KAPITEL 4

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Mia weckte mich noch vor 21 Uhr auf. Ich zog genervt mein Pyjama an und putze meine Zähne. Mit jeder einzelnen Faser meines Körpers spürte ich noch die Schmerzen vom Training, und so seltsam es auch war, ich liebte das Gefühl nach dem Training so erschöpft zu sein. Dann hieß es für mich, dass das Training gut war und ich konnte mich zufrieden auf mein Bett legen, wobei ich spürte, wie meine stechenden Waden sich langsam entspannten. Mit dieser Zufriedenheit legte ich mich auf mein Bett und zog die Decke hoch. Morgen. Ich dachte an Morgen. Morgen, nach meiner Arbeit würde ich all mein Geld zusammen legen und in die Stadt gehen, um die Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Ich grinste. Die Vorfreude darauf war unbeschreiblich. Geschenke, Weihnachten, Einkaufen. Ich liebte es. Und dieses mal, konnte ich alles mit meinem wohlverdienten Taschengeld kaufen. Ich hatte gearbeitet, um meine Familie glücklich zu machen. Sugarland war anstrengend und mein Chef ging mir so derrtig auf die Nerven. Aber das war es definitiv wert. Aus diesem Grund hatte ich ein positives Gefühl in meinem Bauch, und ich hoffte, dass es nicht weggehen würde. Deshalb schloss ich sofort meine müden Augen und schon bald glitt ich in einen süßen Schlaf.

Seufzend schaltete ich meinen lauten Wecker aus. Wie ich dieses Geräusch hasste. Das erste was ich wahrnahm war das Fenster neben meinem Bett. Die Tropfen, die in geschlängelten Linien runterflossen. Dann hörte ich es. Regen. Es goss wie verrückt und wirklich stark. Ein typisches Wetter in England. Trotzdem lächelte ich, als hätte ich noch nie in meinem Leben Regen gesehen. Regen beruhigte mich. Ich liebte es im Regen zu spielen, den Tropfen am Fenster zu folgen, die nassen Pfützen zu sehen, verteilt in der ganzen Stadt und glänzend in einem silbrigem Weiß. Und es war mir scheißegal, dass ich heute was wichtiges in der Stadt vorhatte.

Ich bereitete mich vor und nahm mein Geld mit. Dann ging ich los, zur Arbeit.

Zu meiner Überraschung verging die Arbeit schnell und unkompliziert. Die Kunden waren alle teilweise freundlich gewesen und mein Chef hatte keine miese Laune. Ich musste nicht viel putzen wie sonst und das Aufräumen verging wie im Flug, weil Lucy mir geholfen hatte. Immer noch in Schock darüber, dass mein Tag heute wirklich gut anfing, schaute ich prüfend noch mal nach, ob mein Geld noch da war. Ja. Ich schaute noch mal nach. Okay, der Tag war wirklich ein Erfolg und ich bildete es mir nicht ein. Ich hatte schon über 250 Pfund verdient. Nicht viel, aber genug um die Geschenke für meine Familie zu kaufen. Als ich raus ging, regnete es immer noch leicht. Aber das störte mich nicht. Der Duft. Ich atmete ihn ein und es war wie Balsam für meine Seele. Wie konnte Regen bloß so eine Ruhe in mir auslösen? Wie konnte allein der Anblick mich zufriedenstellen? Früher, im Kinderheim, durften wir nicht raus, wenn es regnete. Ich fragte mich so oft, warum das so war. Hatte man nicht am meisten Spaß als Kind im Regen? Ich hatte immer aus dem kleinen Fenster in meinem Zimmer raus geschaut und beobachtete wie hypnotisiert die Tropfen, die herabfielen. Es hatte für mich immer wie ein Tanz der Natur gewirkt. Oder weinten die Wolken wirklich, wie es die anderen Kinder sagten? Ich wusste es nicht und bekam damals von niemandem eine Anwort. Ich musste mein Wissen immer selbst erlangen.

Im Kopf ordnete ich die Wünsche meiner Familie und Chloe zusammen. Für Mia: Ballettschuhe. Für Mom: Weihnachtsohrringe. Für Dad hatte ich keine Ahnung. Aber er mochte gebrannte Mandeln. Für Chloe... schwierig. Bei ihr wusste man nie genau was sie wollte, weil es so vieles gab was sie wollte. Doch ich kannte sie sehr gut und würde sicherlich etwas schönes finden.

Zuerst hatte ich gebrannte Mandeln für meinen Vater besorgt. Dann die Ballettschuhe für Mia. Sie waren wirklich teuer. Aber ich hatte noch genug Geld. Zudem fand ich auch einen hübschen Gürtel für Chloe. Ich war mir sicher, dass es ihr gefallen würde. Anschließend wollte ich eine kleine Pause im Café einlegen. Einen warmen Kakao trinken. Das würde sicher gut tun. Auf dem Weg dahin, beobachtete ich eine kleine tolle Familie, die vor mir ging. Wir waren auf einer schmalen Fußgängerzone und überall waren kleine Pfützen entstanden, weil der Boden so uneben war. Ein kleiner, süßer Junge der neulich angefangen hatte zu laufen, hielt die Hände seiner Eltern fest und sprang ab und zu in eines der Pfützen. Die Eltern schauten sich ab und zu verliebt an. Es war so ein Klischee. Ein Moment der nur in Filmen existierte. Aber ich sah sie. Und sie waren real. Sie waren eine kleine, glückliche und perfekte Familie. Ich musste lächeln, wobei ich gleichzeitig auch heulen könnte. Es war so herzerwärmend, wie zum Beispiel die süßen kleinen Hände des Jungen, die die Hände der Eltern so fest umklammert hielten, damit sie nicht loslassen konnten. Damit sie sich nicht trennten. Aber genau das war auch herzzerreißend. Um nicht unerwartet in der Öffentlichkeit zu heulen, riss ich mich zusammen und presste die Lippen aufeinander. Ich hoffe, der süße Junge würde nicht so schnell seine Eltern verlieren, wie ich sie verloren hatte. Dass er genug von ihnen haben würde. Die kleine Familie bog irgendwann ab, und ich führte meinen Weg alleine fort.

Broken Heart Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt