Erschöpft setzte sich Hermine auf das Sofa ihrer kleinen, aber modernen Wohnung. Sie hatte sich im Muggel-London niedergelassen. Der Krieg war hart für sie und die Muggelwelt ein Möglichkeit, alles - zumindest für einen Moment - zu vergessen. Sie war verärgert über die Geschehnisse des Arbeitstages und die Gedanken an Lucius Malfoy ließen sie nicht los. Eine Weile starrte sie auf das Fenster, es hatte angefangen sanft zu regnen und sie beobachtete, wie die Tropfen erst auf das Glas schlugen und dann langsam herabflossen. Es war schon recht dunkel geworden, ihr Arbeitstag war wieder lang gewesen. Besonders durch die vielen Zusatzaufgaben, die sie bereitwillig erledigte. ‚Hermine, was bringt das grübeln?', fragte sie sich selbst. Entschlossen sprang sie auf. „Ich werde mir jetzt nicht wegen der psychischen Manipulation Malfoys den Kopf zerbrechen", beschloss sie energisch. Sie schritt auf und ab, unentschlossen darüber, ob sie nicht lieber ihre Freunde anrufen würde. Hermine griff zum Telefon, wählte die Nummer und wippte ungeduldig hin und her. „Ginny? Hey...", sprach sie nachdem ihr Anruf beantwortet wurde, „ich weiß, es ist schon wieder so lange her.... es tut mir Leid. Aber ich dachte...Morgen? Klar." Sie spielte mit einem goldenen Schnatz, den Harry ihr nach einem Sieg geschenkt hatte und der nun ihren Wohnzimmerschrank schmückte. „Ja, um Vier. Bis dann." Erleichtert atmete sie durch. Sie hatte sich wieder wochenlang nicht gemeldet. Sie arbeitete einfach zu viel und nach der Schulzeit hatte sich so viel verändert. Ihre Beziehung mit Ron hielt nicht lang an, die damalige Freundschaft war getrübt von schlimmen Erinnerungen. Sie sprach gern mit Ginny, die sich weitaus weniger schnell runterziehen ließ als Ron oder Harry. Sie fand immer die richtigen aufbauenden Worte. Beruhigt fand sie den Weg ins Bett und fiel rasch in den Schlaf. Ein fahles Licht durchbrach den Raum, es kam von der Tür, die nur einen Spalt geöffnet war. Eine Person bewegte sich schwebend zu ihr, hob ihre Bettdecke an. Sie blinzelte, doch ihre Augen wollten die Person nicht fokussieren. Es musste ein Mann sein. Wie gelähmt rührte sie sich nicht von Ort und Stelle. Nun roch sie ihn. Es war Lucius Malfoy. „Na, na, Miss Granger", ertönte es mit sanfter Stimme, als er sich näherte und sie berühren wollte. Die Haare auf ihren Armen stellten sich auf, ihr Herz schlug schneller und schneller. Nun sah sie ihn. Nackt. Dieser Blick in seinen Augen. Sie riss ihre Arme vor das Gesicht, voller Panik versuchte sie sich umzudrehen und zu fliehen. Aber sie konnte nicht fliehen. Musste nicht fliehen. Hermine lag schweißgebadet in ihrem Bett. Es brannte kein Licht im Flur, niemand hatte die Bettdecke gehoben und es roch nicht nach seinem Parfum. Er war nie da gewesen. Sie pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht, trank ein Schluck Wasser und versuchte, wieder normal zu atmen. Nun kreisten ihre Gedanken doch unentwegt um Malfoy Senior. ‚Fuck, dieser Bastard', dachte sie. Nach einigen schlaflosen Stunden, an denen sie am Fenster stand und weiterhin den Regen beobachtete, fand sie dann doch noch in einen ereignislosen Schlaf.
Sie traf Ginny am folgenden Nachmittag, an ihrem freien Tag. Sie einigten sich auf einen Spaziergang im Wald mit einem anschließenden Kaffee. Hermine brauchte ihre Freundin für sich alleine und ein ereignisloser Spaziergang eignete sich dafür eben am besten. „Stress auf der Arbeit?", fragte Ginny und traf wieder einmal genau ins Schwarze. Hermine grinste seufzend: „Wie könnte es anders sein?" Beide lachten. Ein lauer Wind zog durch den Wald, die Blätter raschelten sachte und der Boden war noch feucht von der regnerischen Nacht. ‚Feucht'. Hermine schüttelte den Gedanken bei Seite. „Nun erzählt schon, ich hab nicht ewig Zeit", scherzte Ginny. „Ach, es ist nichts... bestimmtes", druckste Hermine, „du weißt ja, wie schwer es ist, dickköpfige Zauberer zu einem Umdenken zu bewegen". Ginny nickte verständnisvoll. „Und wer nervt dich dieses Mal besonders?", hakte sie nach. „Ich sage ja, eigentlich gibt es da nichts bestimmtes". Sie liefen einige weitere Meter stillschweigend nebeneinander her, Hermines Blick war auf den Boden fixiert. „Hey, Hermine, du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst, oder?", äußerte Ginny etwas eingeschüchtert. Hermine blieb stehen und blickte ihr in die Augen. „Natürlich weiß ich das. Dasselbe gilt für dich". Die beiden jungen Frauen umarmten sich. „ Es ist Malfoy", gestand Hermine. „Draco?" - „Nein, nein. Sein Vater. Lucius. Lucius Malfoy". Ginny schluckte und wurde etwas rot. „Stimmt ja, macht ja auch Sinn... seit wann arbeitet er wieder dort?" „Schon seit einigen Monaten". „Und er hockt nicht in Azkaban?" Hermine schüttelte den Kopf. „Wurde freigesprochen, per Gesetz. Weiß auch nicht warum. Interessiert mich auch nicht", gestand Hermine. „Seit wann interessiert dich das nicht? Dieser Mann steht dir doch im Wege wie kein Zweiter", äußerte Ginny aufgebracht. „Das ist es ja. Steht er mir im Wege? Ich weiß es nicht. Er verwirrt mich. Er hat mich immer schon verwirrt". Ginny blickte ihr ungläubig in die Augen. „Weißt du, Ginny, er ist ganz anders als die Idioten dort, die mich auslachen, wenn ich etwas sage." Ginny verstand. „Hermine, du weißt doch, dass er dich manipuliert oder? Er stellt sich als der weiße Ritter dar und nimmt dich dann, ganz höflich, Stück für Stück auseinander. Hermine, der Typ ist wie das trojanische Pferd. Erst fühlst du dich geschmeichelt und auf einmal befindest du dich ganz tief in der Scheiße". Hermine lachte über die Wortwahl ihrer Freundin. Sie war immer so direkt und ehrlich. Ein erfrischender Ausgleich zu ihrem formalen Job im Ministerium. „Ach, Ginny, ich danke dir", sprach sie, während sie sie ein letztes Mal umarmte.
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Ministry Maid
FanfictionDer Krieg ist vorbei und Hermines Leben hat sich geändert - Schulbücher wurden durch Gesetzesbücher getauscht und statt im kleinen Rahmen Hauselfen zu helfen, reformiert sie nun das Ministerium. Gar nicht so einfach, denn auch die Rivalität ist gebl...