Kapitel 34

288 12 0
                                    

,,Noah!?",ruft Liu wieder und wieder,nach draußen,sein Pullover noch in der Hand,steht er Oberkörper frei in der eisigen Kälte der Nacht.

Er fragt sich wo Noah und sein Vater sind.
Es ist merkwürdig das sie mitten in Nacht verschwinden,vor allem nach dem Gespräch über seinen Onkel.
Viele in seinem Dorf mussten sterben,außer die,die sich entschieden bei diesem Monster zu bleiben.
Seine Stärke darin liegt Skrupellos zu sein.
Sein bösartiger Onkel beseitigt jede Person,der ihn daran hindert sein Ziel zu erreichen.

Die zwei Jäger die diesen Wolf mit aller Kraft töten möchten um ihre Mutter und gleichzeitig Ehefrau rächen zu wollen,sind anscheinend nun auf den Weg zu den feindlichen Wölfen.

Dazu besaß Liu nie den Mut,er selbst versteckte sich und war davon gelaufen,statt seine Eltern und seine geliebten Brüder zu rächen.
So wie es Noah und sein muskulöser Vater es tun.

Aber in der heutigen Nacht möchte der Weißhaarige etwas daran ändern und sich dem bösartigen Wolf stellen,um Noah zur Seite stehen.
Er ist nicht der Stärkste,und wird im Kampf nicht großartig hilfreich sein.
Aber dafür kann er ausgesprochen gut Wunden heilen.

Er lässt den Pullover in seiner Hand achtlos fallen und verwandelt sich unter lauten Knochenbrüchen in den wunderschönen weißen Wolf.
Er schlägt das Ziel ein zu dem Dorf zu gehen in dem Mike der Anführer ist,nach Andres Worte möchte Mike ihn an seinen Onkel ausliefern.

Vielleicht kann er Noah dort noch irgendwie zu Hilfe eilen,und er kann zu Hundertprozent feststellen,dass er dort ankommt ohne von feindlichen Wölfen in den Wäldern umgebracht zu werden.

Der Weißhaarige nähert sich dem Eingang des Silvalu Rudels bis zwei Wachen ihn wahrnehmen,die den Eingang vor Feinden schützen.
Sie richten ihre Stangenwaffen mit metallener Spitze auf ihn.
Liu bekommt große Angst,bleibt aber an Ort und Stelle.
Er hat sich wieder in seine Menschengestalt verwandelt.

,,Stehen bleiben!",fordert einer der Wachen mit bedrohlichen Blick
Liu gehorcht geht jedoch einige,kleine Schritte zurück,unterdrückt den Drang fortzulaufen.

,,Hände hoch!",patzt er den Weißhaarigen an,Liu hebt gehorsam seine Hände in die Höhe seines Kopfes.

,,Bitte tut mir nichts.",fiepst Liu verängstigt.
Die Wache die ihn anmacht nimmt ihre Stangenwaffe herunter und geht zu ihm,um seinen Oberarm unter seinen Hals zu positionieren.
Durch diesen Würgegriff kann Liu sich nicht befreien und atmet schwerfällig, versucht jedoch so wenig,wie möglich Widerstand zu leisten.

,,Bitte...nicht.",fleht Liu mitleidig.

,,Wir bringen ihn zum Alpha.",befiehlt die andere Wache die Liu noch mit der Spitze seiner Stangenwaffe bedroht,jedoch nun diese niederlässt.

____

Mit den Händen nach vorne gefesselt und einem Stück Stoff in Mund,der als Knebel fungiert,geht Liu mit den Wachen.
Sie stoppen und stoßen den Omega rücksichtlos zu Boden,Liu jault schmerzhaft auf wegen seiner verletzten Schulter.

Knieend sieht Liu eingeschüchtert auf dem Boden als in seinem Blickfeld zwei paar schwarze Herrenschuhe kommen.

Alpha.,denkt sich Liu, wollte nur zu gerne mit ihm reden und ihn fragen,ob es stimmt,dass er ihn ausliefern möchte.
Aber sein Knebel im Mund hindert den Weißhaarigen daran.

,,Liu..."haucht Mike seinen Namen im traurigen Flüsterton.
Im selben Moment,wo der Weißhaarige seinen Namen hört schaut er auf.

,,Es ist nicht gut,dass du hier bist.",redet er mit Liu per Gedankenübertragung,ohne dass die anderen Wölfe was davon mit bekommen.

,,Ich hörte,dass du mich an meinen Onkel ausliefern möchtest,so wollte ich mich selbst überzeugen,dass du mich so sehr hasst,dass du es wirklich vor hast.",redete er mit dem Alpha,wie er zuvor mit ihm.

,,Was sollen wir mit diesem Unruhstifter tun?",unterbricht nun eine der beiden Wachen die schweigsame Stille.

