und kam auch nach. Wir gingen ins Wohnzimmer. Dad stellte den Rollstuhl 5 Schritte vor der Couch ab und setzte sich fallend auf die Couch. Die Beine auseinander und die Unterarme drauf, sein Blick immer noch hart und nachdenklich. So sehr ich mich auch hinsetzen möchte; für diese kommende Diskussion musste ich stehen. Ich hörte, wie Mia die Treppe runterkam. Sie ging zu Mom, welche ihren Arm um Mias Schulter legte, während sie links von mir standen. Mia warf mir einen fragenden Blick zu, welchen ich komplett ignorierte. Ich hatte nur Augen für meine leibliche Mutter, die uns alle erforschte. Klar, ich hatte jetzt eine neue, richtige Familie. Sie wurde ersetzt. Ich wollte gar nicht wissen, wie sie meine Familie verabscheute. "Was soll das?", fing ich wütend an und warf allen Anwesenden einen scharfen Blick zu. "Ich weiß, dass das für dich-" Ich achtete nicht auf Mom, sondern sprach weiter. "Zehn Jahre hielt ich sie für tot. Zehn Jahre!" Meine leibliche Mutter im Rollstuhl zuckte zusammen von meiner plötzlichen Wut und versuchte zu erklären. "Olivia, ich war-" Ich streckte die Arme auseinander. "Und jetzt wollt ihr mir sagen, dass sie aus heiterem Himmel lebend von meiner Haustür auftaucht?" Mia beobachtete alle schockiert. "Was...", flüsterte sie. Aber Mom rieb sie bloß an der Schulter. Beruhigend, sanft. Meine leibliche Mutter wollte wieder reden. Aber das heiße Blut in meinen Ohren rauschte wie verrückt und ich hörte nichts anderes mehr als meinen Herzschlag. "Wieso habt ihr mich angelogen?!"

"Ruhe!", rief Dad so laut und wütend, dass ich meinen Mund hielt. Obwohl ich noch so vieles sagen wollte. Ich warf ihm einen Blick zu, den er völlig ignorierte. "Lass sie erstmal erklären.", sagte er und deutete mit dem Kinn auf die verlorene Frau im Rollstuhl. Ich atmete zitternd ein und bereitete mich vor, auf das was jetzt kommt. Es war so schwer ruhig zu bleiben. Ich ballte die Hand zu einer Faust und kämpfte mit den Tränen, die kurz davor waren zu kommen.

Broken Heart Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt