Kapitel 22 - Der Skorpion

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‚Mein Leben ist alles
Was meinen Durst stillt, was die Sünde verursacht
Meine Bedürfnisse sind alles, worum ich mich schere
Kein Scham und keine Schuld, nichts davon ist da
Sieh tief in mein Gesicht
Ich verkaufe List ohne eine Spur zu hinterlassen
Fürchte dich nicht vor dem, was ich tun kann
Außer du möchtest, dass es dir angetan wird'
(Song von Megadeth, The Scorpion, 2004, eigene Übersetzung)

Es mussten wenige Stunden vergangen sein, als Hermine schlussendlich aus dem Schlaf erwachte. Die Sonne warf noch immer Muster auf den hellen Parkettboden. Sie räkelte sich, war aber direkt hellwach. Es war nicht klug gewesen, in einem fremden Haus einzuschlafen, aber die Müdigkeit hatte sie überrumpelt. Malfoy war freundlich zu ihr gewesen, hatte ihr das Zimmer wohl überlassen und sie zum Dinner eingeladen. Sie fragte sich nur, wann dieses Dinner stattfinden würde. Neugierig erhob sie sich vom Himmelbett und tapste leichtfüßig in Richtung Fensterfront. Ein prächtiger blütenweißer Vorhang mit goldenen Stickereien umrahmte das Glas. Sie fuhr mit ihrer Hand über den Stoff, er war samtig weich, aber von schwerem Gewicht. Gleichzeitig streckte sie sich, um um die Ecke blicken zu können. Sie hatte von der Seite des Hauses keine gute Sicht auf den Stand der Sonne, konnte sie aber nun im Augenwinkel erspähen. Die hell strahlende Kugel näherte sich dem Horizont zu. Hermine schätzte, dass es wohl später Nachmittag war und die ersten Abendstunden bald hereinbrechen würden. Das Dinner konnte wohl nicht mehr in später Ferne liegen. Es wäre wohl ratsam, sich frisch zu machen. Sie drehte sich tänzerisch um ihre eigene Achse, um wieder in Richtung Raummitte zu wandern. Dort befand sich neben dem Bett auch ein antiker Standspiegel, gesäumt mit vergoldeten Ornamenten. Sie drehte sich vor dem Spiegel umher, betrachtete alle Seiten von sich und richtete Outfit und Haare. Verspielt zog sie dabei einige Grimassen und experimentierte mit dem Arrangement ihrer Bluse. „Ich würde die oberen Knöpfe offen lassen, aber das habe ich Ihnen ja schon einmal ausführlich... erklärt", raunte eine tiefe Männerstimme aus der anderen Ecke des Raumes. Erschrocken drehte sich Hermine um, bedeckte ihren Körper mit ihren Händen. Sie erblickte Lucius Malfoy, der es sich in einem Sessel gemütlich gemacht hatte. Wie lange saß er dort schon? Warum hatte sie ihn nicht bemerkt? Hermines Gedanken wirbelten wild umher. Hatte er sie beim Schlafen beobachtet? „S-s-sir", stammelte sie, „Wie lange sind sie schon hier?" Er antwortete nicht. Hermine wendete sich wieder dem Spiegel zu und versicherte sich, dass sie ihre Bluse bis auf den letzten Knopf schloss. Nervös beäugte sie ihn durch den Spiegel. Er blickte sie an, starr und eisern, nicht einmal mit der Wimper zuckend. Sie räusperte sich. „Wann erwarten Sie mich zum Dinner?", sprach sie mit kläglich gekünsteltem selbstbewussten Ton. Er fixierte sie weiterhin und antwortete kurz: „Um Sechs." ‚Sex'. Hermine schüttelte ihren Kopf. Warum machte er sie so verrückt? Plötzlich stand er auf. Hermine hielt inne, bewegte sich keinen Zentimeter. Ihre Augen waren weiter auf den Spiegel gerichtet, ihn hinter ihrem Rücken beobachtend. Sie bemerkte, dass er etwas in der Hand hielt. Als er langsam näher schritt, versuchte sie zu erkennen, was es war. Erfolglos. Doch sie erhielt schnell eine Antwort, als Malfoy sich bedrohlich nah von hinten an ihren Körper presste. „Ich habe noch etwas für Sie", flüsterte ihr verführerisch ins Ohr. Seine Arme legten sich um ihren Schultern, warfen eine kleine, scheinbar kostbare, Kette um ihren Hals. Seine geschickten Finger schlossen den filigranen Verschluss mit einem Handgriff. Sie lächelte leicht und dankbar. Es war eine wunderschöne Kette, silbrig schimmernd mit einem kleinen Diamanten besetzt. Bevor sie