Ich befinde mich bereits seit Stunden in einem undurchdringbaren Rauschzustand.
Das laute, schrille Piepsen in meinem Kopf will nicht mehr aufhören und mein Schädel brummt, als hätte ich die ganze Nacht durchgesoffen.Völlig panisch und unkonzentriert laufe ich den Gang des Krankenhauses auf und ab.
Ich sollte im Wartebereich sitzen, stattdessen irre ich in den Fluren umher, als würde ich so Louis schneller wieder zurückbekommen.
Getrocknetes Blut haftet an meinen Händen und an meinem Bauch. Ich wollte es abwaschen, die schlimmsten Minuten meines Lebens davonspülen, aber konnte ich es nicht - keine Zeit.
Stattdessen retuschiert ein schwarzes T– Shirt die Flecken auf meinem Oberkörper.Ich bin kurz davor die Geduld zu verlieren und auszurasten.
Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe und sei es nur für ein paar Sekunden, sehe ich Louis wieder vor mir. Wie er auf meinem Becken sitzt und Blut auf mich hinab hustet. Ich höre seine Schmerzensschreie in meinen Ohren und spüre seine Fingernägel, wie sie sich wie Eisenstäbe in meine Brust bohren.Selbst die Fahrt zum Krankenhaus war die absolute Qual für mich. Wie sie ihn auf die Trage geschoben haben, mit nichts weiter als einem Krankenhaushemd über seinen Körper.
Ich will mir keine Gedanken über diese Konsequenzen machen müssen.
Das einzige was für mich gerade Wichtig ist, ist das ich Louis sehen kann.
Ich will wissen, was da vorhin passiert ist! Wieso geht es ihm so verdammt schlecht?
Und verdammte Scheiße, wo kam all das Blut her?Es fällt mir unheimlich schwer einen Nervenzusammenbruch zu verhindern. Das einzige, was größer als meine Verzweiflung ist, ist die Angst. Angst, ihn vielleicht nie wieder zu sehen. Angst, dass es bereits zu spät für uns beide sein könnte. Gerade jetzt, wo ich weiß, dass wir uns lieben. Das er mich liebt. Und ich es auch tue.
Lauten Schrittes kommt ein Mann im weißen Kittel an mir vorbei gerannt. Mit einem Klemmbrett unter dem Arm fährt er sich gestresst durch die Haare - dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. „Warten Sie!", rufe ich ihm hinterher, als er mich atemlos passiert hat. Wieso habe ich das Gefühl, dass alles so langsam voran geht und mich dann in seiner Schnelligkeit überfordert?
Also sprintet ich ihm hinter her, selbst dann noch, als er schneller wird und mir eine ablehnende Handbewegung entgehen wirft.
,,Wie geht es ihm?", brülle ich hysterisch, während ich neben ihm herhechte.
,,Wir werden Ihnen Bescheid sagen, sollte er aufwachen.", sagt der Arzt nüchtern und versucht mich damit abzuwimmeln.
Ist das sein Scheiß ernst? Denkt er ernsthaft das würde funktionieren?
,,Wo ist er jetzt?", dränge ich ihn, verliere nicht an Tempo, als ich ihm bis an den Empfang folge.
,,In guten Händen.", der Arzt wünscht sich den Schweiß von der Stirn und mustert mich angespannt.
,,Sagen Sie mir bitte einfach, was er hat und ob es ihm bald besser gehen wird!", meine Stimme klingt verzweifelt. Völlig aufgelöst stehe ich vor ihm. Und er? Er verspottet mich förmlich mit seinen wagen Aussagen, die keinen Inhalt haben und doch so viel sagen.
Er will es mir nicht erzählen, weil es nichts gutes zu sagen gibt.
Meine Nasenflügel beginnen sich aufzublähen und ich bekomme kaum noch Luft zum Atmen. Ob es Louis wohl auch so geht?
Shit. Darüber darf ich nicht mal nachdenken.,,Ich kann Ihnen leider nicht mehr sagen. Ärztliche Schweigepflicht.", sagt er stumpf und räumt sich somit eine Position über mir ein.
Am liebsten würde ich ihm die Worte: „Fick dich doch", ins Gesicht brüllen, doch fehlt mir dazu der Mut und die nötige Respektlosigkeit.
Also bleibe ich starr vor ihm stehen und fühle mich nicht in der Lage, weiter zu gehen.
Sein Blick löst sich von meinem und er geht in die Richtung davon, aus der wir gekommen sind. Fassungslos blicke ich ihm nach.Ich fühle mich derart machtlos und übergangen, dass ich meine Zähne zusammen beiße und die aufgestaute Wut in Schüben durch sie hindurch presse.
Wieso zu Hölle sagt mir hier niemand, was eigentlich los ist? War es etwa meine Schuld? Habe ich Louis derart geschadet und aufgewühlt, dass diese Achterbahnfahrt der Gefühle schließlich in dieser Katastrophe endete? Verdammt, wenn mir das nur jemand sagen könnte...aber sie tun es nicht. Sie schweigen. Und das verheißt meist nichts Gutes.
Fuck
Ich habe diese Wort heute bestimmt öfter gesagt, als Louis es je könnte und trotzdem hilft es nicht. Ein paar Boxhandschuhe oder ein Baseballschläger würden mir vielleicht eher helfen. Ich würde versuche etwas damit Kaputt zu schlagen. Doch wo andere an Vasen oder Autos denken, richte ich den Schlagstock auf mich selbst.
Meine Psyche schlägt auf mich ein und lässt mein Herz zerbrechen. Ich kann es förmlich hören, das laute klirren in meiner Brust und das Herz aus Glas, dass unter dieser Kraft zerschellt, wie ein Boot an den Klippen. Ich möchte es eigenständig herausreißen, ehe sich die stechenden Splitter tiefer in meine Seele bohren. Bevor sie das letzte bisschen zerstören, was mir geblieben ist: Hoffnung.
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Ever Since New York
FanfictionHarry Styles, ein erfolgreicher Musiker, fliegt in die weltbekannte Stadt New York City. Eingeschneit sitzt er in Manhattan fest und schwelgt in Erinnerungen an seine erste Große Liebe, Louis Tomlinson. Doch gerade, als er versucht das Vergangene zu...