Chapter 4 - Harry

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,,Auf welcher Station liegt Louis Tomlinson?", rufe ich außer Atem, als ich mit Schwung die breiten Türen des Krankenhauses aufstoße.
Mir ist es egal, dass mich vermutlich das gesamte Krankenhaus kennen wird. Jetzt wo sie mich erwartet und alles über mich gegoogelt haben, kann es mir sowieso gleich sein.

,,Folgen Sie mir bitte."
Eine Krankenschwester springt von ihrem Schreibtisch auf und begleitet mich bis zum Zimmer Nr. 28. Was für eine Ironie, denke ich.
Gleich darauf drückt sie die Klinke herunter und lässt mich eintreten.
,,Der Arzt wird sofort bei Ihnen sein." Dann lässt sie mich alleine und verschwindet mit eiligen Schritten den langen Flur entlang.

Ich sehe mich in dem Einzelzimmer um, in das ich gerade gekommen bin. Und da entdecke ich ihn endlich.
Louis liegt in einem weißen Krankenhausbett, alles stinkt nach Desinfektionsmittel.
,,Hey, wie geht's dir?", frage ich mitfühlend, während ich mich ihm näher.
An seiner Stirn erkennt man eine frisch vernähte Platzwunde, auch seine Wangenknochen scheinen nicht ganz unbeschadet davon gekommen zu sein. Seine Lippe ist fürchterlich aufgeplazt.
Zu meiner Erleichterung ist er jedoch nicht in einen einzigen Gips gewickelt oder hängt an einem Beatmungsgerät.
,,Warum bist ausgerechnet du hier?", er sieht mich misstrauisch an. Louis schiebt seine Bettdecke ein Stück höher, als hätte er etwas vor mir zu verbergen. Ich kann ihn nur anstarren. Immerhin bin ich wegen ihm gekommen.

,,Das Krankenhaus hat mich angerufen. Anscheinend bin ich immer noch als Notfallkontakt in deinem Handy eingespeichert."
Ich lasse mich ermüdet in einen herumstehenden Sessel fallen, sinke beinahe vollständig in das dunkle Leder ein.

,,Dann sollte ich das wohl mal ändern", er seufzt. „Anscheinend kennen wir uns ja kaum noch."

,,Hör auf das zu sagen, du weißt das stimmt nicht."

,,Und du hast immer recht, nicht wahr, Harry?"
Das tat weh. Er weiß, dass ich es hasse, wenn er mich bei meinem Vornamen nennt.

,,Na wie geht es Ihnen Mr. Tomlinson?" Mit einem Klemmbrett unter dem Arm und im weißen Medizinerkittel, betritt der Arzt den Raum. Wir werden unterbrochen - gerade rechtzeitig.
Sofort erhebe ich mich aus dem großen Sessel, trete auf den Arzt zu und gebe ihm höflich die Hand.

,,Besser.", brummt Louis und trifft mich mit einem harten Seitenblick, den er auf mich abfeuert wie heiße Lava.
,,Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung und eine Prellung der linken Rippen. Wir behalten Sie zur Beobachtung da, aber bin ich zuversichtlich, Sie morgen früh entlassen zu können."
,,Danke.", sagt er.
Mein Blick fällt in diesem Moment auf das Paar Vans, welche neben dem Bett auf dem Boden liegen. Wenn er mit diesen rutschigen Schuhen bei dem Schneemengen unterwegs war, wundert es mich wirklich, dass nichts schlimmeres passiert ist.

,,Mr. Styles, könnten Sie Mr. Tomlinson dann morgen gegen 9 Uhr abholen? Wir entlassen unsere Patienten nie ohne Begleitperson."

,,Ich ähm –."
Hilflos sehe ich zu Louis rüber. Ich weiß, dass er dagegen ist. Aber wen könnte er sonst fragen? Die meisten seiner Freunde wohnen in London. Es gibt niemanden der hier in New York ist. Nur mich. Da bin ich mir ziemlich sicher.

Ich gebe ihm ein letztes Mal die Chance Einspruch zu erheben, doch tut er es nicht. Auch nicht als ich endlich sage: ,,Das sollte sich einrichten lassen."
,,Perfekt, dann wäre das schonmal geklärt. Ich gebe Ihnen dann morgen die Schmerztabletten mit. Das Einnehmen sollte dann selbsterklärend sein, ansonsten stehen Ihnen Krankenschwestern zur Verfügung."

,,Das werden wir sicherlich hinbekommen. Danke Dr. Franklin." Ich schiele unauffällig auf sein Namenschild.

,,Bei diesem Wetter ist es sehr glatt auf den Straßen, da ist ein kleiner Autounfall nichts Ungewöhnliches.", mit einem Schwung holt er sein Klemmbrett unter dem Arm hervor und notiert sich etwas darauf.
Er nickt mir abermals zu, versichert sich, dass Louis nichts weiteres benötigt und hetzt raus, zum nächsten Patienten.
Die Tür gibt einen lauten Knall von sich und wir sind wieder alleine.

Schweigen.

,,Können wir reden?", frage ich ihn, doch bekomme ich keine Antwort.
Und so langsam habe ich es wirklich satt, wir müssen reden, unbedingt. Alleine schon deswegen, weil es nicht gerade schön mit uns geendet hat. Es bricht mir das Herz ihn wieder vor mir sitzen zu sehen, aber es muss sein. Alleine deswegen, weil mein Herz rast und mir bewusst wird, wie sehr ich mich noch immer um ihn sorge. Wenn er nicht den Anfang machen will, muss ich es eben tun. Es fällt mir schwer, dennoch bin ich nicht gerade scharf darauf, eine schlaflose Nacht zu verbringen. Ich schnappe mir einen leichteren Stuhl und schiebe ihn an das große Bett heran. Langsam setze ich mich, sodass wir auf Augenhöhe sind. Ich sehe ihn ernst an, dann bringe ich endlich meine Lippen auseinander.
,,Wie geht es Eleanor?"

Ever Since New York Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt