KAPITEL 16

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Im Badezimmer nahm ich mir eine warme Dusche. Immer wenn ich die Augen schloss dröhnte wieder Laras Stimme in meinem Kopf und ich musste sie wieder aufschließen, um mich eigenermaßen zu beruhigen. Alles flitzte durch meinen Kopf, von dem Tag an, als ich George zum ersten Mal traf, bis heute. Und als ich mich im Spiegel betrachtete, war es ein kleiner Trost, dass ich viel besser aussah. In meinem Zimmer zog ich mir bequeme Sachen an; einen dicken, warmen Pullover welches mir fast bis zu den Knien ging und eine Schwarze Leggings. Danach traute ich mich runterzugehen. Mia hatte heute Training und Dad sollte heute etwas früher kommen. Ich suchte Mom auf und entschuldigte mich für mein Verhalten. Sie war gerade in der Küche und unterhielt sich mit Adams Mutter. Ich bekam ein paar Küsschen und schon war alles wieder gut.

Später, als Mia und Dad eintrafen, versammelten wir uns alle im Wohnzimmer auf der Couch und kosteten Moms Zitronenkuchen. Mit Adam sprach ich nicht mehr viel, denn den Rest des Tages schaute ich mit Freddie und Mia fern, immer auf der Suche nach einer Ablenkung.

Abends putzte ich gemeinsam mit Mia die Zähne und legte mich aufs Bett.

Nachdem ich mich stundenlang von einer Seite auf die andere geworfen hatte, akzeptierte ich schließlich, dass es eine schlaflose Nacht wird. Adam ging heute nicht raus. Denn obwohl ich oben in meinem Zimmer war und die Tür leicht angelehnt hatte, hörte und spürte ich immer wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Früher schaute ich ihm aus dem Fenster nach. Er nahm immer denselben Weg, Richtung London Eye. Irgendwann hörte ich auf ihm nachzuschauen, sondern lauschte einfach der Haustür. Manchmal schlief ich auch einfach bevor er rausging ein. Ich wusste noch, einmal wurde ich von einem lauten Knall geweckt. Adam hatte anscheinend aus versehen die Tür zugeknallt. Ob noch jemand davon wach wurde und ihn erwischte, wusste ich nicht.

Ich stand auf, öffnete mein Fenster und blickte hinaus. Ich brauchte frische, kalte Luft. Das gegenüberliegende Haus versperrte mir zwar die Sicht, doch ich sah trotzdem dahinter die Stadt aufblitzen. Ein Auto fuhr durch unsere Straße und verschwand dann irgendwann aus meinen Augen. Am liebsten würde ich jetzt genauso wie Adam einfach rausschleichen, doch ich traute mich nicht. Außerdem musste ich schnellstmöglich schlafen.

Nach einer Weile machte ich mich an mein Bett zu schaffen und schlief doch noch irgendwann mehr oder weniger ein.

***

"Olivia"

Jemand schüttelte mich wach. Ich wollte meine Augen nicht öffnen, ich war noch viel zu müde.

"Olivia!" Ich runzelte verärgert die Stirn. Mein Kopf pochte und ich war wie benebelt. Ich kannte diese Stimme und öffnete vorsichtig die Augen. Mia.

"Olivia, steh auf. Du hast verschlafen" Ich schaute sie verwirrt an. "Was?", fragte ich mit einer kratzigen Stimme. "Du musst zur Schule!" Ich konnte langsam wieder richtig denken. Oh man. Ich hab verschlafen. Sofort war ich auf den Beinen und schaute müde zu, wie Mia mein Zimmer verließ. "Komm, beeil dich. Ich muss schon los!", sagte sie noch hinterher.

Ich nahm nicht wirklich wahr, wie schnell ich mich fertig machte. Ich war völlig weg mit den Gedanken, sodass ich mich manchmal fragte, wo ich war und was ich machte. Ich hatte etwas geträumt und setzte mich damit auseinander. Dieser Traum war das reinste Chaos.

Beteiligt waren Lara, George, Chloe und irgendwelche Schüler meiner Schule, deren Gesichter alle verschwommen waren. Es geschah dasselbe wie in der Kantine gestern. Nun... sowas in der Art. Lara kam mir entgegen und schlug mir das Tablett aus den Händen. Doch es war nicht mein Mittagessen drauf, sondern ein Zitronenkuchen. Der von mir und George. Ich spürte, wie ich weinte. Die Schüler lachten mich aus und verstummten wieder, als sie Chloe und George sahen. Sie hielten Händchen und aus irgendeinem unerklärlichen Grund waren sie ein Paar. Lara fand das gar nicht gut und schrie irgendwelche unlogischen Sachen. George starrte mich an, nein, nicht mich, sondern unseren Zitronenkuchen. Er war mir so nah, und doch auch so unendlich weit weg, dass es weh tat. Ich hatte so einen Herzschmerz, dass es sich fast echt anfühlte. Plötzlich war unter mir kein Boden mehr zu spüren, sondern ein Meer aus Tränen, aus meinen Tränen. Ich konnte auf dem Wasser bleiben, saß da wie zusammengebrochen und weinte. Alle mussten schwimmen. Lara hatte es schwerer und ertrank fast. Was danach geschah, wusste ich nicht mehr genau.

Broken Heart Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt