Chapter 7 - Louis

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Ich möchte ihn nie wieder loslassen,
denke ich, als ich ihm in die grünen Augen sehe. Trotzdem liegen unsere Hände nebeneinander auf dem schneebedeckten Geländer. Ich sehe wie seine Hand rot anläuft und beginnt zu zittern. Ich kann nicht mal mehr sagen, warum ich seine Hand wieder losgelassen habe. Vielleicht liegt es daran, dass alles ein wenig zu schnell geht. Wir haben uns ein halbes Jahr nicht gesehen, nicht miteinander gesprochen. Ich weiß nicht in wie weit ich ihm wieder vertrauen will, trotzdem sagt mir mein Herz, dass es okay ist.
Dass er sich geändert haben muss, dass wir noch eine Chance haben.

Sein Blick ist leicht verschlafen, genau wie damals, wo wir die Morgende zusammen im Bett verbracht haben. Ich darf nicht daran denken, sonst bringt mich die Sehnsucht danach noch um. Verdammter Mist. wie konnte er meine Gedanken wieder so für sich einnehmen?

,,Ist dir kalt?", frage ich ihn, da er sich abermals schüttelt.
,,Vielleicht ein wenig.", gibt Harry zu und lehnt sich weiter zu mir rüber, sein Kopf trifft meine Schulter. Er schreckt zurück, sieht mich entschuldigend an, doch lächele ich nur verhalten.
Ich wusste, dass er mich auch vermisst hat, aber erst jetzt wird mir klar, wie sehr.

Alles in mir hat sich verkrampft, als sein Kopf meine Schulter berührt hat. Er hat mir einen Schlag verpasst und zwar einen ziemlich starken. Es scheint so, als wäre in meinem Gehirn alle Sicherungen durchgebrannt, denn anders kann ich es mir nicht erklären, wieso ich sachte in seine Locken greife und sein Kopf wieder auf mich lege.
Ich bin viel kleiner als er, weshalb ich annehme, dass seine Position wesentlich unbequemer sein muss. Trotz alledem bewegt er sich kaum, macht nicht mal Anstalten seinen Kopf von mir zu nehmen. Und ich genieße es.

Bedächtig schaue ich mich - so gut es geht - zu allen Seiten um.
Ich bewege meinen Kopf so vorsichtig, als wäre er ein zerbrechliches Reh, das man verschrecken könnte.
Im nächsten Moment atme ich erleichtert auf. Ich kann niemanden mit einer Kamera entdecken, niemanden der Fotos von uns schießen könnte, welche morgen in der Zeitschrift auftauchen. Ich habe über die Jahre gelernt damit umzugehen, weiß wie man sich in der Öffentlichkeit richtig verhält, sodass niemand Verdacht schöpft, es könnte etwas zwischen mir und Harry sein.
Dabei weiß ich gar nicht, wo wir beide heute stehen. Erst gestern haben wir noch gestritten und unsere Gefühle geleugnet. Die sechs Monate von einander getrennt verbracht zu haben, hat aus uns zwei Fremde gemacht. Aber hier mit ihm zu stehen, gibt mit ein ganz anderes Bild von uns beiden.
Endlich wirken wir wieder vertrauter miteinander, gestehen uns diese Nähe ein und fühlen uns wieder bei dem anderen Wohl. Es ist, als wären wir wieder 16 und frisch verliebt. In meinem Kopf spielt das Lied: If I could fly, welches Harry für mich geschrieben hat. Und genau diese Erinnerungen ziehen mich wieder in das Loch zurück, aus dem ich mich so langsam in den letzen Monaten heraus kämpfen musste. Es lässt mich aber auch glauben, dass ich froh sein sollte, ihn wieder bei ihm zu haben. Immerhin bin ich auch nicht ganz unschuldig an unserer Trennung. Daran will ich jetzt aber lieber nicht denken. Eines Tages werden wir uns aussprechen müssen, aber nicht jetzt.

,,Denkst du, wir können einfach da weitermachen, wo wir damals aufgehört haben?", fragt er mich mit rauer Stimme, was ein flattern in meinem Inneren auslöst. Still stehe ich neben ihm, seine Haare sind von der Gischt zu leichten Locken geformt und kitzeln meine Wangen, sodass ich lächeln muss. Als ich meine Nase in seine vom Wind verwuschelten Haare drücke, kann ich den Geruch seines Shampoos riechen.
,,Was meinst du?", frage ich nur, weil ich das Folgende unbedingt richtig verstehen möchte. Ich will, dass er offen mit mir darüber reden kann. Ich brauche diese Klarheit.
,,Damals, bevor ich weggegangen bin. Ich wünschte wir hätten nie damit aufgehört. Ich habe dich vermisst.", er klingt traurig. Langsam entzieht er sich mir, richtet sich neben mir auf, sodass ich auf Augenhöhe mit seinen Lippen bin.
,,Kannst du mir das jemals verzeihen?", fragt er mich betrübt, schiebt seine Finger in meinen Haaransatz. Wie gelähmt starre ich auf seinen Mund, schaffe es nicht, mit meinen Blick höher zu gehen.
Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, die Worte wollen nicht aus mir herauskommen, stecken in meinem Hals fest. Zaghaft befeuchte ich meine trockenen Lippen, welche immer noch leicht geschwollen vom Unfall sind.

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