𝟘𝟡. 𝔹𝕣ü𝕔𝕙𝕚𝕘𝕖 𝕂𝕠𝕟𝕥𝕣𝕠𝕝𝕝𝕖

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"We've all got both light and dark inside us. What matters is the part we choose to act on. That's who we really are." ~ Sirius Black

" ~ Sirius Black

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𝔻ℝ𝔸ℂ𝕆

𝕯ie nächsten Tage gingen wie in einem dumpfen Nebel an ihm vorrüber. Die ständigen Erinnerungen an seine Pflicht, an seine Mission, an das unausweichliche Schicksal, das auf ihn wartete, befeuerten seine innere Unruhe und versagten ihm die so dringend benötigte Ruhe.

Aber auch die Erinnerung an die Situationen mit Mera Harmsworth ließ ihn nicht los. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie seine Gedanken zu ihr zurückkehrten – nicht nur zu der Demütigung im Unterricht, sondern auch zu dem Gefühl, das in ihm aufstieg, wenn sie sich ihm gegenüber so selbstsicher und überlegen verhielt.

Am Donnerstagabend, als er mal wieder ziellos durch die düsteren Korridore streifte, spürte er wie sein Zorn erneut an die Oberfläche drängte. Er brauchte Luft, Abstand von den dichten Mauern, die ihn zu ersticken drohten. Deshalb führte ihn sein Weg nach draußen, in die kühle Abendluft, die ihn vielleicht beruhigen konnte.

Doch die frische Luft brachte keine Erleichterung. Stattdessen entdeckte er Mera in der Ferne, wie sie allein durch die bunten, herbstlichen Blätter streifte. Etwas in ihm regte sich – eine Mischung aus Wut, Frustration und einer unbestimmten Faszination, die er nicht vollständig verstand. Ohne groß darüber nachzudenken, lenkten seine Schritte ihn direkt auf sie zu.

„Na Harmsworth, ganz alleine unterwegs?", rief er, seine Stimme triefend vor scheinbar lockerer Freundlichkeit, die jedoch eine klare Bedrohung mitschwingen ließ. Als sie sich zu ihm umdrehte, bemerkte er den Moment des Unbehagens, der ihre Augen verdunkelte, bevor sie ihm ihren typisch herausfordernden Blick zuwarf.

Draco spürte einen Anflug von Zufriedenheit, als sie ihm sagte, er solle sich verpissen. Doch anstatt nachzugeben, trieb ihn ihr Widerstand nur weiter an. Er genoss die Möglichkeit, ihr Unbehagen zu verstärken, indem er ihr nahekam, sie provozierte, ihre Grenzen austestete. Es war, als ob er die Kontrolle, die er in der Zaubertrankstunde verloren hatte, jetzt zurückgewinnen wollte – und zwar um jeden Preis.

„Warum so feindselig?", neckte er sie weiter, während er die Distanz zwischen ihnen auf ein Minimum reduzierte. Sein Grinsen wuchs, als sie trotzig stehen blieb, anstatt zurückzuweichen, obwohl er sehen konnte, dass sie sich innerlich gegen den Impuls wehrte, ihm auszuweichen.

Als er schließlich so nah war, dass er ihren Atem spüren konnte, und ihr Schlag auf seine Wange ihn abrupt aus seiner aggressiven Selbstgefälligkeit riss, wusste er, dass er eben diesen verdient hatte. Der stechende Schmerz traf ihn wie ein Blitz, aber es war nicht nur der körperliche Schmerz, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Es war die Erkenntnis, dass sie tatsächlich den Mut aufbrachte, ihm die Stirn zu bieten.

Er hätte ihr dazu gratulieren sollen, doch sein schockierter Automatismus tat genau das Gegenteil: Die Wut kochte in ihm hoch, und bevor er überhaupt realisierte, was er tat, hatte er ihr Handgelenk gepackt, ihre Bewegungen gestoppt und seine andere Hand fest um ihren Hals gelegt. Ihr erschrockener Blick, der sich in seinen bohrte, hätte ihn innehalten lassen sollen, doch der Zorn war zu stark, die Kontrolle zu brüchig.

„Sieh mich an!", knurrte er, und seine eigene Stimme klang fremd in seinen Ohren – rau und voller ungebändigter Emotionen, die er nicht mehr im Griff hatte. Er spürte, wie sich seine Finger um ihren Hals spannten, wie ihr Atem stockte. In diesem Moment spürte er nichts als den Drang, die Kontrolle zurückzuerlangen, die Macht, die ihm so oft entglitten war, endlich in seinen Händen zu halten.

Doch in den Sekunden, die folgten, kam die Erkenntnis – die Erkenntnis, dass er eine Grenze überschritten hatte, die selbst er nicht bereit gewesen war zu übertreten. Ihr verzweifeltes Ringen nach Luft, das schwache Nicken, das sie ihm als Zeichen des Einverständnisses gab – es durchbrach den Nebel seiner Wut, ließ ihn einen flüchtigen Moment klar sehen.

In ihren Augen sah er etwas, das er nicht ganz fassen konnte, aber es war da. Eine Art leises, verschwommenes Verständnis, das wie kleine Punkte von winziger, aber bedeutender Hoffnung aufblitzte. Punkte die ihm sagten, dass es mehr gab, als die ständige Auseinandersetzung und der Kampf, den er führte. Ein unbestimmtes Gefühl von Möglichkeiten, als ob irgendwo hinter der Fassade der feindlichen Konfrontationen eine tiefere Verbindung auf ihn wartete, die er nicht greifen konnte. Noch nicht.

Mit einem letzten verstärkenden Druck ließ er abrupt von ihr ab und trat zurück. Der Blick, den sie ihm zuwarf, als sie hustend nach Luft schnappte, brannte sich in sein Gedächtnis ein. Es war ein Blick, der ihn an etwas erinnerte, das er tief in sich zu vergraben versuchte – eine tiefe, nagende Unsicherheit, die sich immer dann zeigte, wenn er am verletzlichsten war.

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit, das Knistern der zerbrechenden Blätter unter seinen Schritten begleitete ihn. Sein Herz pochte wild und in seinem Kopf herrschte ein Chaos aus widersprüchlichen Gedanken und Gefühlen.

Als er schließlich die vertrauten Gänge von Slytherin erreichte, holte ihn die Realität ein. Die rohe Gewalt, die er gerade gezeigt hatte, die Brutalität, mit der er sie behandelt hatte – all das widersprach dem, was er sich selbst zu sein vorgab. Er wollte Stärke zeigen, Macht demonstrieren, doch am Ende hatte er nur seine eigene Unsicherheit und seine Furcht vor der Zukunft offenbart.

Als Draco schließlich sein Bett erreichte, fühlte er die kalte Einsamkeit, die ihn umgab. Doch tief in seinem Inneren regte sich ein leises Flüstern, eine unklare, aber hartnäckige Ahnung, dass sich etwas verändern musste. Und dass die Veränderung bereits eingesetzt hatte.

Schlangengift | Draco Malfoy | ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt