KAPITEL 28

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"Wieso ziehst du so ein Gesicht?"

Ms. Rose stellte mein Frühstück auf den Nachttisch ab, kreuzte die Arme vor die Brust und warf mir einen verärgerten Blick zu.

"Was ziehe ich denn für ein Gesicht?", fragte ich unschuldig, obwohl ich eine Vorahnung hatte, was sie damit meinte.

"Naja, du siehst aus wie jemand der denkt: Oh scheiße, bitte rettet mich aus meinem sinnlosen Leben! und nicht wie jemand der denken sollte: Oh, das ist mein letztes Frühstück mit Ms. Rose hier im Krankenhaus -wobei ich die Enttäuschung auch nachvollziehen kann- Ich sollte mich freuen und mein Essen genießen. Yuhu!"

Ich schnaubte. "Ob du es glaubst oder nicht, ich bin wirklich enttäuscht dich zu verlassen."

Sie richtete ihre Arbeitskleidung und setzte sich auf mein Bett. "Das ist noch lange kein Grund am Boden zerstört zu sein. Immerhin ist es ein toller Tag für dich, Olivia." Mir wurde flau im Magen. Ich seufzte. "Ich weiß" Sie betrachtete mich mit ihren braun glänzenden Augen und ich hatte ein merkwürdiges Gefühl. Ich mochte Ms. Rose wirklich und, wie verrückt es auch klang, ich glaube, sie mochte mich auch. Es ist unglaublich wie viel sie hier für mich getan hatte. Doch mein ungutes Gefühl lag nicht nur daran, dass ich Ms. Rose heute zum letzten Mal sah, sondern es lag an der ständigen Angst und Sorge das in mir luderte. Ich hatte Angst, dass das alles nicht mehr so sein würde wie früher, wenn ich nach Hause zurückkehrte. Dass alles sich verändert hatte.

"Du darfst endlich wieder nach Hause", sprach Ms. Rose sanft. "Ist das nicht Freude genug?"

"Ist es.", versicherte ich ihr. "Ist es wirklich."

"Und wo ist dann dein Lächeln?" Sie neigte den Kopf schräg und suchte mit ihren Augen mein Gesicht nach einem Lächeln ab. Meine Mundwinkel zuckten hoch. Es war so ungewohnt zu lächeln. Automatisch lächelte Ms. Rose mit. "Geht doch."

Ich war ihr so dankbar.

"Danke. Für alles, Ms. Rose"

Sie grinste und nickte. Dann sprang sie mit einem Ruck auf. "Endlich nach Hause!", jubelte sie an meiner Stelle und hob die Arme. Ich lachte. Mit einem Grinsen im Gesicht ging sie Richtung Tür. "Und jetzt essen! Sonst wird es kalt", sagte sie, bevor sie ganz aus dem Zimmer verschwand.

***

Es war unnötig Angst zu empfinden, wobei ich mich eher freuen sollte, wieder nach Hause zu können und meinem Alltag wieder zu folgen.

Doch das Problem war, dass ich niemals meinen alten Alltag finden konnte. Keine Schule, kein Training. Ich würde nur in einem weiteren einsamen Zimmer hocken und nach Ablenkung suchen.

Wow.

Ich war schon so verzweifelt, dass ich nichts positives in irgendwas sah.

Aber darüber mache ich mir dann Zuhause noch mehr Gedanken.

Nachdem ich mein Frühstück gegessen hatte, war Dad gekommen -in seiner normalen, alltäglichen Kleidung- und wollte mich abholen. Ich hatte meine Sachen gepackt und nun stand ich vor der Ausgangstür. Endlich wieder raus. Raus an die frische Luft. Raus aus diesem krankhaften Krankenhaus.

Nach Hause.

Natürlich standen mir noch unzählige Arzttermine bevor, aber nun musste ich mich nicht jeden Tag damit abschlagen.

Immerhin.

Dad und ich traten hinaus ins Freie. Und ich wusste nicht, dass dieses Gefühl so heftig sein würde.

Es war, als hätte ich die ganze Last von den letzten Wochen abgeschafft und mein Körper entspannte sich, war nicht mehr so steif. Dieses Gefühl überwältigte mich und ich ließ es auf mich wirken. Kühle, angenehme Luft umgab mich und ich atmete diese ein. So viel ich konnte. Es fühlte sich mit jedem Atemzug so an, als würde ich wieder zu Sinnen kommen. Mich selbst finden.

Broken Heart Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt