Kapitel 23 - Dinner For Three

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„Kommen Sie, Miss Granger", sprach Lucius Malfoy bestimmt, „das Dinner ist serviert". Sie sah ihm in die Augen, nachdem er den Kuss beendet hatte. Sie hatte keinerlei Interesse daran, weiter mitzuspielen und ausgenutzt zu werden. Am wenigsten Interesse hatte sie daran, mit ihm zu Abend zu essen. Doch was konnte sie tun? Sie wusste, dass er seine Frau geschlagen hatte und nun hatte er auch Hermine sein wahres Gesicht gezeigt. Aus Angst vor weiteren unangenehmen Situationen, beschloss sie, ruhig zu bleiben und zu kooperieren. Sie war schlau genug, sich nicht in unnötige Gefahrensituationen zu begeben. Sie sah sich aus dem Augenwinkel um, bemüht darum, dass er ihrem Blick nicht folgte. ‚Der Kamin', dachte sie, ‚das Flohpulver'. Sie könnte einfach still und heimlich nach dem Dinner verschwinden, Schutz in der Winkelgasse oder einem anderen öffentlichen Ort suchen, der mit dem Flohnetzwerk verbunden ist. Bis dahin würde sie ihm gehorchen und sein Spiel spielen. Sie legte also ein zartes, gekünsteltes Lächeln auf und stimmte still zu. Er drehte sich um, ging voraus und hielt ihr die Tür offen. Wie ein Gentleman bat er sie mit leichter Verbeugung, durch den Türrahmen zu schreiten. „Mr. Malfoy", sprach sie ängstlich, „Dürfte ich mich noch umziehen?" Ihr Blick fiel auf ihre Bluse, durch seine Hand völlig zerrissen. Sie entblößte ihren Körper und hing nur noch lose um ihre Arme. Er lächelte wieder charmant und gleichzeitig bedrohlich, so, wie es nur ein echter Malfoy konnte. „Gewiss nicht, Miss Granger". Hermine schluckte die Erniedrigung herunter und versuchte, sich keinerlei emotionale Regung anmerken zu lassen. Ihr Innerstes schrie und kreischte. Ihre Seele weinte gequält und gepeinigt. Sie hatten schon einige Schritte hinter sich gelegt, ein schier endlos langer, düsterer Korridor lag vor ihnen, als Malfoy wieder ansetzte: „Wo ich es mir recht überlege..." Er kam ihr wieder ganz nah, schien sie in die Arme schließen zu wollen. Still zitternd stand Hermine, ungewiss darüber, was nun passieren würde. Spendete er ihr noch Zuneigung? Würde er sich erbarmen und ihr doch gewähren, sich wenigstens anständig zu bekleiden? Hermines Wünsche wurden sogleich zerrissen, als er mit seinen Fingern die Stofffetzen von ihrem Körper zog. „Das werden Sie nicht mehr brauchen". So zückte er den Zauberstab aus seinem Gehstock und ließ die Überreste ihrer Bluse verschwinden. Die feinen Härchen auf ihrem Körper stellten sich auf, als die kühle Luft des alten Gemäuers um ihre Haut fuhr. Nur ihr filigraner Spitzen-BH bedeckte noch Teile ihres Oberkörpers, die er einen Moment lang begutachtete. Sie blickte rasch zu Boden, um sein lüsternes Augenblitzen nicht ertragen zu müssen. Sie hatte seine Aufmerksamkeit auf eine kuriose Art und Weise genossen - doch nun konnte sie ihm nicht mehr verfallen. Er war Monster, das sie ausnutzte und gebrauchte und nicht der charmante, missverstandene Gentleman, für den sie ihn halten wollte. Wie konnte sie nur so naiv gewesen sein, das anzunehmen? Sie war sauer und enttäuscht: auf ihn, auf sich. Doch nun folgte sie ihm demütig wie ein dummes Lamm zum Festmahl. Zwei Flügeltüren begrüßten sie am Ende eines weiteren schier endlosen Korridors. Daneben zwei Elfen in lumpigen Kleidern, die sich mit aller Kraft zu den Türgriffen hinauf streckten, um sie vor ihren Augen zu öffnen. Hermine schenkte ihnen ein herzliches Lächeln und ein leises „Dankeschön" während sie durch die Tür traten. Lucius verpasste ihr wortlos einen Hieb mit seinem Gehstock. Sie presste ihren Kiefer fest zusammen und sog den Schmerz in sich auf, sich selbst ermahnen, nicht ausfallend zu werden. Vor ihr eröffnete sich ein riesiger Saal, nur karg mit Tisch und Stühlen versehen. Das Wort „Tisch" konnte dem Anblick nicht gerecht werden - nein, es war vielmehr eine Tafel, an der hunderte von Menschen Platz hätten nehmen können. Schon fast zwanghaft perfektionistisch aufgereiht daran zierten dutzende schwere Holzstühle die Runde. Das hochpolierte, aus Ebenholz geschaffene Interieur passte zu den dunklen Hallen des Landsitzes der Malfoys und untermalte die düstere Atmosphäre, die dieser Haushalt wohl bevorzugte. Lucius Malfoy selbst nahm am Kopf der Tafel Platz, so wie es sich für das Familienoberhaupt gehörte. Hermine rollte innerlich mit den Augen. Traditionen waren für sie ein lächerliches Phänomen, von dem es ihr nicht gelang, es zu verstehen. Äußerlich bemühte sie sich weiterhin um einen neutralen Gesichtsausdruck. Weder wollte sie Malfoy verärgern, noch wollte sie ihm Genugtuung durch das Zeigen ihrer Angst schenken. Hermine stand in Mitten des Raumes, wusste nicht, wohin sie sich setzen sollte. Ihr Blick schwenkte umher und da sah erblickte sie die mit hängenden Schultern und zusammengekauerter Haltung in den Raum tretende Narzissa Malfoy. ‚Oh Merlin', dachte sie mit voller Furcht vor einer unangenehmen Zusammenkunft. „Cara mia!", rief Lucius laut hallend vom anderen Ende des Saales mit ausgestreckten Armen. Narzissa reagierte nicht. Sie schien auf gar nichts zu reagieren und wandelte durch den Raum wie ein fahler Geist. Ihr Gesicht war bleich und ihre rechte Wange wurde von einem blau-grünen Bluterguss geziert. Ihre Schuhe schlurften über den Boden bis sie sich schlussendlich in der Mitte der Tafel niederließ. Hermine hatte nicht damit gerechnet, dass seine Frau teilnehmen würde. Aber was hatte sie sich gedacht? Ein romantisches Dinner mit ihrem Lover? Angestrengt atmete sie durch, trat einen Schritt hervor, wurde aber prompt von Malfoy aufgehalten. „Hauself" - Warum betonte er dieses Wort so provokant? - „Bring sie zu ihrem Platz". Er deutete auf das andere Ende der Tafel, ihm gegenüber. Schüchtern setzte sie sich auf den antiken Stuhl und erinnerte sich daran, dem Elfen nicht zu danken. Die ganze Szenerie war schlichtweg absurd, fast schon komisch. Lucius Malfoy und Hermine saßen geschätzte zehn Meter auseinander, mittendrin kümmerte seine geschändete Frau vor sich hin. Und - Hermine hatte es fast vergessen - sie selbst trug nur einen BH. Lucius schien bester Laune zu sein und strahlte über das ganze Gesicht. Mit einem Fingerschnipsen ließ er fünf Elfen eintreten, die die Tafel mit reichlichen Köstlichkeiten deckten und Wein bereitstellten. Sie tummelten hektisch durcheinander und schienen das Festmahl für einen ganzen Maskenball auszurichten. Währenddessen saßen die beiden Frauen widerwillig und doch durch Angst gepeinigt in höflicher Manier am Tisch, ohne nur einen Blick oder einen Laut zu verlieren. Lucius Malfoy laß es nicht nehmen, den Wein zur Qualitätsprüfung selbst zu öffnen und zu verköstigen, ehe er ihn an die beiden Frauen ausschenkte. Narzissa ignorierte ihren Mann und den Wein komplett, wippte nur geistesabwesend auf ihrem Stuhl hin und her, die Arme vor ihrem Bauch verschränkt. Freudig und stolz umrundete er die Tafel weiter, trat zu Hermines Platz heran. Er stand dicht hinter ihr, eine Hand auf die Rückenlehne ihres Stuhles platziert und ließ den edlen Tropfen in das Glas fließen. Er machte sich keine Mühe, den Wein näher heranzuführen, sondern versuchte nur recht halbherzig das Trinkgefäß aus weiterer Entfernung zu treffen. Es landete mehr Wein auf dem Tisch als auf ihrem Glas, aber das schien ihn nicht weiter zu kümmern. Hermine hoffte, dass er sich nun entfernen würde, aber wieder einmal wurde sie bitter enttäuscht. Er lehnte sich noch einmal zu ihr vor, fand einen Spritzer des Weines auf ihrem Busen und ließ es sich nicht nehmen, ihn mit seinem Finger gähnend langsam von ihrer Haut zu entfernen. Er sank mit seiner Hand deutlich tiefer, als es notwendig gewesen wäre, und ließ seinen Zeigefinger in der Lücke zwischen ihren beiden Brüsten verschwinden. Als er endlich seine Hände von ihr entfernte, fuhr er mit seiner Zunge genüsslich über den mit Wein getränkten Finger und blickte ihr tief und verführerisch in die Augen. Hermine rümpfte die Nase, ‚was für ein Widerling'. Doch sie verzog höchst angestrengt keine Miene. Erquickt stolzierte Malfoy wieder zu seinem Platz zurück. Die Tafel war mittlerweile in Vollendung mit reichlichen Speisen gedeckt und dekoriert, die bediensteten Elfen standen wieder adrett aufgereiht neben der Flügeltür des Saales. Lucius ließ sich am Kopf der Tafel nieder, nahm einen großen Schluck aus seinem Weinglas und dirigierte die Elfen per Fingerwedeln. Sie strömten hervor und zauberten die Speisen in die Luft, ließen sie um ihre Köpfe schweben, um sie schlussendlich zu servieren. Hermine bediente sich sparsam - ihr war nicht zum Essen zumute und sie fand es furchtbar makaber, mit ihrem Vergewaltiger und Entführer seelenruhig zu speisen, doch sie wusste genau, dass er es von ihr verlangte. Narzissa starrte nach wie vor ausdruckslos und saß mit gebeugtem Rücken. Ihre sonst so vornehme Körperhaltung, ihre hoch gehobene Nase - verschwunden. Ihr Ehemann sprang kurzfristig ein, als er bemerkte, dass sie sich nicht bediente. Er griff seinen Zauberstab und beförderte eine Portion Erbsen und ein Stück des Rehbratens auf ihren Teller. Lustlos begann sie, in ihrem Essen herumzustochern, ab und an ein Fetzen des Fleisches zum Mund schiebend. Auch Lucius widmete sich den Speisen vor ihm, das angestrengte Schneiden seines Messer übertönte die peinliche Stille und machten den Moment noch unbehaglicher. Hermine war andere Tischsitten gewohnt, aber nun griff auch sie zum Besteck. Ein plötzliches lautstarkes Klirren ließ sie wieder aufblicken. Lucius Malfoy hatte sein Messer unbekümmert neben den Teller geworfen, tupfte sich nun manierlich den Mund ab und schob laut knarzend den Holzstuhl über das Parkett zurück. Er erhob seinen Körper und streckte das Weinglas in die Höhe: „Auf gute Freunde". Hermine beäugte ihn fragend, Narzissa stocherte weiter im Essen. War er nun komplett verrückt geworden? Schnell widmeten sich alle den Speisen auf ihrem Teller zu. Die Situation war durch und durch unangenehm. Die beiden Frauen saßen verängstigt am Tisch während Lucius Malfoy auf erheiterten Partygast tat. So philosophierte er, mittlerweile schon leicht betrunken, über Gott und die Welt ohne auch nur auf Reaktionen der anderen Anwesenden zu hoffen. Vielleicht hätte sie sich auch einfach betrinken sollen. Ein bisschen Alkohol würde sie das hoffentlich alles vergessen lassen. Aber Hermine war zu gewitzt, um in einer solch misslichen Lage ihren Verstand durch das Genussmittel trügen zu lassen. Und so blieb sie hellwach und versuchte, die leicht verschrobenen Töne des Malfoy Monologes auszublenden.  „... bei den Schlammblütern!". Hermine wurde aufmerksam. „Oh, Miss Granger, habe ich ihre Aufmerksamkeit?", fragte er anstachelnd. ‚Mist', dachte Hermine, ‚das war zu auffällig'. Sie kniff sich selbst mit den Fingernägeln in ihr Knie, um die Wut über sich selbst und die Furcht vor dem, was nun passieren würde, zu kompensieren. „Ich sprach gerade über eine seltsame Praktik, die ich über die Schlammblüter gehört habe", fuhr er fort, „Sie sind doch eins, nicht war?". Oh, wie sie ihn verabscheute. Willig nickte sie leicht, was ihn höchst erfreute. „Verzeihen Sie mir, Miss Granger, aber der Begriff will mir nicht aus dem Kopf weichen...". ‚Mach es nicht so spannend, Malfoy', flog es durch ihre Gedanken. Sie hätte gerne mit den Augen gerollt, aber fokussierte sich auf einen möglichst wenig aussagekräftigen Gesichtsausdruck. „Der da wäre?", druckste sie nun hervor. Sein Lächeln intensivierte sich, es war beinahe beängstigend. „Lapdance", sprach er mit verführerischer Stimme. Hermine schluckte. Musste er solche Themen am Tisch mit seiner Frau und allen Bediensteten anführen? Sie ahnte böses. „Wissen Sie, was das ist, Miss Granger?" Wieder nickte sie leicht, wieder erwiderte er ihr Nicken mit dem Hochziehen seiner Mundwinkel. Nun starrte er sie an, durchdrang sie förmlich. „Wollen Sie es demonstrieren?" ‚Nein, nein, nein'. Alles in Hermine sträubte sich gegen die Vorstellung, vor versammeltem Publikum mit Malfoy in Kontakt zu treten. ‚Kontakt'. Hatte sie eine Wahl? Er ließ seinen Blick nicht ab. Die eisengrauen Pupillen schienen sie auch vom anderen Ende der Tafel anzustrahlen. ‚Daddy'. Hermine fasste sich an die Schläfen, die der Ursprung des Dröhnens in ihrem Kopf zu sein schienen. Fest krallten sich ihre Finger an die hölzernen Armlehnen, aber ihre Beine erhoben sich wie von Zauberhand. Die Vorstellung war doch gar nicht so schlecht. Es würde sie glücklich machen, seiner Bitte nachzukommen. Er hatte ihr doch auch geholfen.

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