ein Dank aussprechen konnte oder über ihre Verwunderung über das intime Geschenk nachdenken konnte, bewegte er seine Hände wieder vor ihren Körper. Er kam ihrer Kehle gefährlich nah, sie hielt den Atem an. ‚Entspann dich', dachte sie. Behutsam langte er zu ihrem Hemd, knöpfte zuerst den obersten Knopf auf, dann den darunter liegenden und schließlich den Dritten der Reihe. Nachdem er noch einen vierten Knopf galant durch das Knopfloch gefädelt hatte, zog er den Kragen auseinander und drapierte ihn ansehnlich um ihr Dekolleté. Ihre Brüste waren nun fast komplett freigelegt, der zarte BH gab ihnen eine anziehende Form. „Sschh... so ist es besser", flüsterte er leidenschaftlich und erregt. Nein, das würde sie sich nicht gefallen lassen. Sie hatte dieses Spielchen schon zu oft mitgemacht. Sie würde sich wehren. „Mr. Malfoy, ich bevorzuge meine Bluse lieber geschlossen", sprach sie höflich, aber bestimmt. Ihre Finger griffen schnell zum unteren Knopf, schoben ihn wieder durch das Knopfloch und schlossen die Bluse allmählich. Sie beobachtete ihn als er die Lippen verärgert zusammenpresste und seine Hand zu einer Faust ballte. Verachtend schenkte sie ihm ein herabblickendes Lächeln. Er konnte ihr nichts befehlen. Mit einem Ruck wurde diese Heldentat allerdings auch schon beendet. Er schleuderte sie gewaltvoll herum, sie fiel beinahe zu Boden und stand dann schwer atmend geduckt im Raum. Mit großen Schritten kam er ihr wieder nah, zu nah. Ihre Lippen berührten sie fast, als er sich klar verständlich machte. „Miss Granger", bemerkte er in einem Tonfall, den sie von ihm bisher nicht kannte. Er musste wütend sein, sehr wütend.  Seine Hände griffen an ihr Oberteil, erwischten die beiden Seiten und zogen es mit voller Kraft auseinander. Der Stoff riss hörbar laut, die Nähte platzen. Sie stand zitternd im Raum, nur noch von einer Hose und einigen Stofffetzen bedeckt. Der helle Spitzen-BH zierte ihre Brüste, nun gut sichtbar, und der Rest ihrer Bluse hing wie im Kampf zerrissene Lumpen um ihren nackten Bauch. „Wenn ich etwas sage, dann ist dem Folge zu leisten", flüsterte er wieder mit klarer Stimme, „Sie haben sich mir nicht zu widersetzen." Hermine blickte mit Welpen-Augen zu ihm hinauf. Eine Träne lief über ihr Gesicht. „Hatten Sie jemals geglaubt, dass ich ein guter Mensch bin? Dass ich euch Schlammblüter akzeptiere?" Sie zitterte und wimmerte als ihre Welt zerbrach. Die Illusion, die sie sich über die letzten Wochen aufgebaut hatte. Der Glaube, an das Gute im Menschen. „Ich verachte Sie zutiefst, Sie sind nichts anderes als ein billiges Sexobjekt und ich kann mich gar nicht mehr darüber erfreuen, als ein so hübsches junges Flittchen zu ficken." Nun zog er sie heran, seine Finger krallten sich an ihren Oberarmen, drückten schmerzhaft in ihr Fleisch. Er platzierte ihre Lippen auf ihren, küsste sie voller Leidenschaft. ‚Sadist'. Die Tränen überströmten ihr Gesicht und vermischten sich mit der Spucke des Zungenkusses. Nur leicht öffnete sie ihren Mund, keinerlei Gefühl erwidernd. Im Geiste widerwillig, aber körperlich doch willig, aus Furcht, was er sonst noch mit ihr anstellte.

‚Als ich auf deinen Rücken klettere, werde ich versprechen, dich nicht zu stechen
Ich werde dir das erzählen, was du hören möchtest und es wird nichts bedeuten
Dann werde ich dich wie einen Hund behandeln, während ich mein Gift einflöße
Du wirst tun als hättest du nicht gewusst, dass ich ein Skorpion bin'
(Song von Megadeth, The Scorpion, 2004, eigene Übersetzung)

Er war kein schwarzer Ritter, der seine Gryffindor-Prinzessin entführte, er war ein Sadist, ein hinterhältiger und manipulativer Sadist. So, wie sie es immer schon hätte wissen sollen.

‚Aber du wusstest die ganze Zeit, dass ich ein Skorpion bin'
(Song von Megadeth, The Scorpion, 2004, eigene Übersetzung)

Ministry MaidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt