Ich musste an Lucy denken, während ich mich im Spiegel betrachtete. Wie sie mich geschminkt hatte, als es mir gar nicht gut ging. Sie hatte mir eine Maske erstellt. Eine Maske, mit der niemand sehen konnte in welchem schlimmen Zustand ich war. Ich wünschte, ich hätte diese Maske öfter an, dann wäre ich undurchschaubar, wie Lucy. Ich sah keinen Vorteil darin, anderen zu zeigen, wie es mir ging. Das machte alles nur noch schlimmer.
Durch meinen Spiegel, der genau in die Lücke zwischen meinem Schreibtisch und meinem Schrank passte und so groß und breit war wie ich, konnte ich sehen, wie jemand langsam die Tür öffnete. Ich rechnete mit Mom, doch Mias halbes Gesicht kam zum Vorschein. Ich drehte mich zu ihr um.
"Hey", sagte sie.
"Hey, was gibt's?"
Sie kam ganz rein und starrte meine nassen Haare an. "Hat dich der Regen erwischt?" Ich lächelte. "Zum Teil schon. Aber sie waren auch schon davor nass." Ihr Blick wurde fragend. Ich machte eine wegwerfende Geste, als könnte ich so das Thema einfach beenden, und setzte mich seufzend auf mein Bett. Eigentlich gab Mia nie so leicht auf, doch heute konnte sie die Sache einfach so zur Seite schieben. Sie war schon immer neugierig und ungeduldig, wie ein kleines Kind. Doch erst jetzt bemerkte ich, wie sehr sie sich verändert hatte. Sie ist ruhiger und ernster geworden in letzter Zeit. Was sie wohl so verändert hat?
Sie setzte sich neben mich.
"Wie war es heute, bei deinem Freund?"
Ich stöhnte genervt.
"Bitte sag mir nicht, dass du bloß gekommen bist, um das zu wissen."
Ich wollte keine zweite Chloe haben, die mich alles detailweise befragt. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wie ich ihr von George erklären sollte.
Sie zuckte nur die Achseln. "Ich bin neugierig.", sagte sie, "Es kommt selten vor, dass du dich mit einem Jungen verabredest. Ich dachte, vielleicht läuft endlich etwas interessantes in deinem Leben."
Ich schleuderte ein Kissen auf sie. Sie lachte, sammelte sich wieder und wartete auf eine Antwort.
"Seit wann interessierst du dich denn für mein Leben?"
"Schon immer."
Ich seufzte. Sie wollte es tatsächlich wissen. Ich wollte jedoch nicht darüber sprechen und vor allem nicht mit Mia. Außerdem war ich richtig müde.
"Wie war's?", wiederholte sie. "Ganz gut, schätze ich." Das reicht ihr nicht. "Seine Familie ist super nett. Wir haben gegessen und gebacken." Dass er mir Gitarre spielen beibringen wollte, erwähnte ich lieber nicht. Ich hoffte, sie gibt sich damit zufrieden.
"Seid ihr zusammen?"
"Was? Nein!", schrie ich fast. Sie hob die Augenbrauen. Ich habe zu hektisch reagiert. Ich beruhigte mich, legte eine Hand auf meine Stirn, als hätte ich Kopfschmerzen. "Nein... du verstehst das falsch Mia. Wir sind auf keinen Fall zusammen, nur Freunde."
"Oh, sorry, verstehe"
Ich muss das Thema wechseln. "Wie läuft das Schulprojekt mit... wie hieß er nochmal? Tom?" Sie errötete. "Thomas", korrigierte sie mich. "Ach ja, Thomas" Ich musste kichern, als ich wieder daran dachte, dass sie sich als Elfen verkleiden musste.
Mia versuchte sich ruhig zu verhalten.
"Wir haben es zu ende gemacht. Montag werden wir es präsentieren."
"Interessant", murmelte ich.
Kurze Stille. Ich fixierte Mias Ohrringe. Weiße Perle, die sie schon lange nicht mehr angezogen hatte. Das letzte mal vielleicht vor 3 Jahren.
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Broken Heart Teil 1
Romance(...) "Ist schon okay", flüsterte er beruhigend (...) Ich schloss die Augen und die Tränen liefen über meine Wange. Genau sowas hatte ich gebraucht. Ich brauchte IHN. Nur bei ihm wusste ich, wie es war lebendig zu sein und Gefühle zu spüren, die ich...