KAPITEL 7

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Ich wurde von lauten Weihnachtsliedern aufgeweckt. So war es jedes Jahr. Dad machte in der früh Weihnachtslieder an, um uns alle aufzuwecken. Und die Familie kam müde runter. Doch für Chloe ist es allerdings neu. Ich beobachtete, wie sie genervt in ihr Kissen seufzte.

"Frohe Weihnachten.", brachte ich mich kichernd zu Wort. "Fängt ja super an!", murmelte sie in ihr Kissen. Die Musik wurde noch lauter. Chloe hielt mit den Händen ihre Ohren zu. "Komm schon." Ich stand auf und starrte sie an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf dem Boden, auf einer Matratze gemütlich ist. Aber für Chloe ist jeder Ort das Beste zum schlafen. Ob gemütlich oder nicht. Ich griff an ihrem Arm und zog sie mit aller Kraft hoch. Sie wiegt ein paar Kilogramm mehr, als ich, aber in diesem Moment fühlte sie sich extrem leicht an. "Nein!" Chloe hasste es früh aufzustehen und, dann auch noch so geweckt zu werden. Bei ihr Zuhause schlief sie ungefähr bis 14 Uhr, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte.

"Ich hatte so einen schönen Traum!", hörte ich von Mia im Flur. Nun zog ich Chloe noch fester am Arm und sie stand letzten Endes auf. "Na endlich! Kommst du?" Ich musste beinahe schreien, damit sie mich hören konnte. "Mit Pyjama?", schrie sie zurück. Ich nickte. "Man, das nächste mal kommst du an Weihnachten zu mir!" "Mal sehen.", antwortete ich lachend.

Wir gingen runter ins Wohnzimmer.

"Frohe Weihnachten, Mädels!", begrüßte uns Dad. Ich schenkte ihm lächelnd eine Umarmung. Er erwiderte sie erfreut. "Frohe Weihnachten, Dad", flüsterte ich so leise in sein Ohr, sodass nur er es hören konnte. "Steve, kannst du die Musik etwas leiser machen?", fragte Chloe gähnend. Dad warf ihr einen fragenden und doch auch strengen Blick zu. "Aber wieso, denn? Es ist doch Weihnachten!" Als sein Lieblingslied anfing, sang er dies mit. Chloe wollte es nicht hören, also ging sie zur Couch, nahm eine Decke und setzte sich gekuschelt hin. Mia tat das selbe. Ich hingegen beobachtete einfach den geschmückten Tannenbaum voller Geschenke. Unter anderem auch meine.

Ich glaubte nie an den Weihnachtsmann. Meine leibliche Mutter gab sich nicht die Mühe es geheim zu halten. Aber für mich war das kein großes Problem. Im Kinderheim haben wir sowieso kein Weihnachten gefeiert. Kurzen Moment später gab ich auch nach und ließ mich auf die Couch fallen. Dad marschierte fröhlich und singend in die Küche, während Mom hingegen aus der Küche erschien. Sie brachte auf einem großen Tablett das Frühstück für alle mit. Auf dem Weg gab Dad, Mom einen dicken Kuss auf die Wange. Moms breites lächeln war ansteckend. Ihre Augen blitzten auf. Mia, ich und sogar Chloe wechselten lächelnd die Blicke. Mom übergab nun uns allen das Frühstück; Plätzchen mit warmen Kakao. Einer der besten Sachen an Weihnachten, denn jedes Jahr durften ich und Mia das Frühstück aussuchen. Mir war das aber eigentlich immer egal. Meistens stimmte ich einfach Mia zu. Ich hörte wie Chloe gähnend "Danke" sagte und anfing zu essen. Ich hatte wirklich großen Hunger, also aß ich ebenfalls schnell mein Frühstück auf dem Schoß auf, während ich mit den Gedanken ganz woanders war. Ich wusste nicht, worüber ich genau nachdachte. Es fühlte sich einfach nur an, als wäre ich in meinem eigenen Gedanken festsitzen.

Dann kam auch schon Dad wieder aus der Küche. "Können wir jetzt die Geschenke auspacken, Dad?", fragte Mia neugierig. "Aber klar! Wer will zuerst anfangen?" Bevor alle noch etwas sagen konnten, sprach Dad weiter. "Keiner? Dann kann ich ja anfangen!" Mom stoß ihn mit dem Ellenbogen an. "Steve!", zischte sie lachend. "Nein Dad, du warst nicht brav dieses Jahr.", rief Mia ebenfalls kichernd. "Du warst gerade auch nicht besser.", rief ich zurück. Mia schüttelte lachend ihren Kopf. "Das sagt die richtige.", mischte sich Dad ein. Und so gelangen wir in einen Streit. Jeder lachte oder war verärgert.

"Stopp!", meldete sich Chloe zu Wort. Die Aufmerksamkeit gehörte nun ganz ihr. Wir verstummten alle. Chloe stand langsam auf und betrachtete alle genau. "Wir alle wissen, dass ihr alle nicht brav wart. Also" -sie suchte nach den richtigen Worten- "Lasst die perfekte und liebevolle Chloe anfangen!" Alle wechselten schweigend die Blicke. "Na schön, kleine, dann fang mal an.", sagte Dad schließlich seufzend. Chloe lächelte breit und richtete sich nun zu den Geschenken. Nebenbei stellte Dad die Weihnachtsmusik etwas leiser. "Aha, das haben wir es!", rief Chloe und hielt das Geschenk hoch, den ich für sie gemacht hatte. Ich lächelte. Chloe lächelte zurück. Nun sah ich zu, wie sie ihr Geschenk öffnete. Das Geschenkpapier landete auf den Teppich. Chloe betrachtete schließlich das glatte, schwarze Leder. Dann erkannte sie, dass es ein Gürtel war. Mia und Mom schauten gespannt mit. "Wie hübsch.", erwähnte Mom, während sie den Gürtel über Chloes Schulter hinweg erforschte. Sie hat ihre Hände überkreuzt.

Broken Heart Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt