Chapter 18 - Harry

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Ich habe so lange auf diesem Moment gewartet.
Mein Hals wird trocken und Tränen steigen mir in die Augen, als ein Windzug aufkommt.
Ich will ihm Augenblicklich um den Hals fallen und ihm das gleiche sagen. Ich will es laut vom Balkon aus schreien, sodass es die ganze Welt hört.
Aber weiß ich leider, dass das nicht geht. Selbst wenn der Wind meine Worte verschlucken würde, selbst wenn sich niemand dafür interessieren sollte.
Ich stecke in einem Gefühlschaos, was sich nicht länger beherrschen lässt.

,,Lou ich...fuck.", ich wüsche mir über die Wangen, die Tränen sollen endlich verschwinden.
,,Alles okay, Hazza?", er legt einen Arm um mich, während ich mich am Geländer abstütze, das Gesicht in den Händen vergraben.
,,War das zu viel?", fragt er mich verunsichert und ich merke, wie er es bereut. Dabei soll er das nicht bereuen müssen, dass er gesagt hat, er würde mich lieben. Ich will, dass er das hier niemals wieder bereut!

,,Nein.", schluchzte ich mit bebender Stimme, während die Tränen unaufhaltsam meine Wangen hinablaufen und meine Augenlieder füllen. ,,Shit.", fluche ich leise.
Ich will nicht weinen. Aber wie könnte ich nicht, bei dem, was er mir eben gesagt hat?
Er liebt mich.
Es ist nicht das erste mal, dass jemand das zu mir sagt. Nichteinmal das erste Mal, dass ich es von Lou höre. Trotzdem ist es jetzt anders.

Wir sind Erwachsen, keine Teenager mehr und wenn man jetzt soetwas sagt, dann nur, weil es von Herzen kommt. Ihm ist bewusst, wie viel Gewicht diese drei Worte haben. Und dieses Gewicht fällt plötzlich auf mich hinab und begräbt mich, zwischen all den Erinnerungen, die ich an uns habe. Zwischen all dem Schmerz, den ich spüre.
Ich bekomme kaum Luft, so sehr füllt sich mein Mund mit Spucke.
Und ich schluchze in meine Hände, während er mich fest hält.

Seine Arme liegen so dicht um meinen Körper geschlungen, als befürchte er, ich könnte in die Tiefe stürzen.
Dabei bin ich das längst.
Aber vielleicht, ist das gar nichts schlimmes.
Vielleicht, denke ich mir, ist es nur ein Zeichen dafür, wie viel mir das hier bedeutet.

,,Kannst du es vielleicht noch einmal sagen?", frage ich verlegen.
Meine Augen habe ich bereits tot gerieben und sie brennen fürchterlich, als ich ihm endlich in die blauen Augen schaue.
Louis schmunzelt erleichtert, dann drückt er mir einen Kuss auf die Stirn.
,,Ich liebe dich, Harry Styles."
Ich schniefe leise, dann lege ich meinen Kopf in den Nacken, um seinen Gesichtsausdruck zu sehen.
,,Ich liebe dich auch, Louis Tomlinson. Das habe ich immer."
,,Ich weiß", sagt er. ,,Deshalb bin ich hier."

***

Ich wickle meine Decke um unsere kalten Arme, als wir die Terassenmöbel vom Schnee befreit haben. Louis setzt sich auf meinen Schoß, genau so, wie wir es früher immer getan haben. Ich spüre seine Wärme an mir und streiche mit meinen Fingern über seinen Oberschenkeln. Ich spüre, wie er leicht erschaudert, sich aber nichts weiteres anmerken lässt.
Also mache ich weiter, bis ich bei seinem unterem Rücken angekommen bin und die Arme um seinen Körper schlinge. Ich drücke ihn näher an mich und will ihn gerade küssen, da dreht er seinen Kopf von meinem Weg.
,,Habe ich was falsch gemacht?", frage ich ihn, doch er antwortet nicht. Es wird plötzlich still um uns und ich spüre, wie er langsam von meinen Schenkeln rutscht.
Will er etwa gehen? Gerade jetzt, wo wir uns wieder näher gekommen sind? Ich könnte heulen, schonwieder.

,,Ich brauche nur kurz frische Luft.", Louis erhebt sich und drückt sich von meinen Beinen ab. Ich spüre seinen warmen Abdruck, den er hinterlässt. Schnell wird die Stelle wieder kalt und ich ziehe die Decke über meine Beine. ,,Wir sind draußen Louis, frischer wird die Luft in New York leider nicht.", sage ich leicht amüsiert, aber nur, weil ich hoffe, dass er sich gleich zu mir um dreht und ruft:

„War nur Spaß! Wie könnte ich dich jemals wieder alleine lassen!"

Aber das tut er nicht. Stattdessen atmet er immer wieder lautstark ein und aus. Bekommt er etwa eine Panikattacke?
,,Louis?", ich stehe abrupt auf und gehe auf ihn zu. ,,Ich brauche nur kurz etwas Abstand!", sagt er sofort und zwingt mich stehen zu bleiben. Seine Hand ist in meine Richtung ausgestreckt, sodass sie zittrig in der Luft hängt.
,,Fuck....Fuck...!", höre ich ihn stammeln, während er die Arme über seinen Kopf wirft.
Und was mache ich?
Ich stehe ratlos daneben, habe keine Ahnung davon, was hier gerade passiert und auch nicht, warum. Bin ich ihm zu nahe gekommen? Dabei war das bei weitem das Harmloseste, was ich jemals mit ihm angestellt haben.

Irgendetwas muss ihn belasten und ich frage mich, ob das etwas mit der letzten Nacht zu tun hat...
Gemma wollte es mir beim besten Willen nicht verraten und daher bin ich mir sicher, es muss etwas wirklich schlimmes sein...
Nur was?

Ich versuche es erneut und mache langsame Schritte auf ihn zu. Ich friere fürchterlich, halte mich aber mit dem Zähneklappern zurück. Das hier geht vor.

,,Rede mit mir. Bitte. Was ist gestern passiert Lou? Wieso warst du heute morgen so durcheinander? Wovor fürchtest du dich?"
Ich stehe nun direkt hinter ihm, sein Rücken ist zu mir gedreht.
,,Dich.",presst er gequält hervor.
,,Was?", erschrocken starre ich gegen den grünen Pullover, meine Augen weiten sich vor entsetzen.
,,Ich kann das nicht mehr." Louis greift mit seiner Hand in den Schnee, welcher auf der Brüstung liegt. Seine Hand wird rot und beginnt zu zittern.
,,Verstehe.", sage ich trocken und lüge dabei. Ich verstehe rein gar nichts mehr!

,,Nein, so meine ich das nicht Harry", seine Stimme ist emotionslos. Viel zu emotionslos...
,,Ich kann-.", er macht eine Pause und ich merke, wie schwer ihm die folgenden Worte fallen. ,,Ich kann dich nicht berühren. Nicht auf diese Art."
,,Warum, Louis?", frage ich zärtlich und einfühlsam. Ich muss es wissen, wie sollte ich ihm sonst helfen können?
,,Weil ich kaputt bin. Er hat mich kaputt gemacht."
,,Von wem sprichst du Louis?"
,,Der Type von gestern.", er schluckt und dreht sich langsam zu mir um. Seine Augen sind gerötet und glänzen.
,,Er hat mich Missbraucht."

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