Ich verließ mein Bett kaum noch. Ich schloss jeglichen Kontakt mit Menschen aus. Nachrichten wurden selten beantwortet und Anrufe ignoriert. Selbst die von George.
George.
Oh Gott. Ich vermisste ihn so sehr. Ich vermisste mich. Mein altes Ich. Denn ich hatte nicht bloß mein Herz gebrochen, sondern auch meine Seele. Einfach alles an mir. Ich war so deprimiert und faul. Ich war in ein tiefes Loch gefallen und ein Ausweg war kaum denkbar. Inzwischen war mein Zimmer ein Gefängnis, dass ich mir selbst ausgesucht hatte. Ich hatte schreckliche Alpträume und schlaflose Nächte. Und das schlimmste? Das Stechen und Ziehen in meiner Brust war wieder da. Durchgehend. Und es hörte nicht auf, sondern wurde nur noch schmerzhafter.
Manchmal vergaß ich, wer ich war. Natürlich nicht wirklich, aber ich vergaß das Gefühl, wie es war, ich selbst zu sein. Und das ließ mich so verloren fühlen, dass mein tiefes Loch noch tiefer wurde, falls das überhaupt noch möglich war.
Ich dachte vor drei Wochen noch, ich könnte mich selbst finden. Ich könnte stärker sein durch diese Erfahrung. Aber da hatte ich mich so geirrt, dass ich fast laut aufgelacht hätte.
In wenigen Wochen wäre ich ganz wahrscheinlich fort. Es spielte alles keine Rolle. Meine Gedanken. Meine Taten. Meine Träume und Wünsche. Nichts. Nichts hatte einen Sinn. Außer ich bekam eine Herztransplantation. Aber ich würde niemals eine bekommen. Es gab tausende Menschenleben, die auch noch gerettet werden mussten. Ich war wie jemand aus der letzten Reihe eines Konzerts, der bemerkt werden wollte. Es war sinnlos, sich nach vorne zu kämpfen.
Es klopfte an meiner Tür und ich runzelte die Stirn. Die Person konnte keineswegs aus meiner Familie sein, denn sie kamen immer ohne zu Klopfen rein. Jeder wollte mich aus diesem Loch holen und ich schwor, ich wollte das so gern, nur um meine Familie glücklich zu machen. Nur um ein echtes Lächeln in Moms Gesicht zu zaubern. Nur damit Freddie nicht mehr weinte. Aber ich konnte es nicht. Ich wollte nur... Nun, ich wusste nicht, was ich wollte. Wäre es nicht der einfachste Weg, das mit der Herztransplantation zu lassen und einfach... aufzugeben? Wäre es nicht einfacher für alle, mich loszulassen, anstatt sich jeden Tag vor Sorge den Kopf zu zerbrechen? Vielleicht. Aber sie alle schöpften noch Hoffnung. Ich wünschte, ich könnte es auch.
Chloe und George hatten mich seit zwei Wochen nicht mehr besucht. Sie hatten gelegentlich nur ab und zu vorbeigeschaut, da meine Anzahl an Kontakt mit Menschen eingeschränkt wurde, damit ich keine unnötigen Krankheiten bekam, die diese Situation nur verschlimmern könnte.
Aber heute... heute kamen sie mich besuchen. Die Tür ging auf, obwohl ich nicht geantwortet hatte und ich sah zuerst George und mir fiel sofort auf, dass seine Haare ein Stück gewachsen waren. Ich stellte enttäuscht fest, dass er schon bald zum Frisör gehen würde. Chloe tauchte direkt hinter ihm auf, mit Adam im Schlepptau.
Nun... Alle standen mitten in meinem Zimmer, wussten nicht was sie sagen sollten, starrten mich verblüfft an, wie ich im Bett lag, mit meiner übergroßen Decke und nicht mal Lust hatte mich aufrecht hinzusetzen. Ich lächelte nicht. Wahrscheinlich sah ich sie ausdruckslos an. Georges Blick war voller Schmerz und Trauer. Seine sonst strahlenden Augen starrten mich müde und völlig zerbrochen an. Seine Lippen formten sich zu einem ganz leisen Murmeln, das ich nicht hören konnte, jedoch wusste ich genau, dass er meinen Namen gesagt hatte. Bestimmt so sanft und besorgt, wie ich es noch nie gehört hatte. Ich wünschte, ich könnte ihm beruhigend zulächeln und ihn trösten. Aber dazu war ich nicht in der Lage.
Chloe hatte Tränen in den Augen, als sie mich so sah. Adam rückte näher an sie heran.
Klar wussten sie nichts von der Herztransplantation, doch sie mussten zumindest gespürt haben, dass irgendwas hier nicht stimmte. Sie wussten, dass sie mich nicht besuchen konnten, weil mein Zustand katastrophal war.
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Broken Heart Teil 1
Roman d'amour(...) "Ist schon okay", flüsterte er beruhigend (...) Ich schloss die Augen und die Tränen liefen über meine Wange. Genau sowas hatte ich gebraucht. Ich brauchte IHN. Nur bei ihm wusste ich, wie es war lebendig zu sein und Gefühle zu spüren, die ich...