,,Ich werde ihn bei Sonnenaufgang unserem Feind übergeben. Ihr dürft gehen.",fordert Mike die Wachen mit befehlerischen Ton auf zu gehen.
Sie verabschieden sich und gehen wieder auf ihren Posten.
Sie überlassen dem Alpha den wertlosen Omega.

Mike fasst den Oberarm des Weißhaarigen an und hilft ihm aufzustehen.
Was mit den Fesseln um seine Handgelenke erschwert ist.

,,Komm.",sagt der Alpha knapp und Liu folgt dem Schwarzhaarigen.

Der Alpha bringt ihn zur Krankenstation,wo Liu selbst ein Zimmer hatte vor nicht all zu langer Zeit.

,,Hier ist Jemand der mit dir sprechen möchte.",erklärt Mike als sie vor einer Tür stoppen.
Mike nimmt ihm die viel zu fest angelegten Fesseln ab,mitsamt den Knebel.

Mit fragenden Blick schaut er den Alpha verunsichert an,jedoch nickt dieser nur zur Tür zur Aufforderung.
Dementsprechend entschließt sich Liu durch die Tür zu gehen,wo er die Heilerin mit dem krummen Rücken und ihrem Gehstock sitzen sieht.

,,Keine Scheu,mein Junge. Komm ruhig her.",ertönt ihre freundliche Stimme.
Der Weißhaarige schreitet näher an die Heilerin heran,zurückhaltend und still.

,,Was möchtest du?",fragt Liu nun,während er nun vor ihr steht und sich hinkniet.
Er sieht zu ihr auf,fängt ihren sanften Blick umgeben von Falten ein.
Egal,wie vielen Wölfen Liu in seinem jungen Leben begegnet ist,diese Wölfin weckt in ihm eine Verbindung zu ihr,die er sich nicht erklären kann.
Schon damals im Krankenzimmer fühlte er sich wohl als er mit ihr alleine war,als würde sie ihn kennen.
Wo er Jim heilte und seine Kräfte ihn verließen und man ihn ins Krankenbett hiefte.

,,Ich weiß jetzt,wie du damals Jim geheilt hast.",offenbart sie ihm mit ernsten Unterton,während sie zu ihm hinunter schaut.

Da der Weißhaarige nicht weiß,was er dazu sagen soll,schweigt er weiterhin.

,,Du hast eine Gabe nicht wahr? Die Kraft der Göttin,nennt man sie."
Der Weißhaarige dreht sein Gesicht zur Seite und schnappt ertappt nach Luft,dass war in keinem Fall gut,das Jemand davon zu wissen scheint.

,,Mit dieser Gabe kannst du,jedoch nur andere heilen,dich selbst nicht,oder?"
Da der junge Wolf sie ignoriert,klopft sie mit dem Ende ihres Gehstocks auffordernd auf den Boden,Liu zuckt ins sich zusammen und schaut zur der älteren Dame hinauf,während er noch immer auf dem Boden sitzt.

,,Ich weiß nicht,wovon du redest." ,versucht sich Liu aufgewühlt rauszureden.

,,Eine alte Dame belügt man nicht. Und zu dem hast du dich doch schon verraten,so unsicher,wie du bist."

Ertappt lässt Liu seine Schulter hängen.
Was sollte es auch noch bringen,Mike wird ihn so oder so ausliefern und er wird bei seinem Onkel verenden.
Der Tod ist ihm gewiss,so kann er das auch zugeben.
Hauptsache Noah kann er in Sicherheit wissen.

,,Du hast recht.Das kann ich, nur mich selbst kann ich nicht heilen.",antwortet er gewissenhaft darauf,verunsichert schaut er zu ihr auf.

,,Sagst du es dem Alpha?"haucht Liu mit mitleidserregender Stimme.
Wölfe die diese Gabe besitzen,wurden früher,wie auch heute gejagt und beseitigt auf bestialischer Art.
Sie gelten als voreingenommene Bestien,weil sie anders sind und nicht verstanden werden.

,,Der Alpha kennt meine Gabe und schätzt diese.
Er ist nicht so schlecht,wie viele denken.
Ich war einst Rudellos.
Eine abgenutzte,alte Frau fand hier ihr zuhause,weil der Rudelanführer mich aufgelesen hat.
Und nun agiere ich als Heilerin für die schwerverletzten in diesem Dorf."

,,..."

,,Er schätzt und liebt dich.
Das was er tut,macht er,weil das Schicksal ihm keine Wahl gibt.
Die meisten sagen,es gäbe eine Wahl,aber die wenigstens können sich in Situationen,wie diese hineinversetzen."

,,Es ist alles nicht einfach.
Jede Entscheidung besitzt Fallen,dass weiß ich.",erklärt der Omega müde von dem Gerede.

,,Es gibt mehr Personen,die dich schätzen als du mit bekommst.
Du darfst nun gehen.
Gute Nacht."

,,Gute Nacht.",Liu erhebt sich und geht mit dem Alpha,der auf ihn hinter der Tür wartet.

Der Ruf des Wolfes:Auf der Suche nach dir!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt