,,Was zur Hölle machst du hier?", Louis blickt mir erschrocken aus seinen blauen Augen entgegen. Ich richte mich vom Boden auf, sodass wir uns gegenüberstehen. Viel zu nahe gegenüberstehen...
,,Das könnte ich dich genauso fragen!", entgegne ich, dabei würde es mir normalerweise nie in den Sinn kommen ihm zu widersprechen.
Er hat mich völlig überrumpelt und mir ein Loch in den Kopf geschlagen. Und diese Leere scheint er alleine mit seiner Anwesenheit wieder auszufüllen.
,,Ich dachte du wärst in London?" Verwirrt blickt er durch seine braunen zerzausten Haare. Verdammt, wie soll ich ihm das erklären...Es ist bereits Monate her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich hatte ihm versprochen mich zu ändern, gerade in der Zeit, wo ich mich selbst finden musste. One Direction ist Geschichte, dass hat unser letzter Song History wohl mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Den Abstand brauchte ich daher nicht nur von Lou, sondern insgesamt von der Band. Ich muss herausfinden, wer ich wirklich bin. Ohne den Womanizer, den alle in mir sehen. Ohne Larry.
Aber jetzt, wo er wieder vor mir steht, enttäuscht, dass ich ihn im Stich gelassen habe und verärgert über meine neuen Pläne als Einzelgänger, bereue ich es.,,Es tut mir leid." Ich versuche seinen Arm zu umfassen, doch weicht er von mir ab. Verletzt sieht er mir in die Augen und durchdringt all meine Mauern, die ich versucht habe um mich herum auf zu bauen.
,,Ich sollte besser gehen.", flüstert er heiser und dreht sich von mir weg. Vorsichtig überschreitet er die Schwelle und schließt hinter sich die Tür.Ich bleibe fassungslos in der Dunkelheit stehen.
Ich hatte mir unser erstes Widersehen definitiv anders vorgestellt. Wir sind schließlich keine alten Freunde, welche die Zeit auseinander getrieben hat. Da war mehr zwischen uns, all die Jahre schon. Vielleicht ist es meine Schuld, dass es jetzt nicht mehr so ist.Das dunkle Nichts in dem ich stehe scheint mich seelisch zu erdrücken, also beschließe ich die Glühbirne wieder zum leuchten zu bringen.
Ich senke meinen schweren Kopf zu meiner Brust, wende mich schweren Herzens von der Tür ab, welche ich bereits seit einer ganzen Weile anstarre. Doch sie bleibt geschlossen. Er wird nicht wiederkommen.
Ich blicke erneut in den von Schlieren überzogenen Spiegel und empfinde mein Spiegelbild als unheimlich elendig und armselig.
Es hat mich wohl voll erwischt, denke ich und überlege ob es das Beste wäre, dass grelle Licht wieder auszuschalten. Denn kann ich mich nicht länger ertragen. Nicht so.***
Als ich wieder zu meinem Tisch zurückkehre, ist die Schokolade bereits kalt geworden. Ein kurzer Blick zur Seite verrät mir, dass Louis gegangen sein muss. Ein Tisch ist frei geworden, worüber ein Pärchen froh erscheint, mich hingegen nur traurig stimmt. Ich ziehe meine Nase kraus, wie ich es immer tue, wenn ich an ihn denken muss. Eine Angewohnheit, die ich unmöglich ablegen kann.
Die nächste halbe Stunde sitze ich schlürfend an meinem vermeintlichen Heißgetränk und lasse meine Gedanken schweifen. Als auch die letzte Pfütze meinen Mund erreicht hat, stehe ich auf, ein paar Münzen auf dem Tisch deponiert.
,,Auf Wiedersehen!", ruft mir die alte Dame hinterher, mit einem Lächeln auf den trockenen Lippen. Ich zwinge mich ebenfalls zu einem Schmunzeln, werfe beiläufig die Hand in die Luft, sage aber nichts weiter, weil ich befürchte es würde sowieso nichts aus mir herauskommen.
Die Tür fällt mit einem Klingeln hinter mir zu und ich stehe wieder genau da, wo ich angefangen habe.
Der Sturm rüttelt nur noch an vereinzelten Schaufensterläden, der Schneefall hat aufgehört. Die Straßen sind weiß überzogen und kaum vom Gehweg zu unterscheiden.
Ich ziehe die Schultern bis zu meinem Hals, verstecke die Hände in meinen Jackentaschen. Abrupt setze ich meine Beine in Bewegung, mein Ziel: endlich mein Apartment zu erreichen.***
Ich überqueren soeben die Blue Avenue an der vierten Kreuzung, da beginnt mein Handy zu vibrieren.
Ich halte an, ziehe es aus meiner Jackentasche und nehme den Anruf entgegen.,,Guten Tag, hier ist das New York Presbyterian Hospital, bin ich mit Mr. Harry Edward Styles verbunden?"
,,Ja sind Sie."
Ich bekomme beinahe einen Herzinfarkt.,,Sie stehen hier als Notfallkontakt bei Mr. Louis Tomlinson eingetragen. Er hatte einen Unfall und wurde in die Klinik eingeliefert, wir würden Sie bitten, so schnell wie möglich vorbei zu kommen."
,,Ja, ja natürlich!", meine Stimme klingt brüchig und heiser. Der Schreck steht mir ins Gesicht geschrieben, blanke Panik macht sich in mir breit. Ich schlucke hart, fahre zittrig mit der Zunge über meine trockenen Lippen.
,,Aber sagen Sie bitte, was bedeutet Unfall? Ist es sehr schlimm, was ist passiert?"
So viele Fragen schwirren in meinem Kopf herum und es ist mir unmöglich sie zu ordnen. Bitte lass mich endlich aus diesen Albtraum aufwachen!,,Das erklären wir Ihnen alles in Ruhe vor Ort. Machen Sie sich keine Sorgen. Brauchen Sie vielleicht Hilfe, um zum Krankenhaus zu gelangen, Mr. Styles?"
,,Nein danke, ich werde gleich bei Ihnen sein."
Sofort drücke ich den Anruf aus und eile hinunter in den U–Bahnschacht.
Hoffentlich bringt mich eine Bahn davon zu Louis. Und zwar schnell.Gott, wieso muss so etwas immer passieren.
Gerade jetzt, wo ich über ihn hinwegkommen wollte.
Aber macht er es mir verdammt schwer...
DU LIEST GERADE
Ever Since New York
FanfictionHarry Styles, ein erfolgreicher Musiker, fliegt in die weltbekannte Stadt New York City. Eingeschneit sitzt er in Manhattan fest und schwelgt in Erinnerungen an seine erste Große Liebe, Louis Tomlinson. Doch gerade, als er versucht das Vergangene zu...