Kapitel 28 - Lilien

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Ein quälender Schmerz durchbohrte ihren Kopf. Sie drückte zwei Finger gegen ihre Schläfen. Das Stechen ließ ein wenig nach, durchzog aber noch immer ihren Körper. Verwundert schreckte sie hoch, nur, um sich in ‚ihrem' Zimmer wieder zu finden. Das helle Interieur lächelte sie fröhlich an, die Beschläge aus Messing und Gold glänzten sie an und die helle Morgensonne durchbrach den Spalt zwischen den zugezogenen, schwer behangenen Gardinen. So freundlich und warm der Anblick doch wirkte, so bitterer stieß ihr der Gedanke ihrer brutalen Gefangenschaft auf. Sie lag auf dem Bauch, die Haare ungestüm über die Polster verteilt. Ein zartes Nachtgewand aus hellen Leinen bedeckte ihren geschundenen Körper. Hermine richtete sich auf, den Kopfschmerz unterdrückend, aber angestrengt blinzelnd. Ein heftiger Schmerz durchzog sie, sie schrie schrill auf und begab sich unverzüglich wieder in Bauchlage. Ihr Hinterteil schmerzte mit brennenden Stichen, als hätte sie sich in die heiße Glut eines Feuers gesetzt. Ungeschickt rollte sie sich von der hohen Bettkante, sicher auf ihren Füßen landend und stets bemüht, die Rückseite ihres Körpers zu schonen. Sie bemerkte zügig, dass sich das schmerzhafte Stechen der Wunden hoch bis zu ihrem Rücken, besonders des Lendenbereichs, zog. Mit besonderer Vorsicht hob sie das feine Leinengewand über ihren Kopf und ließ es zu Boden fallen. Es glitt mit einer geschmeidigen Eleganz aus ihrer Hand. Barfuß und auch sonst komplett entkleidet tapste sie über den edlen Parkettboden in die Richtung des goldenen Standspiegels, um ihren Körper genauer zu betrachten. Ihr Sicht war gerötet und ihre Augen angeschwollen. Tiefe Augenschatten zierten das sonst so reine Gesicht. Die Haut unter ihren Wangenknochen war mittlerweile abgemagert zusammengefallen. Ihr Haar war zerzaust und lag strähnig um ihren Hals gewunden. Die Rippenansätze waren leicht zu erkennen. Hermine war schon immer recht dünn gewesen, aber die kargen Mahlzeiten im Malfoy Manor -  das Dinner am Abend - und der Stress ihrer Gefangenschaft hatten ihrem Körper zugesetzt. Mutig und zugleich ängstlich vor dem, was sie nun erblicken würde, drehte sie sich um. Ihr Rücken, ihr Po und die Rückseite ihrer Beine waren nun zur Spiegelseite gerichtet und sie reckte ihren Kopf mit größter Anstrengung über ihre Schulter, um einen Blick erhaschen zu können. Sie erschrak und stoß einen kleinen Laut des Schocks aus. Ihr Hinterteil war von einer großen, verkrusteten Blutschicht überdeckt. Leicht sichtbar waren zahlreiche Striemen, fein und symmetrisch angeordnet. Ab und an zeigten sich größere, deutlich tiefere Einschnitte in ihre Haut, die rosiges Fleisch offenbarten. An einigen Stellen hingen Stücke der losen Haut herab. Die Verletzungen des Auspeitschens erstreckten sich bis zu ihrem Rücken, wo sie kunstvoll ausliefen. Es betrachtete sich beinahe wie ein Angriff eines wilden Raubtieres. Tränen überströmten ihr Gesicht und ungläubig bewegte sie ihre Finger zart über die Striemen, die sehr bald zu zahlreichen Narben verwachsen würden. Die Vorstellung, dass sie ihr ganzes Leben mit dem Anblick dieses geschundenen und gequälten Körpers herumlaufen müsste, ließ sie erschaudern. Jeden Tag würde sie an die grausame Folter Malfoys erinnert werden. Hastig wendete sich ab, schritt wieder zu dem Leinengewand und ließ es über ihren Leib fallen. Sie wollte nicht aufgeben, sie konnte nicht aufgeben. ‚Noch nicht', durchzog es ihre Gedanken. Es war noch nicht zu spät für eine Flucht. Sie würde es schaffen. Die physischen Wunden, die ihr zugefügt hatten, mochten sie einschüchtern, aber sie war immer noch eine Hexe mit starkem Willen. Sie würde sich nicht seiner Folter ergeben. Bevor sie weitere Hoffnung fassen konnte, wurde sie aus ihrem gedanklichen Monolog gerissen: Jemand klopfte an ihre Tür. Genervt über die Unterbrechung, aber doch voller Hoffnung, aber auch Angst, wendete sie ihren Blick zum Türrahmen. Normalerweise schenkte ihr niemand um diese Uhrzeit Aufmerksamkeit. Nur Abends wurde sie zum Dinner gebeten. Besser: gezwungen. Nun stand ein kleiner Elf auf der Türschwelle. Die alten Lumpen, die er als Kleidung trug, waren völlig verschmutzt. Demütig blickte die kleine Kreatur in ihre Richtung und setzte zum Sprechen an: „Master Malfoy erwartet Sie". Ohne auf ihre Reaktion zu warten, drehte der Elf prompt um. Sie wusste, dass er sie nun zu Lucius Malfoy geleiten würde. Vielleicht konnte sie auf dem Weg entkommen? Hastig folgte sie ihm. „Warten Sie!", rief sie angestrengt flüsternd. Der Elf drehte sich um und blickte sie fragend an. „Bitte, ich flehe Sie an, helfen Sie mir! Ich werde misshandelt und gequält, festgehalten gegen meinen Willen. Bitte!" Verzweifelt gestikulierte sie und hoffte auf seine Demut. Doch der Elf drehte sich stumm um und verfolgte weiter seinen Weg. „Ich soll sie darüber unterrichten, dass Master Malfoy sie stets beobachtet. Eine Flucht ist aussichtslos". Enttäuscht, die Vernunft nun siegend, folgte sie dem Elfen nun wortlos. Was sollte das heißen... Malfoy beobachtetet sie? Ihr Blick fiel in die Ecken des dunklen Korridors. Überwachungskameras? Erheitert über eigene Vorstellungskraft schob sie den Gedanken bei Seite. Die Malfoys würden garantiert keine Muggel Technologie nutzen, falls sie überhaupt davon wussten. Trotzdem ließ sie das beklemmende Gefühl nicht los, dass er zu wissen schien, was sie tat. Wenig später verließen sie den Hauptkorridor und bewegten sich scheinbar in einem Seitenflügel des Gebäudes. Der Gang war lichtdurchflutet durch helle, von dicken Steinen umsäumten Fenstern. Die prächtige Parkanlage des Anwesens erstreckte sich dahinter. Eine schwere Holztür war nun die einzige Barriere, die sie von Malfoy trennte. Mit einer Handbewegung öffnete der Elf sie und bat Hermine, einzutreten. Der Raum war groß und noch lichtdurchfluteter als der Gang. Eine Hälfte des Zimmers war nicht von den üblichen Steinwänden gesäumt, sondern von einer klaren Fensterfront, die ein interessantes Lichtspiel im Raum darbot. Im ganzen Raum verteilt standen große Pflanzkübel mit allerhand botanischer Vielfalt. Hochgewachsene palmenartige Bäume, Kräuter und Alraunen, aber auch prächtige Lilien und Rosen zierten die Szene. Es war fast lieblich und wunderschön, gar märchenhaft. Doch der Mann mit langen blonden Haaren, in einem schwarzen Gehrock gehüllt, der an einem Sekretär in der Mitte des Raumes saß, störte den harmonischen Anblick. Sein sonst so makelloses gepflegtes Gesicht war für sie nun zu einem verstörenden düsteren Antlitz geworden. „Was wollen Sie?", platzte Hermine zickig hervor. Er lächelte amüsiert. Hermine blickte hinter sich, die Erscheinung des Elfs suchend, doch er war längst verschwunden. Sie war ganz alleine mit Malfoy. Angsterfüllt schluckte sie, gleichzeitig doch entschlossen, sich ihm nicht zu unterwerfen. „Ist es nicht ein schöner Tag?", tratschte er mit erhellter Stimme. Eisern blickte sie ihn an, die Augen zu Schlitzen verschmälernd. Er legte die edle Pfauenfeder zur Seite, mit der er scheinbar gerade ein Pergament beschrieben hatte, und erhob sich. Er stolzierte umher, blickte aus der Fensterfront auf die herrliche Parkanlage, schritt ein Stück weiter und roch an einer weißen Lilie, die in voller Blüte stand. „So zart... so weich...", raunte er mit leiser Stimme. Nun blickte er hoch, die Lilie noch immer mit der Hand berührend, und schaute Hermine direkt in die Augen. Mit einem Zwinkern und einseitigen Hochziehen seines Mundwinkels ergänzte er: „Wie Ihr Po".  Sie fuhr aus ihrer Haut und schnellte auf ihn zu. Aufgebracht packte sie ihn an den Schultern, schubste ihn vor sich her. Wie konnte sie denken, dass sie eine Chance gegen ihn hatte? Er war ihr körperlich deutlich überlegen, erschwerend war ihr Körper von der Gefangenschaft geschwächt. Eine panische Angst durchströmte sie, doch sie blieb stark. Trotzdem wusste sie nicht, was sie nun weiter tun sollte. Sie hielt seine Schultern grob gepackt. Lucius Malfoy machte nicht den Eindruck, als würde er seine Gewalt nun gegen sie richten - im Gegenteil. Hermine war zutiefst verwundert über seine Reaktion. Auch er packte sie an den Schulter, doch deutlich zarter und weniger grob als Hermine es tat. Nun zog er sie leicht an sich heran, umschlung sie mit kräftigen Armen und stützte ihren Hinterkopf, den er nun zu seiner Schulter führte. Er umarmte sie herzlich und liebevoll, wog sie sanft hin und her. Obwohl sie es nicht wollte, löste dieser freundliche Kontakt doch ungewohnte Emotionen aus. Hermine wurde schon lange Zeit nicht mehr so umsichtig umarmt. Tränen ronnen ihr über das Gesicht, als sie sich näher an seinen starken Körper presste und ihn sehnsüchtig umarmte. „Na, na", flüsterte er ihr ins Ohr und strich ihr sanft über die Schulterpartie. Seine Hand fuhr weiter hinunter und beinahe wäre sie zusammengefahren. Er drohte, die schmerzvollen Striemen auf ihrer Haut zu berühren und sie zuckte bereits bei dem Gedanken zusammen. Doch seine Hand fuhr wieder sanft hinauf, hoch zu ihrem Nacken. Liebevoll und vorsichtig strich er über ihr Haare, drehte ihre Kopf zu seinem und blickte ihr tief in die Augen. Er lächelte ein wenig, vertrauenswürdig und mit dem warmen Charme, mit dem er sie vor Wochen verzaubert hatte. Seine Finger umspielten eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war und schoben sie zaghaft hinter ihr Ohr. Auf wundersame Art und Weise verlangte ihr Körper nach ihm. Er versprühte eine Wärme, nach der sie sich doch so sehnte. Nun bewegte er auch seine Lippen in ihre Richtung. Sehnsüchtig nach Liebe und Berührung vereinten sie sich zu einem innigen Kuss. Sie hielten kurz inne und trennten sich dann wieder. Hermine war verwirrt. Einerseits genoss sie die Zuwendung, seine sanfte und charmante Art, andererseits hielt er sie fest, hatte sie gefoltert und gedemütigt. Warum ließ sie sich nun auf einen Kuss ein? Sie wusste selbst nicht, was sie denken sollte. So stand sie erst einmal da und wartete, bis er etwas tat. „Setzen Sie sich, Miss Granger", sprach er in neutralem Ton und deutete auf einen verschnörkelten eisernen Gartenstuhl, der zwischen den Rosensträuchern stand. Er selbst ließ sich auf einem daneben stehenden Stuhl nieder. Sie zögerte, dachte an ihre Wunden. Hatte er es bereits vergessen? Ihr Blick wanderte von ihm, zum Stuhl und wieder zu ihm. Er blickte sie unverständlich an. „Sir...", stammelte sie, „ich fürchte, ich kann nicht". „Ich bestehe darauf", sagte er mit einem freundlichen Lächeln, aber einem furchtbar bösen Unterton. Das Blitzen in seinen Augen verriet ihr, dass er seine Tat ganz und gar nicht vergessen hatte. Sie zögerte, bewegte sich ein Stück in Richtung des Stuhls, verweilte dann aber wieder. „Miss Granger", drohte er nun mit düsterer Miene. Sie schluckte und beschloss, dass wohl kein Weg drumherum führen würde. Es war besser, ihm zu gehorchen, anstatt wieder qualvolle Bestrafungen über sich ergehen lassen zu müssen. Beängstigt durch den Schmerz, den sie nun erfahren würde, biss sie sich fest auf die Lippe und presste mit aller Kraft die Zähne zusammen. Schmerzerfüllt, bereits durch das Senken des Körpers, ließ sie sich nieder. Si stöhnte laut auf als das quälende Stechen ihren Körper durchzog. Tränen liefen über ihr Gesicht. Er lächelte fröhlich und goss ihr Tee ein. Hermine war wie gelähmt durch die höllischen Schmerzen, ihr Sichtfeld verschwamm vor ihren Augen und ihr Kopf dröhnte. Das Klirren des feinen Porzellans ließ sie wieder etwas zu Verstand kommen. Er führte sich genüsslich die Teetasse zum Mund während er das frische Blut der aufgeplatzten Wunden über ihre Beine rinnen sah.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 13, 2021 ⏰

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