Alles ist still.
So verdammt still, dass ich mir selbst ans Herz fassen muss, um zu prüfen, ob es noch schlägt. Ich spüre es gegen meine Finger hämmern und atme laut aus.
Meine Hände zittern, als ich sie zurück unter die Decke schiebe.
Ich liege in einem Krankenhausbett, die Vorhänge sind zugezogen, dabei weiß ich, dass es draußen ebenso dunkel ist, wie hier drinnen.
Ich bin alleine, niemand ist bei mir. Selbst Harry nicht.Meine Brust tut weh und ich traue mich nicht über sie zu streichen. Wieso bin ich immer noch hier?
Das ich Blut gespuckt habe war bestimmt kein gutes Zeichen, aber wieso redet keiner mit mir? Bin ich wirklich erst jetzt aufgewacht?
Ich erinnere mich an die Fahrt im Krankenwagen, an Harrys Stimme, dicht an meinem Ohr.
Sie haben mich in einen Röntgenraum geschoben, mehr weiß ich nicht mehr.Bin ich krank? Ich weiß es nicht.
Das laute Ticken der Uhr bringt mich ganz durcheinander und ich habe den Eindruck, mein Herzschlag würde sich in aller Verzweiflung an diesen Rhythmus klammern...als hätte ich meinen eigenen verloren.
Darf ich mich überhaupt bewegen oder wurde ich bereits an sämtliche Geräte angeschlossen?
Ich bekomme etwas schwerer Luft, muss erneut husten, was mir schmerzen bereitet. Diesmal sind sie weniger intensiv, nicht unaushaltbar, wie vor wenigen Stunden.Vielleicht haben sie mich wieder auf Drogen gesetzt, denke ich mit rollenden Augen.
Mein Herzschlag pulsiert in meinen Ohren, während ich auf den Knopf neben meinem Bett drücke.
Ein leises Piepsen ertönt, dann warte ich, in der Hoffnung ein Arzt würde sich zeigen.
Verdammt wo ist Harry?
Ich fühle mich verloren und einsam.
Eine gewisse Panik und Angst liegt in meinen Augen, als sich die Tür meines Zimmers aufschiebt und Dr. Franklin mir wieder gegenüber steht.„Ich hatte gehofft, Sie nicht sobald Wiedersehen zu müssen.", er sieht mich an, viel zu lange, als würde er mich genauestens Mustern.
„Ja, dass hatte ich auch.", meine Stimme klingt belegt und trocken. Ich räusperte mich verhalten, dann wieder das Husten, welches aus meiner Lunge nach oben gedrückt wird.
Fuck„Wie geht es Ihnen? Haben sie noch schmerzen im Brust Bereich?"
Ich nicke und halte die Hand vor den Mund, als ich mich erneut räuspere.
„Das wird wohl auch in den nächsten Tagen nicht besser werden. Die Schmerzmittel, welche Sie bekommen werden, können leider nicht alles betäuben.", er sieht mich besorgt an, dann setzt er sich auf einen Stuhl, welchen er sich heran zieht.
Mein Herzschlag verdreifacht sich. Es sieht nicht gut für mich aus.
Und in meinem Kopf flehe ich ihn an, wieder aufzustehen. Er soll mich nicht bemitleiden, er soll mich nicht ansehen, als wäre ich ein verdammter Hund, der im Sterben liegt. Das will ich nicht!Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und ich versuche ihn loszuwerden, in dem ich gequält schlucke. Ich nehme das schlimmste an, denn warum sonst, sollte er sich auf eine Augenhöhe mit mir begeben wollen?
„Hat Dr. Albert schon mit Ihnen gesprochen?", fragt er vorsichtig, seine Stirn in Falten gelegt. Er ist besorgt um mich, dass merke ich.
„Nein.", sage ich mit zittriger Stimme. Meine Hände schwitzen fürchterlich unter der Bettdecke, sodass es mir unangenehm ist. Ich muss wirklich schrecklich aussehen, denn fühle ich mich im Inneren eben genau so.„Okay.", er atmet ruhig ein und aus, als hätte das eine beruhigende Wirkung auf mich. Aber das Gegenteil ist der Fall, er macht es nur noch schlimmer.
Ich will einfach nur raus hier, weg von diesem furchtbaren Ort und wieder zurück in das Bett, zu Harry. Es ist der reinste Albtraum und ich stecke darin fest. Ich weiß, dass ich nicht wach werden kann, weil es die Realität ist.
Mein Scheiß Leben, für das ich nie gut genug war.„Es fällt mir sehr schwer Ihnen das sagen zu müssen. Sie sind ein anständiger Kerl und abgesehen davon, dass Sie die Tabletten nicht eingenommen haben, die ich Ihnen verschrieben hatte...machen Sie sich bitte keine Vorwürfe deswegen.", er sieht mich an und diesmal kann ich absolut nicht sagen, was in seinem Kopf vorgehen muss.
Versucht er mich zu trösten oder mich zum weinen zu bringen?„Aber es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir bei Ihnen Lungenkrebs diagnostiziert haben."
Ein lautes Rauschen durchflutet meine Ohren und ich sitze wie gelähmt da. Ich kann mich nicht bewegen, kann nicht schreien vor Wut und nicht weinen vor Trauer.
Es fühlt sich an, als hätte meine Seele bereits meinen Körper verlassen.
Mein Gefühl hatte mich bereits vorgewarnt, dennoch spüre ich einen Schuss in den Rücken, Hinterhältig und ohne jegliche Vorwarnungen erschüttert es mich.
Und jetzt, wo ich wie versteinert in einem Krankenbett sitze, wird mir klar, dass ich mein Leben für einen Haufen Zigaretten hergegeben habe.Das laute Rauschen in meinem Kopf will nicht aufhören. Es quält mich immer weiter.
Ich möchte sterben, jetzt. Ich will die Schmerzen nicht länger ertragen müssen. Es tut weh, so verdammt weh und ich fange an zu weinen. Nicht wegen mir selbst und dem Schicksal, dem ich unterlegen bin, ich weine, weil ich weiß, dass ich Harry hier in dieser Welt zurücklassen werde.Ich schäme mich nicht für meine Tränen, bereue es nur, sie nicht eher vergossen zu haben. Frage mich, wieso ich in meinem Leben mehr aus Trauer und nicht aus Freude geweint habe.
War es ein schönes Leben?
All diese Dinge tauchen in meinem zerstörten Kopf auf und das, obwohl mein Leben noch nicht einmal vorbei ist. Doch das wird es.
Und genau das ist es, was mich spüren lässt, wie einsam ich mich fühle.
Ich habe bereits meine Mum an den Krebs verloren und ich weigere mich zu akzeptieren, dass ich dem gleichen Schicksal unterlegen bin.Fuck
Ich wünschte Harry wäre jetzt hier bei mir. Ich wünschte er könnte mich trösten.
Stattdessen ist es die Hand von Dr. Franklin, welche sachte meinen Rücken entlang streicht.Ich hatte gedacht, Harry und ich hätten eine zweite Chance verdient.
Ich dachte, sie würden uns etwas mehr Zeit geben.
Aber das haben sie nicht.„Wie lange habe ich noch?", frage ich ihn mit bebender Stimme, dabei will ich die Antwort genau genommen gar nicht hören.
Er seufzt.
„Zwei Wochen, vielleicht drei. Es tut mir leid, aber Ihre Lunge wird das nicht mehr lange mitmachen. Und zu diesen Zeiten ist es sehr schwer einen Spender zu finden, und das in dieser kurzen Zeit zu schaffen, halte ich für ausgeschlossen."
Sein Arm lässt nicht von mir ab, während er mir weitere Horror Nachrichten übermittelt. Alleine deswegen bin ich froh, kein Arzt zu sein. Soetwas könnte ich niemals den Menschen beibringen.
Als ich nicht reagiere, mich vollkommen verschließe und versuche zu begreifen, dass es keine Heilung für mich gibt, beginnt er fort zu fahren.
„Wir werden unser bestes geben, damit sie nicht so lange leiden müssen."
Ich nicke stumm. Ich kann unmöglich noch länger in diesem Krankenhaus blieben, ich will wieder zurück in die Wohnung. In mein neues Zuhause. Zurück zu Harry.
„Wo ist Harry?", frage ich ihn vorsichtig und wische mir die Nässe von den Wangen. Ich will das er bei mir ist. Scheiße, ich will gar nicht wissen, wie er die Nachrichten aufgefasst hat. Ob er es schon weiß? Natürlich weiß er es...„Er war hier und hat gewartet, dass Sie aufwachen. Dann ist er wieder gegangen, vermutlich um den Paparazzi zu entgehen."
Ich schlucke. „Verstehe." Er ist nicht hier und wird auch nicht kommen.
„Wann darf ich wieder gehen?", frage ich den Arzt weiter. Ich brauche jetzt unbedingt meine Ruhe, meine vertraute Umgebung. Ich muss zu ihm, egal weshalb er gegangen ist. Ich werde ihn finden müssen. Wir sind noch nicht fertig. Ich kann ihm nicht verübeln, dass er gegangen ist. Ich war bestimmt die halbe Nacht nicht ansprechbar. Wie lange hätte er schon warten müssen.
„Sie sollten noch über Nacht bleiben. Aber habe ich nichts dagegen, wenn Sie morgen wieder nach Hause fahren, sich ein Taxi nehmen und in Ihre Vertraute Umgebung zurück gehen. Wir würden Ihnen dann die wichtigsten Medikamente zur Schmerzlinderung mitgeben", er sieht mich ernst an. „Aber bitte, nehmen Sie sie dann auch. Das wäre wirklich wichtig."
Ich nicke ein letztes Mal stumm, dann zieht er sich zurück und lässt mich alleine.
Alleine...
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Ever Since New York
FanfictionHarry Styles, ein erfolgreicher Musiker, fliegt in die weltbekannte Stadt New York City. Eingeschneit sitzt er in Manhattan fest und schwelgt in Erinnerungen an seine erste Große Liebe, Louis Tomlinson. Doch gerade, als er versucht das Vergangene zu...