Chapter 23 - Harry

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Ich bin in London.
An dem Ort, wo ich gerade am wenigsten sein möchte.
Ich weiß, dass Louis mich braucht, dass er sich fragt, wieso ich gegangen und nicht geblieben bin. Würde er mich nach dem Grund fragen, wüsste ich nicht einmal mehr eine Antwort darauf. Jedenfalls keine, die das wieder gut machen könnte, was ich ihm angetan habe.

Er wird's schon ohne dich überleben.", haben sie gesagt. Ich habe genickt und so getan, als würde ich ihnen glauben. Aber das tue ich nicht wirklich.
Ich wünschte ich könnte...
Dann wäre es jetzt so viel einfacher die Türen meines Hauses auf zu schließen und hinein zu gehen. Meine Tasche trage ich selber, sie ist nicht besonders schwer, immerhin liegt das meiste noch in New York. Dennoch fühlt es sich unheimlich anstrengend und ermüdend an, mit diesem Gepäck durch meine Haustür zu gehen. Der Schlüssel dreht sie praktisch wie selbst in meiner Hand und auch das vertraute Geräsuch beim schließen der Tür, fühlt sich verboten erleichternd an.

Den ganzen Flug über habe ich die Option vor meinen Augen gesehen, einfach abzuspringen und ins Krankenhaus zurück zu fahren.
Aber die Tatsache, dass ich wieder festem Boden unter den Füßen habe und ein vertrauter Geruch meine Nase emporsteigt, nimmt mir die Entscheidung ab.
Ich kann nicht wieder nach New York zurück. Dafür ist es bereits zu spät.
Louis wird wach sein und sich in diesem Moment verzweifelt fragen, was er falsch gemacht hat, dass ich ihn ohne jegliche Erklärung verlassen habe.

Ich hoffe, ich werde es ihm in ein paar Wochen bei einer Tasse Tee erzählen können, und ich hoffe, dass dann alles wieder gut ist.

Ich werfe die Reisetasche neben mich auf die weißen Fliesen, welche die kleine Eingangshalle bepflastern. Die Decken sind hoch und mit Stuckleisten verziert. Es ist hell und in schlichten Weißtönen gehalten. Ganz anderes als in meiner Wohnung in New York.
Und als hätte diese Atmosphäre Auswirkungen auf meine Persönlichkeit, fühle ich mich direkt wie ein ganz anderer Harry.
Nicht unbedingt besser, aber eben anders.
Mehr wie ein freier Junggeselle und nicht wie ein Mann, dem man das Herz vor seinen Augen entrissen hat.

Seufzend schlüpfe ich aus meinen Boots, welche mich bereits an so viele Orte begleitet haben.
London würde ich dabei als die Stadt bezeichnen, wo es sich immer am ehesten nach Heimat angefühlt hat. Hier bin ich am meisten. Trotzdem kommt mir der Gedanke, dass etwas fehlt. Louis. Wer sonst...

Ich blicke Sehnsüchtig aus dem Fenster. Es ist bereits 12 Uhr Mittags, trotzdem habe ich die Nacht nicht geschlafen. Draußen ist es kühl, die Bäume sind karl und grau, als wäre ihnen jegliches Leben aus den Ästen gezogen wurden.
Ich wünschte ich könnte sagen, mir ginge es anders. Aber das tut es nicht.
Die Luft in dem Eingangsbereich ist mit warmer Heizungslust gefüllt. Sie erdrückt mich und meinen Kummer. Der Schmerz bleibt hingegen. Er drück auf meine Brust und lässt mich weiter in den Erinnerungen an New York schwelgen.

Ping
Mein Handy leuchtet auf und eine Nachricht erscheint auf dem Display.

Habe gehört du bist wieder in London.
Wollen wir uns morgen Mittag zum Essen treffen?

Ich starre auf die Nachricht. Wenn Mum nur wüsste, wie mies der Zeitpunkt gerade ist. Egal ob heute, morgen oder die nächste Woche, es wird mir nie passen.

Okay. Bei unserem Italiener?
-H

Ich drücke auf Senden, während ich in meine Küche komme. Ich könnte schon jetzt etwas zu essen vertragen, bin heute aber definitiv zu erledigt, um noch groß raus zu gehen. Die ganze letzte Nacht war wie verhext und ich habe kaum im Flugzeug schlafen können.

Sehe dich dort morgen um 14 Uhr! Ruhe dich aus.
Lieb dich
- Mum

Ein Kussemoji steht hinter ihrem Namen.
Verdammt, ich könnte gerade wirklich eine Umarmung gebrauchen.
Ich liebe meine Mum dafür, dass sie immer weiß, was ich gerade benötige. Sie ist immer für mich da, und deshalb frage ich mich, ob die Medien bereits über Louis berichtet haben. Weiß sie was passiert ist? Denn ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

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